• Niobe - Denkmal

    17–18 mrt., Duitsland ⋅ ☀️ 3 °C

    3.185 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 66 km/ Gesamt 386.809 km / Ø121,44 km)

    Wohnmobilstellplatz
    Niobe-Denkmal
    Deutschland

    Das Meer tobt, der Himmel ist dunkel bewölkt, es ist kalt. Sonntag morgen am Strand von Püttsee auf dem Spaziergang zum Hendrix - Denkmal. "Wir schreiben den 6. Sept. 1970
    Gegen 11:00 Uhr trafen dann Hendrix und seine Gefolgschaft auf dem Festivalgelände ein, wo er sich zunächst in einen bereitgestellten Wohnwagen zurückzog. Um 12:56 Uhr war es dann endlich soweit: Hendrix betrat unter dem Jubel, aber auch Pfiffen und Buhrufen des Publikums die Bühne und spielte mit seiner Begleitband (Mitch Mitchell und Billy Cox) Hits wie Hey Joe, Purple Haze und Voodoo Child. Sein Auftritt wirkte eher uninspiriert, lustlos routiniert. Sei es wegen der äußeren Umstände, sei es wegen seiner angeschlagenen seelischen Verfassung. Nach dem Auftritt verließ Hendrix sofort das Gelände und brach nach London auf, wo er wenige Tage später am 18. September 1970 verstarb."

    Soweit Wikipedia, wobei ich empfehle, den ganzen Text zu lesen, denn das gewünschte "Love-and-Peace-Festival" hatte noch andere, nicht sehr erfreuliche Umstände. Es war auch nicht das letzte Konzert von Jimi, der kurz vor seinem Tod am 16.9. mit Eric Burdon in London auftrat.

    Und wenn die Ostsee tobt, dann ist das eher so wie der Atlantik an einem windstillen Tag sich der Küste nähert. Aber die Kälte fühlt sich ohne Sonne noch unangenehmer an, besonders wenn Wind aufkommt. Nicht weit vom Meer entfernt ist das Denkmal. Ein großer Felsbrocken, eine Gitarre, ein sachlicher Text.

    Mittlerweile gibt es über einen Scan einen Audiobeitrag zum Hintergrund des Denkmals. Wir stehen zusammen mit einem Ehepaar, das aus dem Münsterland nach Fehmarn umgezogen ist. Ich bin der Einzige, der vom Alter her, Zeitzeuge sein könnte. Aber Fehmarn war damals für mich ähnlich weit weg wie Amerika.

    Dafür war ich 1972 auf dem großen Festival auf der Halbinsel am Rhein in Germersheim, wo die Rocker nicht so eine gravierende Rolle gespielt haben, wie auf Fehmarn. Aber chaotisch war es durchaus.

    Zurück zur Gegenwart. Wir fahren um das Naturschutzgebiet Wallnau herum bis zum Nabu-Haus, nicht weit von der Küste entfernt. Ein paar Besucher betreten das Gelände durch den Seiteneingang, wir fahren weiter, und kommen zum alten Leuchtturm in Westermarkelsdorf.

    "Der Leuchtturm von Westermarkelsdorf wurde 1881 an der Nordwest-Ecke der Insel Fehmarn hinter dem Deich errichtet und weist bis 2021 der Schifffahrt als Orientierungs- und Warnfeuer den Weg in den Fehmarnbelt. Als aufgrund der Baustelle für den Fehmarnbelttunnel der Schiffsverkehr deutlich zunimmt und modernere Technik benötigt wird, entsteht neben dem alten Westermarkelsdorfer Leuchtturm ein zweiter, neuer Leuchtturm - 26 Meter hoch und ausgestattet mit der Leuchtfeueroptik des alten Turmes, aber auch mit Radarantenne und Funkpeiler. Nebenan befinden sich noch weitere Einrichtungen der Schifffahrt und der Meteorologie."

    https://www.fehmarn.de/poi/leuchtturm-westermar…

    Eine knappe, nüchterne Beschreibung, mit der meine Gefühle nicht einher gehen. Sehe ich doch ein leeres Haus ohne Gardinen, einen umzäunten Garten ohne Leben, eine verschlossene Garage. Hier hat über die jahrhunderte hinweg das Leben Einzug gehalten, die Arbeit gab einer Familie die Lebensgrundlage, Kinder im Garten, ein Hund, der Spaziergänger anbellt, eine Frau, die das Obst von den Bäumen pflückt, im sorgfältig gepflegten Beet wächst Gemüse.

    Jetzt ein Lost Place, denn der neue Turm bedarf nur der technischen Wartung, die Bedienung ist computergesteuert. Natürlich, das ist die Entwicklung, die Zukunft in dieser hochtechnisierten Welt. Und letztendlich bin ich ein Träumer, ein "Ausderzeitgefallener" Reisender. Aber gerade deshalb viel empfindlicher, viel sentimentaler.

    Das Meer ist sehr fischreich, ein Hamburger begegnet uns, der einen langen Fischkörper an den Kiemen trägt. Keine dreißig Meter vom Ufer entfernt hat er die Meeresforelle gefangen, zwei, drei Stunden Sport am Wasser, der Erfolg des Tages.

    An der Nordküste liegen Campingplätze, die noch geschlossen sind, sodass wir durch das grüne Hinterküstenland hoppeln, wo die Bauern schon fleißig dabei sind, das Land zu bearbeiten. Sonntag und Ruhetag. Keine Zeit. Hinterm Niobe-Denkmal liegt ein kleiner Stellplatz unter hohen Kiefern neben einem großen Spielplatz, auf dem nachts kleine Karnickel rumflitzen. Strom ist im Preis inbegriffen, das ist sehr spendabel bei einem Winterpreis von neun Euro.

    Neben uns parken Ute und Matthias auf beiden Seiten, er hätte mich fast übern Haufen gefahren, weil er so schnell wie möglich zum Platz wollte, während ich unschlüssig noch mal weggefahren bin. So kommen wir später gut ins Gespräch. Der tiefe, steinige Sandstrand läßt sich schlecht laufen. Wir spazieren zum Denkmal, das an ein Geschehen hier vor der Küste erinnert, das bald hundert Jahre her ist.

    "Am 26. Juli 1932 kenterte die Niobe im Fehmarnbelt auf der Position 54° 35′ 42″ N, 11° 11′ 12″ O in einer nicht vorhersehbaren Gewitterbö (siehe Weiße Bö) und sank in wenigen Minuten. 69 Menschen kamen dabei ums Leben, 40 wurden von einem Feuerschiff und dem Dampfschiff Therese Ruß gerettet. Unter den Geretteten war auch der Kommandant Kapitänleutnant Heinrich Ruhfus. Er wurde später nach einem Kriegsgerichtsverfahren durch das Gericht von der Anklage der Fahrlässigkeit am 10. November 1932 freigesprochen. Ursache für das rasche Sinken war unter anderem der Umstand, dass zu diesem Zeitpunkt auf Grund des guten Wetters alle Luken und Bullaugen geöffnet waren."
    (Wikipedia)

    Abends sind wir mit Ute, die heute getrennt von uns unterwegs war, aber eine ähnliche Route gefahren ist, im blauen Bus erzählend zusammen. Morgens kommt die Sonne raus, aber es bleibt bitterkalt. Hilde ist ungeduldig und will schon früh raus, was eigentlich gut ist, weil noch keine anderen Hunde unterwegs sind.

    Die linke Hälfte der Insel haben wir fast geschafft, hinterm Grünen Brink liegt der Fährhafen für die Schiffe nach Dänemark in Puttgarden. Von unserem Spaziergang gestern konnte ich eins der Schiffe bei der Einfahrt entdecken.
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