• Sancoins

    Jan 22–23 in France ⋅ ☁️ 8 °C

    3.131 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 122 km/ Gesamt 379.887 km / Ø121,33 km)

    Wohnmobilstellplatz (frei)
    18600 Sancoins
    Frankreich

    Alle guten Dinge sind drei, so sagt man doch. Zweimal waren wir schon an diesem schön am Kanal gelegenen Stellplatz und sind trotzdem weiter gefahren. Einmal gab es zuviel Hundespaziergänger hier, das andere Mal laut feiernde Jugendliche. Dieses Mal ist früher, sonnig kalter Nachmittag. Mit uns fährt ein französisches Ehepaar auf den Platz, wir begegnen uns beim Spaziergang den Fluss hinunter, der Canal de Berry heißt. Oben an der Brücke sitzt ein Angler, seine Ehefrau spaziert auf und ab, um der Langeweile zu trotzen.

    "Der Canal de Berry ist ein ehemaliger französischer Schifffahrtskanal im historischen Herzogtum Berry in den heutigen Regionen Auvergne-Rhône-Alpes und Centre-Val de Loire.

    Er wurde in den Jahren 1809–1841 im Auftrag des französischen Generaldirektors für das Straßen- und Brückenwesen, Louis Becquey, durch Chef-Ingenieur Joseph-Michel Dutens angelegt.

    Nach seiner Inbetriebnahme diente der Canal de Berry als Transportverbindung vom Loire- zum Rhonetal. Er hat sehr viel zur Entwicklung von Montluçon beigetragen, wurde doch die Region auf diesem Wege mit Kalk, Zement, Holz, Kohle und Porzellan beliefert. Mit dem Aufkommen des größeren Schiffsstandards Freycinet ist der Kanal dann aber bald an die Grenzen seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gestoßen. Infolge seiner geringen Schleusen-Abmessungen wurde der Gütertransport 1954 eingestellt."
    (Wikipedia)

    An der Straße sehe ich ein Schild "Ids Roch" und mir fällt ein, dass Kelvin und Yvonne dort einen kleinen Campingplatz haben, auf dem wir schon mal nächtigen. Im Gedanken, wenigstens mal Guten Tag zu sagen, biegen wir ab, und finden nur die Schwiegertochter vor. Der Platz sei seit zwei Jahren geschlossen, Yvonne und Kelvin sind in den Niederlanden, die jungen Leute werden den Platz umbauen.

    So verändern sich die Umstände, man muss loslassen lernen, bevor die Ereignisse dem Menschen den Bestand wegreißen. Im Grunde hat sich der Platz seit dem großen C. nicht mehr erholen können, kurz vor der Schließung müssen wir noch dort gewesen sein. Alleine im Winter, und ich habe viel mit Kelvin geredet.

    Jahre vorher, am Anfang unserer Reisezeit, im Frühling war noch Yvonne da, der Camping hat Freude ausgeströmt. Aber alleine um zu überleben, musste Yvonne später im Winter in den Niederlanden arbeiten gehen. Jetzt scheinen sie dort ihren Lebensabend zu verbringen, im Sommer mal in Frankreich zu Besuch sein.

    Nachdenklich fahre ich weiter, vielleicht hätte ich mir den Besuch schenken können. Manchmal ist es schöner, eine Erinnerung zu behalten. Beim Bäcker habe ich damals eine junge Engländerin getroffen, die mit dem Fahrrad gereist ist. Ein bekannter Radweg und auch der TET für Motorradfahrer verläuft in der Nähe, so war der Camping immer ein gutes Ziel gewesen.

    Heute fahren wir weiter, ich hatte eine Tüte Madeleines gegessen und keinen Hunger auf ein leckeres Kuchenstück. Vielleicht wollte ich auch die Vergangenheit nicht noch mehr provozieren. Heute hat meine norwegische Liebe aus den 70er Jahren Geburtstag, sie ist drei Jahre jünger als ich, da kommt schon genug an nostalgischen Erinnerungen auf, wenn man so alleine reist.

    Es ist früher Nachmittag, als wir am Stellplatz ankommen, in der Nacht regnet es, und auch mein Schlaf ist unruhig, fast stündlich wache ich auf. Morgenspaziergang und Frühstück. Heute morgen bin ich besonders verschnupft, was im Laufe des Tages sich meist legt. Möglich, dass die kalte Luft, die ich über das Apnoegerät einatme, vermischt mit der zeitweiligen Standheizungsluft da nicht unschuldig dran ist.

    Die Sonne ist da, es ist Dienstag morgen, so beginnt passend ein wunderschöner Song von Cowboy Junkies, den ich hier verlinke. Geniess den Tag.

    https://youtu.be/6QXo7oZMbNU?si=dxgl4N5qqa1iKa6j
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