• Sainte-Marie-la-Mer

    Jan 7–8 in France ⋅ ⛅ 11 °C

    3.116 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 139 km/ Gesamt 377.859 km / Ø121,26 km)

    Wohnmobilstellplatz
    66470 Sainte-Marie-la-Mer
    Frankreich

    Einmal Spanien und zurück. Gestern war ein schwieriger Tag. Ich musste entscheiden, was ich machen will. Im Groben ist mir klar, dass ich am französischen Atlantik nordwärts meine Küstenreise fortsetzen will. Aber es ginge ja auch, noch weiter südlich im warmen Spanien ein Stück Küste zu reisen.

    Aber überhaupt. Warum kann ich nicht mal Urlaub vom Reisen machen. Und an einem spanischen Strand im Sonnenschein sitzen und die Beine aus dem Bus baumeln lassen. Weil ich das sonst auch nicht mache, ist eine schwache Antwort.

    Nein, es geht ums Grundsätzliche. Ich habe schon immer mich an irgendetwas orientiert, ein Ziel, ein Fluß, ein Grund, eine Landesgrenze. Einfach unterwegs sein, ziellos umherstreifen, sozusagen kreuz und quer ein Land besuchen. Das macht keinen Sinn.

    Eckpunkte meiner Reise sind Termine und Verabredungen. Und jetzt seit letztem Sommer der Wunsch, Europa's Küstenlinie zu erfahren. Das ist fast wie ein Job, eine Challenge, eine Aufgabe, eine Herausforderung.

    Das macht Sinn und überraschenderweise erlebe ich Küstenabschnitte, die ich schon einmal gefahren bin, durchaus neu und interessant. Stelle also fest, dass sich mir das Land anders öffnet, wenn ich es mit einem gezielten Bewusstsein bereise.

    Ergo. Eine Tour mit fünfhundert Kilometern nach Süden, um in warmer Sonne ein paar Tage die Füße ans Meer zu stellen, kostet mich Geld, das ich nicht habe, und verkürzt den Zeitraum, der mir für die Küste bleibt. Ein wenig ist es Illusion, so zu tun, als würde die warme Sonne langfristig meinem Leben eine andere Fülle geben, wenn ich sie kurzfristig genießen würde.

    Stattdessen fühle ich die Kälte im regnerischen Süden von Frankreich viel intensiver, nachdem ich in Spanien einige Stunden Wärme hatte. Was ist geschehen. Ich komme von Port Leucate und fahre die Küste runter über Les Barcares, wo am Sonntag der letzte Tag im Weihnachtsdorf angebrochen ist. Hochbetrieb ist nicht mehr, aber trotzdem kommen Besucher von nah und fern, um sich einer Illusion zu öffnen, einem Land der Märchen und Geschichten.

    Nochmal Kind sein und staunen, bevor man Zuhause entdeckt, was im Rausch der Möglichkeiten alles eingekauft wurde. Am Plage du Lido zwischen Canet en Roussillon und Saint Cyprien spazieren wir am Meer, ein letztes Mal, so dachte ich. Denn die Camper sind aus Argeles sur Mer verbannt, und die offiziellen Stellplätze sind teuer.

    Dafür hat Port Vendres einen Stellplatz am Rand des Ortes, wo die Polizei morgens um acht Uhr acht Euro kassiert. Was wäre, wenn sie später kämen oder früher. Sie kommen seit Monaten nicht mehr. Vielleicht aus Rücksicht auf den Staub, den die Baumaschinen lärmend aufwühlen, während sie schon früh morgens ihr Tagwerk beginnen.

    Also fahren auch wir weiter nach Banyuls und Cerbere, der letzte Ort vor der Grenze, wo wir Tardas und Justina mit ihrer Hündin treffen, die nach dem litauischen Wort für Zucker benannt ist, während ihr Camper "Hotel" heißt. Ein solches Kennzeichen erfährt häufige Erwähnung, während meine Nummernfolge 1312 in Buchstaben nur bei Insidern ein anerkennendes Nicken hervorlockt.

    So kommen wir ins Gespräch über ihre Reise und wollen uns in Erinnerung behalten. Wir queren die spanische Grenze und beschließen diesen Küstenabschnitt vor Le Port und Llançà, um nach Figueras zu fahren. Hier tanke ich für unter 1,40 Euro und gucke bei Dali vorbei, wo es aufgrund des besonderen Feiertages in Spanien keine Schlange am Eingang gibt.

    Als ich 1979 dort war, gab es die auch nicht, die Preise waren moderat für einen Tramper ohne viel Geld, die Ausstellung aber wirklich bizarr. Okay. Ich habe eine Entscheidung getroffen. Wir fahren über die Autobahn zurück an den Plage du Lido und von dort nach Westen. Dazu kommt es allerdings dann doch nicht, weil wir eine nette Leserin unserer Geschichten in Sainte Marie auf dem günstigen Stellplatz treffen, und uns in nette Gespräche miteinander vertiefen.

    In de Nacht regnet es heftig, wir schlafen gut. Am Morgen ist der Himmel klar und die Sonne geht auf. Wir freuen uns auf den Tag.
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