• Arès

    16.–17. jan., Frankrig ⋅ ☁️ 3 °C

    3.125 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 159 km/ Gesamt 379.084 km / Ø121,30 km)

    Wohnmobilstellplatz
    33740 Arès
    Frankreich

    Um halb sechs wollte ich nicht mehr schlafen, es ist wärmer geworden, und der Verkehr auf der Straße nimmt zu. Ich mag keine Träume haben, zumindest in der Nacht, wenn ich mich nicht dagegen wehren kann. Und manchmal glaube ich, dass sie die Erlebnisse des vergangenen Tages in einer Weise mit sich tragen, die mir durchaus nicht angenehm ist.

    Wir sind durch den Wald gefahren. Von Contis Les Bains über Mézos, Saint Paul en Born, Gastes, um den ersten See herum ins emsige Biscarrosse, an seine Küste. Kleine Orte, im denen ich lediglich die beiden Bäume interessant finde, die zusammengewachsen sind. Vermutlich von Menschen forciert, aber in der Bedeutung sehr ausdrucksstark.

    Fluglärm vom nahen Camp, Burger an der Straße zum Strand, in der der Kommerz einen festen Platz in Sichtweite der Menschen eingenommen hat. Was du vorher alles nicht gebraucht hast, hier bekommst du es. Am Strand wird gebaut. Nein, das stimmt nicht so ganz. Es ist nur die wichtigste Durchgangsstrasse, die gesperrt ist. Zum Strand hoch gibt es Wiese, grünes Gras, wenig Wege, keine Menschen. Einige Camper parken hier ungestört, am Ende des Weges ist ein Parkplatz mit Schranke, zu niedrig für uns.

    Ich registriere das, so denke ich, aber es macht was mit mir. Denn als wir weiter fahren zur größten Düne Europas, die gar nicht so besonders heraussticht, weil sie so verbaut ist, stelle ich fest, dass der Strand für mich nicht erreichbar ist. Die Wege sind zu weit, fest verschrankt. Es diene dem Erhalt der sensiblen Natur, so höre ich, und meine, dass das in den letzten fünfzig Jahren doch überhaupt keine Rolle gespielt.

    Da konntest du ungehindert ziemlich nah an die Düne fahren, und drauf herumlaufen. Ob das heute noch so ist, kann ich nicht beurteilen. Aber dass es vor zwei Jahren südlich vom Ort Arcachon auf halbem Wege zur Düne einen Waldparkplatz gab, auf dem die Camper zwar schief, aber doch meernah übernachten konnten. Heute ist das kultiviert und mit Pfosten ringsum so versperrt, dass es nur noch wenige kostenlose Parkmöglichkeiten gibt.

    Dafür werden alle Besucher auf einem großen, asphaltierten Parkplatz mit Schranke und Geldschloß gesammelt. Das erinnert mich sehr an die Nordseeküste. Unter dem Deckmantel Naturschutz bereichern sich diejenigen, die das Geld horten, an denen, die sie doch einfach nur sehen wollen.

    Ich finde nicht, dass der Mensch das Recht hat, die von Gott geschaffene und uns allen zur Verfügung stehende Natur, für sich zu kaufen und zu vermarkten. Meine Enttäuschung, nicht mehr so wie früher reisen zu können, ist eine persönliche Sache. Aber, wie die Natur quasi in einen Privatbesitz übergeht, eine andere.

    Manche Freunde schreiben, dass es eine großartige Gegend ist, in der wir reisen. Das stimmt. Aber wenn ich hier unterwegs bin, dann ist es mir auch wichtig, den Finger drauf zu halten. Wir sind hier nur dieses Mal noch, aber was wird in Zukunft sein. Wir umkreisen den Bassin d'Arcachon weitläufig, durch alle kleinen Orte, die sich am Ufer ausgebreitet haben.

    In Arès gibt es einen Stellplatz der Organisation, dessen Mitglied ich jetzt bin. Und ganz in der Nähe endet die Straße bei einem alten Krankenhaus des Roten Kreuzes am gestrandeten See. Flach wir ein Spiegel, das Ufer nackt wegen der Ebbe, darüber Sand, dann Häuser. Die abendliche Spazierrunde in Saint-Brice, einem Ortsteil.

    Im Winter frei für alle Hundespaziergänger und die großen Reifen von SUVs, die 4x4 den Sand aufwühlen. Da waren wir grade am Bus zurück, und während ich meine Schuhe wechsele, liegt ein großer Golden Retriever unter der Hecke am Zaun und beobachtet mich mit ruhigen, fast traurigen Augen, während Hilde den Verkehr durch die Windschutzscheibe im Blick hat, und nichts davon mitbekommt.

    In der Nacht sinkt die Temperatur nicht mehr, sie bleibt bei drei, vier Grad, was immer noch kalt genug ist, aber die Sonne verspricht Wärme. Und wenn sie in windstillen Ecken scheint, dann spüre ich ihre Kraft, auf die ich mich durchaus freue, obwohl ich natürlich nordwärts unterwegs bin in eine Gegend, die den Winter seit einigen Jahren wieder für sich entdeckt hat.

    Und wenn du mich fragst, warum wir nicht in den Süden fahren, wo es warm ist, dann darf ich dir antworten, dass es persönliche Gründe gibt, die dies leider verhindern, weil sie meinen Zeitrahmen einschränken. So habe ich mir dann die Südwestküste als Reiseziel ausgesucht und hoffe, es vielleicht noch bis zu den Inseln zu schaffen.

    Natürlich wünsche ich mir fröhlichere Geschichten, aber vielleicht kann ich dich wenigstens mit den Bildern erfreuen. Uns geht es gut, wir gehen bald spazieren, und weil ich schon so lange wach bin, habe ich auch schon gefrühstückt, während Hilde noch schläft. So sind unsere Rollen gut verteilt.
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