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- Gün 42–43
- 10 Nisan 2025 09:51 - 11 Nisan 2025
- 1 gece
- ☁️ 7 °C
- Yükseklik: 321 m
AlmanyaDreschenau50°0’56” N 11°30’34” E
Neudrossenfeld

3.209 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 129 km/ Gesamt 389.552 km / Ø121,39 km)
Wohnmobilstellplatz (frei)
Neudrossenfeld
Deutschland
In einer merkwürdigen Weise bin ich morgens sprachlos. Nicht nur, dass ich nicht reden mag, sondern auch nichts hören möchte. Vielleicht so leer bin wie der Himmel grau über mir ist. Als gäbe es all die Farben von gestern nicht mehr, als müsse sich der himmlische Zauberer ausruhen, und deshalb zieht er seinen grauen Kittel über. Ich habe nichts mehr zu sagen, mein Himmel ist grau und leer. Lass mich bloß schlafen. Ich möchte nichts hören, nichts sehen, nichts denken.
Obwohl ich wach bin und mich darüber freue. Wie man sich eben still freuen kann. Darüber zu leben, zu denken, zu sein. Die ersten Autolichter streifen die Kurve, über uns schräg im Blick quert eine Hochspannungsleitung in acht Kabeln das Tal, vorn hat jemand einen runden Stapel von Holzstücken so miteinander verbunden, das keines runterfällt.
Der Wald ist schwarz und schweigend, mag jener Dichter Claudius damals auch so empfunden haben, als er früh morgens um sich in sich schaut, und die Bäume unbeweglich sind, als gäbe es keine Emotionen, nur die schweigende Stille, aus der weißer Nebel kommen muss, um unser Herz wieder pochen zu hören.
Aus der nächtlichen Kälte unserer Tage wacht der Morgen mit Schal und Mütze auf, den Abgasen gestarteter Fahrzeuge, den ersten Spatzen, die zwischen den Campern umherhüpfen. Ich habe zwei Kerzen angezündet, eine große und eine kleine Kerze. Eine wirft ihr Licht im Rund ihres grünen Wachses wärmend, das Teelicht zuckt hin und her, bewegt von äußeren Winden, der Standheizung, meiner Körperdrehung, seiner eigenen Energie.
Die Familie meines Sohnes hat mir im letzten Jahr ein Geschenk zur Erinnerung an den kleinen Enkelzwerg gemacht. Zwei stille Gipsfiguren, der Kopf in eine oder zwei Hände gelegt, in der Position des Denkers, ist es für mich eher ein Sinnbild der stillen Verbindung zwischen uns über die Welt der persönlichen Entfernung hinweg. Auch in der emotionalen Nähe begegnen wir uns in dieser Ruhe miteinander, trotzdem meine ich zu spüren, dass ich auch in seiner Welt so präsent bin, wie er in meiner Welt ist.
Liebe bedarf keiner Worte. Und ich bin nun mal nicht der bauklotzspielende, eisenbahnmalende, kartendrehende Memoryopa, sondern eben nur der betende Opa am anderen Ende der Straße, der seine Kinder, Enkel und Freunde jeden Tag unter Gottes Schutz stellt.
Von irgendwo kommt ein kleiner Windstoss und bewegt das Shirt auf dem Lenker eines Rades. Manchmal dauert es länger, bis man herausgefunden hat, was man wirklich gut kann. Außer dem, was man gelernt und beruflich ausgeübt hat, gibt es im Menschen Fähigkeiten, die sich über ein Leben hinweg entwickeln müssen, um dann sinnvoll eingesetzt zu werden.
So ist das mit meinem Opasein, war es mit meinem Vatersein, ist es mit meinem Alleinsein. Der Himmel zeigt Nuancen von Hell, Streifen in Weiß. Wir sind gestern in der Gegend rum gefahren, einfach so von Ort zu Ort, ohne Ziel und Plan. An jeder Kreuzung dem Gefühl gefolgt, das ein Hinweis in mir auslöst.
Wir haben Bamberg umgangen und sind letztendlich in der Nähe von Bayreuth zur nächtlichen Ruhe gekommen. In einem kleinen Dorf, auf einem tiefer gelegenen Seitenstreifen zwischen Bäumen und Straße, neben einer Skaterbahn, die noch im Bau ist. Das klingt so nach europäischen Geldtöpfen für die Alten und die Jugend, die man ohne viel Sinn und Verstand miteinander verbunden hat.
Wohl gemeint ist nicht immer sinnvoll, denn die, die Ruhe suchen, finden die, die Lärm machen, nicht anziehend, während es den Anderen vermutlich komplett egal ist, wer da nebenan hockt. Aber noch ist alles im Bau und kostenlos, dafür schräg und uneben.
Bei der kleinen Kapelle sind wir spazieren gegangen. Tagsüber ist die Luft ohne Wind fast sommerlich heiß. Zwei Radfahrer über dem Hügel, ein Trecker im Tal, Pferde in der Weite, Vogelflug unterm blauen Himmel. Kirchen in exponierter Stellung, Dörfer am Wegesrand, in Thurnau eine trutzige Innenstadt, der Stellplatz dort eine alte Wüstung ohne Flair mit fünf Euro Kosten für sein Vorhandensein, seine Entsorgungsmöglichkeiten.
Schöne Häuser, enge Straßen, viele Rosenbüsche in Wachstum. Kletterer an steilen, glatten Felswänden, der Radfahrer sieht aus verschiedenen Positionen lebensecht aus, dass man winken will, um ihn in der erhabenen Höhe zu begrüßen. Zurückgezogene Anbetungsorte in stillem Hain voller Vogelgesang, in den Bäumen mit Blüten summt es ungemein, eine Telefonzelle mit Büchern wird von aufgeregten Wespen umwacht, die in einem Loch ihr Nest gefunden haben.
Leise plätschernde Bäche in langgezogenen Tälern unweit der stillen Landstraße neben kleinen Wiesen voller Blumen in Weiß, Gelb und Violettblau. Der Abendhimmel voller Farben, das letzte Licht der Sonne neben dem Kirchturm. Und am Morgen das Grau des Himmels, meine Sprachlosigkeit, die oft nur einen Ausdruck im Schreiben findet, auch eine Fähigkeit, die mir Gott zum Reisen dazugeschenkt hat.Okumaya devam et