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- Day 198–199
- January 10, 2025 at 11:31 AM - January 11, 2025
- 1 night
- ⛅ 14 °C
- Altitude: 291 m
FranceMardaing43°15’48” N 0°1’38” E
Tarbes

3.119 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 120 km/ Gesamt 378.275 km / Ø121,28 km)
Wohnmobilstellplatz
65000 Tarbes
Frankreich
Da unsere französischen Nachbarn auf dem Stellplatz in Urau meinten, mehrere große Hunde aus dem Dorf würden frei herumstreunen, haben wir auf den Spaziergang verzichtet, und sind mit den ersten Licht des neuen Tages aufgebrochen.
Querfeldein sozusagen. Durch ein Tal zwischen den Hügeln und den hohen Bergen im Grenzbereich der Pyrenäen. Fast einsam, nur wenig Verkehr, dafür aber Natur und Sonne pur. In einem Flachstück kommt uns ein Lieferwagen entgegen, ein lauter Knall, und ich kann plötzlich nicht mehr nach hinten schauen. Wir stoppen, er kommt auf mich zu, hält die Reste des Spiegels in seiner Hand. Ça va? Ja nichts wirklich passiert, keiner war schuld, sein Spiegel war einfach stärker, meiner ist nun kaputt.
Wir wünschen uns einen guten Tag, und wir fahren weiter, auf der Suche nach einem Platz für Hilde's Spaziergang, zum Frühstücken, für eine mögliche Reparatur. Kurze Zeit später biegt links eine Straße ab, ein Rad lehnt an einem Schild, eine kleine Frau macht Photos, die Sonne kommt gerade zwischen den Felsen hervor.
Im Weggehen schaut sie auf meinen Schriftzug am Bus, kommt ans Fenster, und fragt mich akzentfrei in Deusch, was das bedeutet. So kommen wir ins Gespräch, Ute ist in Deutschland geboren, lebt seit über vierzig Jahren in Frankreich, hat Familie und Enkel, und engagiert sich gegen den Bau einer Fabrik auf dem Platz, wo wir uns getroffen haben. Sie hat die Baugenehmigung fotografiert, will später Flugblätter verteilen. Dazwischen hat sie Zeit, und lädt uns zu einem Plausch in ihren Garten ein.
Sie bewohnt mit ihrem Mann ein Haus aus dem Jahr 1835, in dem damals eine Marquise aus Paris gelebt hat. In ihre Haut versetzt sich Ute mit ihrem zweiten Projekt, einer Gärtnerei für antike Pflanzen und Bäume. Was hätte die frühere Besitzerin pflanzen können zu ihrer Zeit, wenn sie einen grünen Daumen gehabt hätte. Und so steht an jeder Pflanze, aus welchen Jahr sie stammt.
Tatsächlich war Ute Französischlehrerin, jetzt ist sie berentet und engagiert sich für den Erhalt der Natur in der Umgebung ihrer Heimat. Denn das kleine Dorf ist ihr Zuhause und längst nicht mehr Deutschland. Doch dann sagt sie etwas, was mich nachdenklich macht. Französisch sei eine analytische Sprache, wenn sie den Enkeln etwas vorsingt, oder wenn sie betet, dann macht sie das in Deutsch, weil sie ihre Ursprungssprache viel stärker aus dem Bauch heraus fühlt.
Ich nehme beide Sprachen ganz anders wahr, aber vielleicht sind die Verhältnisse verschieden, wenn man nicht mehr in seinem Mutterland lebt. Falls du Interesse an Ute's Engagement hast, verlinke ich hier ihre Seiten. Auf Facebook geht's um die Fabrik, auf Instagram um ihren Garten, und auf der Webseite geht's um Ganze.
https://www.facebook.com/ute.delaye
https://www.instagram.com/pepinierexix?igsh=cHR…
https://www.lesjardinsducapdarbon.fr/
Während wir uns verabschieden, im Wissen, miteinander den Kontakt zu halten, mache ich noch einige Aufnahmen, und versuche zu verhindern, dass die zutrauliche Katze zu Hilde in den Bus springt. Dann fahren wir auf den Dorfplatz, um zu frühstücken, während Ute hupend uns passiert, um ihre Flugblätter zu verteilen. Ein Leben in Frankreich. Mit 22 Jahren wollte sie einer Freundin Toulouse zeigen, da hat ihr Mann sie beim Trampen mitgenommen. Und so ist sie geblieben, hat es nicht bereut. Würde sie mir auf der Straße wieder begegnen, ich hätte nie den Gedanken, sie sei keine Französin.
Es geht schon über den Mittag hinaus, während ich dort sitze, und plötzlich Lust bekomme, mich zu rasieren, und später den kleinen Handspiegel als Seitenspiegel anklebe. Nicht ideal, aber durchaus erstmal ausreichend. Wir tingeln durchs Land, bis ich mir Gedanken über einen Schlafplatz machen muss.
Dann fahren wir den direkten Weg nach Tarbes, wo es einen privaten Stellplatz gibt. Der Platzwart soll abends kommen, um acht Euro zu kassieren, aber heute fällt sein Besuch aus. Dafür lernen wir Francis kennen, der Donnerstagnacht immer hier im Camper übernachtet. Er wohnt in Lourdes, aber arbeitet als Lehrer in Tarbes, und hat Donnerstag und Freitag seine Hauptunterrichtszeiten. Ein Englisch sprechender Franzose mit diesem unnachahmlichen Akzent, eine melodische Freude, ihm zuzuhören.
Er verlässt den Platz noch vor uns im Dunkeln. Wir fahren im Hellen weg, mitten in einen wunderschönen Sonnenaufgang hinein. An einem Friedhof machen wir einen Spaziergang, auf einem anderen Parkplatz mit dem Blick auf die sonnenbeschienenen Schneeberge frühstücken wir. Hier schreibe ich die Geschichte und bin schon ein bisschen aufgeregt, was der Tag uns schenken wird.Read more