• Hünfeld

    7–8 apr, Germania ⋅ ☀️ 8 °C

    3.207 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 171 km/ Gesamt 389.246 km / Ø121,41 km)

    Wohnmobilstellplatz
    Hünfeld
    Deutschland

    Als morgens die ersten Sonnenstrahlen auf meinen nackten Arm, den ich gerade mit klarem Wasser reinige, scheinen, sieht er richtig braun aus und fühlt sich ganz warm an, obwohl die Nacht sehr kalt war. Es ist eine Fiktion, die sich in meinem Kopf abspielt, während meine tatsächliche Lebenssituation eiskalte Hände und Füße hat, als wir einige Augenblicke später durchs gefrorene Gras am See entlang spazieren gehen.

    Ich habe die kalten Monate in Deutschland ohne Handschuhe und Schal in Sandalen verbracht, aber jetzt am Ende fehlen sie mir tatsächlich. Schlecht geschlafen habe ich beschlossen, den täglichen Nachrichten wieder aus dem Weg zu gehen. Auch ohne meine Kenntnis werden die Menschen sich weiter erniedrigen, verletzten, bedrohen. Und andererseits auch den warnenden Stimmen nicht zuhören, sondern aus ihrem unvernünftigen Bauch heraus handeln, als gäbe es den denkenden Verstand nicht.

    Als wir am späten Nachmittag ankommen, spaziert uns Thomas entgegen. Wir gehen mit Hilde an den Seen vorbei und sitzen lange im Gespräch am Bus, bis die Kälte auch den letzten Pullover durchlöchert. Thomas macht es sich mit kleiner Lampe und Öfchen bequem in seinem Camper, um zu lesen, während ich Hilde's Abendessen vorbereite.

    Unterwegs habe ich einen Pack Eier von meiner Tochter im Wasserkocher erhitzt, und würze einige mit Curry, weil ich kein Salz besitze, auch keins brauche. Auch wenn ich nicht koche, gibt es einige Gewürze im blauen Bus für eventuelle GeschmacksveränderungenSind doch manche Käse ziemlich geschmacklos, oder ein Joghurt braucht mal einen scharfen Unterton.

    Auf dem Stellplatz im Praforst hat mir noch jemand Strom hinterlassen, sodass die Batterien sich mal wieder füllen können. So kann ich mir auch einen Abfahrtstee kochen, denn der Thomas hat mir zum Abschied aus seinem w
    Wasserkanister sämtliche Behältnisse gefüllt.

    Für den Morgen hat sich Hilde was Feines ausgedacht. Sie möchte um alle Seen herumgehen, von denen die meisten noch im knackigfrischen Schatten liegen, und entsprechend die Spuren vom Raureif tragen. So nehmen wir auch die Sonne besonders angenehm wahr, die unserem Weg immer neue Ansichten schenkt.

    Thomas hat lange geschlafen, er ist ein angenehmer Reisegesell, der mit sich selber ebenso gut auskommt wie mit anderen Menschen. Hilde mag ihn sehr gerne, und weil sie traurig ist, wenn jemand geht, verabschieden wir uns vorher, damit ich mit Hilde spazieren gehen kann.

    Die Sonne ist schon ziemlich warm, die Bäume stehen windstill unterm blauen Himmel, der kein Wölkchen an sich trägt. Ich lese bei Anselm Grün einen Gedanken zur Dankbarkeit, den ich mit den Bildern, die heute fast nur von unserem Standort sind, gut verbinden kann.

    "Trau dem inneren Wachstum. Das bringt Gelassenheit und Dankbarkeit. Dankbarkeit hat einen Blick für das Wertvolle meines Lebens."
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