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- Day 130–131
- November 3, 2024 at 9:14 AM - November 4, 2024
- 1 night
- ☁️ 3 °C
- Altitude: 15 m
GermanyScharnebeck53°17’34” N 10°29’37” E
Scharnebeck

3.051 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 125 km/ Gesamt 369.738 km / Ø121,18 km)
Wohnmobilstellplatz
21379 Scharnebeck
Deutschland
In der Nacht bin ich oft wach, sehe die Temperaturen langsam in den Minusbereich fallen, bei minusone sind wir um viertel vor sieben schon unterwegs. Das Laub raschelt, das Gras knackt, der Morgen erwacht. Anfang November.
Das kleine Teelicht darf auch im Hellen scheinen. Es ist eher eine Erinnerung, denn eine Wärme, ein Lebenslicht für mich, und die sich damit verbunden fühlen. Eine Kampfansage gegen die wachsende zwischenmenschliche Kälte, die wenig mit dem Winter der Natur zu tun hat, eher mit dem Frost im Herzen.
Obwohl ich das persönlich eigentlich nicht erlebe, eher periphere wahrnehme. Mir selber wird viel Liebe geschenkt, darüber bin ich sehr dankbar. Jede Form der mitmenschlichen Zuwendung gehört dazu, sich - wie auch immer man das verstehen will - geliebt zu fühlen. Gerade wenn man alleine lebt, ist ein Hauch des warmen Windes menschlicher Nähe eine Sommerbrise voller Licht und Schönheit.
In Kellinghusen weiß ich eigentlich nicht so recht, was wir tun sollen. Hamburg ist nahe, die Fähre über die Elbe, Lübeck und seine Ostsee. Für jetzt keine interessanten Ziele, aber irgendwie muss ich ja nach Süden kommen. Quickborn klingt fröhlich, die Sonne scheint, ich finde einen wunderschönen Weg durch das Spalier von Wiesen und Bäumen, pittoreske Dörfchen, die man im Norden Deutschlands kaum vermutet.
In Norderstedt gehen wir spazieren. Zwischen Freibad und Volkshochschule verstecken sich verlaubte Wege ohne andere Spaziergänger. Einen vorbeijagenden Fahrradhund nimmt Hilde gar nicht wahr, obwohl nur eine kleine Mauer zwischen ihnen ist. Zu tief steckt ihre Nase im Laub, es riecht wieder mal gut.
Vertikal, keine 50 km entfernt, könnte ich Hamburg über die Elbbrücken in einer Stunde durchqueren. Das klingt inspirativ. Früher bin ich einfach in einigen Stunden hindurchgelaufen, erinnere ich mich lächelnd. Jetzt brauche ich zeitlich viel weniger, aber mir geht so viel dabei verloren.
Die Brücken über die Elbe. Dann Seevetal, aus Winsen an der Luhe habe ich letztens jemand getroffen, Lüneburg, Scharnebeck. Der Stellplatz am Schiffshebewerk, irgendwie habe ich gedacht, der sei kostenlos.
Hilde ist den ganzen Tag knuffelig, sie liebt es, mit mir zu toben, kaum dass wir angekommen sind. Ich halte die Augen geschlossen, damit sie nicht in ihrer Wildheit mit der Pfote dagegen kommt. Schon ein Stups mit der Nase macht mich kurze Zeit blind.
Wir spazieren durch die Wiese, alleine geht's uns immer wunderbar. Ich seh meine Welt mit anderen Augen und habe Zeit, Bilder zu machen. Und sie kann schnüffeln, mit ihren Sinnen ihre Umgebung entdecken. Manchmal werde ich müde, auf der Stelle zu stehen, dann muntere ich sie auf, sich zu bewegen.
Heute mag ich nicht lesen. Höre Musik und lasse den Abend sich langsam einrollen für die Nacht, die kalt wird. Im Schlaf kommen kleine Träume, ein bisschen Sehnsucht, nichts weltbewegendes, eher so ein Schutzfilm, den die Gegenwart über mich legt.
In meinem Buch finde ich ein Zitat von Shami Mansei. "Diese unsere Welt
Womit soll ich sie vergleichen?
Mit dem Kielwasser eines Bootes,
Das in der Morgendämmerung davonrudert."
Wir sind nur ein Windhauch, und trotzdem tragen wir die Verantwortung für das Leben auf unseren Schultern. Bis zu dem Moment, wo sich alles in uns vollenden kann.
Hundeschnauze zeigt mir ihr Lächeln, rollt sich ein, und schläft.Read more