• Aichhalden

    Jan 29–30 in Germany ⋅ ☁️ 4 °C

    3.138 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 173 km/ Gesamt 380.909 km / Ø121,38 km)

    Wohnmobilstellplatz (frei)
    78733 Aichhalden
    Deutschland

    Wir haben uns in Hausdülmen getroffen. Vor anderthalb Jahren etwa, als die Wiese am Sportplatz noch für Camper geöffnet war. Eine junge Familie mit einem VW Bus auf Elternzeitreise, die hier eine jähe Unterbrechung fand, weil der Bus einen Schaden hatte, und huckepack zum Bodensee gereist ist.

    Später sehe ich sie mit ihren kleinen Kindern in den Picos wandern, Barcelona verunsichern, wir bleiben in Kontakt. Immer wenn ich mal in der Nähe bin, klettern sie irgendwo durch die Berge. Aber jetzt hat es gepasst, am Tag, als der große Regen in der Nacht kam, sind sie zuhause.

    Und empfangen uns wie lang Vermisste. Herzlich und freundlich, dass Hilde glaubt, das Haus würde ihr schon mehr oder weniger gehören. Die Kinder sind älter, das kleine Baby aus meiner Erinnerung spricht schon so deutlich, dass ich vieles verstehen kann. Ein Tee zum Gespräch, meine Schaf und Ziegen - Mitbringsel zu Rösti und Kroketten, der Sandwein aus der Camargue mundet beiden Eltern gut.

    Elternzeit gibt es nicht mehr, aber die Arbeitgeber sind großzügig, Ende März steht eine große Reise nach Griechenland an, bis dann braucht das Büsle noch ein paar Energieschocks. Wir übernachten vor dem Haus, an einer Hecke dünner Stämme, die sich zusammengestellt haben wie Wartende an einer Bushaltestelle im Morgenverkehr.

    Es schüttet die ganze Nacht, die Wiese, über die wir morgens spazieren, steht regelrecht unter Wasser. Die Kinder haben uns verabschiedet auf dem Weg zum Kindergarten mit Tigerentenrad und Sitzroller, glänzenden Regenjacken und fröhlichen Helmen.

    Wir sitzen noch auf ein Gespräch zum Abschied im Haus, hoffen uns bald unterwegs wiederzusehen. Wir bekommen unsere vier Kanister Trinkwasser gefüllt zum Bus gebracht, herzliche Verabschiedung, dann geht's zur Fähre. Mein Sohn hat mich gebeten, die heißgeliebten Stöckli mitzubringen, die eine alte Tradition bei uns haben.

    Damals war ich alleinerziehender Papa, und wir haben beim Einkaufen im Real diesen seltsamen Schweizer Reibekäse entdeckt. Auf Schwarzbrot mit Butter ein absolutes Festmahl. Schon lange bevor Real von einem anderen Unternehmen aufgekauft wurde, haben sie leider diesen Käse aus dem Sortiment genommen, und die Schweiz war nicht unbedingt auf unserer Hitliste der Urlaubsziele weit oben.

    Trotzdem hat mein Sohn den Käse nie vergessen. Und wenn es meinen Weg in die Gegend bringt, heißt der Auftrag immer, denk an die Stöckli. Ich selber bevorzuge mittlerweile den Zibu, die Zigerbutter, also die gemischte Variante, die mit Ziege übrigens nichts zu tun hat.

    "Seit Generationen erfährt der Glarner Schabziger Sympathie und Bewunderung. Und das nicht nur in der traditionellen, sondern auch in der modernen Küche. Denn das älteste Markenprodukt der Schweiz verleiht sowohl altbekannten als auch neu kreierten Speisen die besondere Raffinesse. Ob gerieben, gestrichen, als Würze oder Dipp – das extrem fettarme und sehr bekömmliche Naturprodukt sorgt immer und überall für glückliche Gesichter.

    Das halbharte Stöckli eignet sich zum Reiben oder Hobeln und kann sehr vielseitig angewendet werden; zum Beispiel zum Abschmecken von Teigwaren, Gratins, Risotto, Polenta, Fondue, Raclette, Fleisch, Fisch, Suppen, Salaten, Apéro-Häppchen, etc. Sein voller, unverkennbar intensiver Geschmack ist einzigartig und gibt jedem Gericht eine ganz besondere Note.

    Das Stöckli passt in unsere bewährte Reibmühle – um feine Scheibchen zu schneiden, reicht ein einfacher Käsehobel.

    Das legendäre Schabziger Stöckli ist weltweit einzigartig, würzig und geschmackvoll – einfach uurwürzig guet.

    Seit 1463, magerer Berg-Kräuterkäse, halbhart, aus pasteurisierter Magermilch von Kühen, praktisch fettfrei und laktosefrei. Für Vegetarier geeignet. Enthält kein Lab."

    https://shop.schabziger.ch/Stoeckli-Original-10…

    Bei Coop und Migros leere ich die Regale, bis in den August muss das reichen, dann wollte ich nochmal einen schweizer Abstecher machen. In Meersburg fährt uns sozusagen die Fähre vor der Nase weg. Das hat den immensen Vorteil, dass wir auf der Nächsten in Poolposition stehen.

    Es ist windig und wellig, tatsächlich kommen wir mitten auf dem Bodensee ein bisschen in Bewegung. Über die Landesstrasse 13 fahren wir bis nach Stein am Rhein, an der Grenzstation Ramsen werde ich angehalten, und der Beamte fragt mich allen Ernstes, woher ich komme und wohin ich fahre.

    Ich gucke ihn ungläubig an und antworte, von der Schweiz nach Deutschland. Oder?! Ein Blick ins Innere, die Einkäufe habe ich zwischen den Sitzen versteckt, Hilde ist angeschnallt, wir dürfen fahren. Auf der deutschen Seite ruht der wahre Grenzschimmel in warmen Gemächern, es reicht, wenn die Schweizer ihre Arbeit gut machen. Das nennt man, glaube ich, Gewaltenteilung.

    In Raeslingen waren wir gerne auf dem Stellplatz am Freibad, heuer hat es eine neue Schicht aus hellen Steinen, dafür ist der Preis auf 12 Euro angehoben worden. Nicht alle Plätze scheinen Strom zu bekommen, und das Freibad hat natürlich geschlossen. Ich kann die Preissteigerung echt nicht verstehen, da muss man sich nicht wundern, wenn Gäste ausbleiben.

    Wir nutzen die Felder zum Spaziergang, die nassen, weichen Wiesen laden Hilde zum Buddeln ein, ihre zweite, große Leidenschaft. Wir sind in Rottweil mit einer Leserin verabredet, fahren zusammen zum kostenlosen Stellplatz im Aichhalden. Sie hat zwei große Hunde, und einen kleinen Kastenwagen, friert ziemlich in der Nacht und fährt früh nachhause. Die Hunde haben nicht so zueinander gefunden, was zu erwarten war.

    Dafür haben wir einen angenehmen Abend im gesprächigen Austausch miteinander, und zum Abschied schenkt sie mir eine Mondkarte, damit ich in diesem Jahr weiß, wann die hellsten Nächte sind. Diese Nacht haben wir die Laternen, die nicht ausgehen, während es wieder regnet, und die heftigen Windböen gut zu hören sind.

    Wir stehen geschützt und mit dem ersten Licht, kurz nach Brigitte's Abfahrt, machen wir den ersten Spaziergang. Frühstück und die lange Pause danach, die Hilde dringend braucht, um zu entspannen. Der Wind ist immer noch aktiv, und hat gerade mal kurz den Himmel aufgerissen, um die Sonne zu zeigen. Wir wollen heute den Schwarzwald durchqueren, da wäre ein bisschen mehr Helligkeit sicher auch bildreicher.
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