• Braunschweig

    2024年11月9日〜11日, ドイツ ⋅ ☀️ 10 °C

    3.057 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 75 km/ Gesamt 370.183, km / Ø121,09 km)

    Seitenstraße in
    Braunschweig
    Deutschland

    Ich wünsche, es würde schneien. Hilde bellt. Es ist dieses ultimative Gebell von "ich sag dir schon seit Stunden, dass ich raus muss". Trottel, steh endlich auf. Wir stehen in einer Seitenstraße mit Zäunen und Häusern, kein Gras.

    Ich zieh Socken an und die Bandagen über die Trainingshose, die ich jetzt nachts brauche. Sandalen, ne warme Jacke. Wir fahren zu einem kleinen Platz in der Nähe, da sehe ich auch im Dunkeln, wo ich hintrete. Es ist ganz eilig.

    Dabei war sie gestern noch bei Claus im Garten abends um halb neun gewesen, sodass ich gehofft hatte, wir würden einen ruhigen Morgen haben. Leben ist unplanbar. Es gibt für jedes Ereignis Gründe, und seien sie noch so simpel.

    Hoffentlich hat sie sich nicht erkältet, sie will seit zwei Tagen nachts nicht unter die Bettdecke. Vielleicht schlafe ich deshalb so gut und wache nur zweimal auf. Wahrscheinlich liegt das aber eher daran, dass ich so spät schlafen gehe, denn wir holen meinen Sohn erst um 21 Uhr von der Arbeit ab.

    Er schenkt mir selbstgebackenen Kuchen zum Frühstück, als hätte er geahnt, dass der Morgen chaotisch wird. Tee und Kuchen, das passt ja eher zum Nachmittag. Aber manchmal ist das Leben eben anders. Und doch normal, denn wer setzt die Maßstäbe außer ich selbst.

    Gestern haben wir Claus besucht, der in Albanien gereist ist, und von einem wunderschönen Roman erzählt, der auf Tatsachen beruht. "Der König von Albanien", eine spleenige Geschichte aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg.

    Und das Land. Sie waren viel am Meer gewesen, aber sie müssen nochmal hinfahren, die Menschen, die Berge, das hat ihn sehr angesprochen. Ich koche Suppe, habe Gemüse gekauft, nutze die Gelegenheit, mich auf diese Weise dafür zu bedanken, dass Hilde den Garten unsicher machen kann.

    Süßkartoffeln, Möhren, Spitzkohl und Paprika. Reichlich Gewürze, eine gesunde Mischung aus Schärfe und Hitze. Für den Winter das richtige Abendessen. Denn die Temperaturen bleiben unter sieben Grad am Tag, die Luft grau verhangen, die richtigen Schneefallvoraussetzungen für die kalten Novembernächte.

    Die Zeit in Braunschweig nutze ich für Einkäufe, die Schränke sind voll, Brot trocknet vor dem Fenster. Sonst sitzen wir im Bus, ich lese, Hilde schläft, wir gehen spazieren. Die Zeit vergeht überraschend schnell.

    Manche Reisenden kündigen ihren Aufbruch mit einem Countdown an. Ich mag eigentlich nie sagen, wann es wohin gehen soll, weil ich zwar ein Datum im Kopf habe und eine Richtung, aber es kann bis dahin soviel passieren, was die Pläne zunichte macht. Und ist nicht jeder Tag des Lebens ein Teil meiner Reise, egal wo wir sein werden.

    Am Vormittag Besuch beim Enkelzwerg, der sich dolle über die Schokolade freut, und sich dabei gleich mal ordentlich beschmiert. Weil unsere Zeit so knapp war, bekommt Hilde im Wohnzimmer Frühstück. Da staunt der kleine Junge aber sehr, wie Hilde lautstark trinkt, das muss er sich genau anschauen.

    Hilde selber kommt nicht zur Ruhe, zuviel Action hier, zu unruhig der eigene Morgen. Später fahren wir auf einen kleinen Parkplatz, ich verordne Hilde den Rückzug in eine dunkle Ecke im Bus. Es fällt ihr sehr schwer. Vielleicht wäre es besser, wenn es schneien würde. Wind kommt schon mal auf.
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