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- Giorno 48–49
- 16 aprile 2025 15:09 - 17 aprile 2025
- 1 notte
- 🌧 11 °C
- Altitudine: 446 m
GermaniaKaisersesch50°14’7” N 7°8’46” E
Kaisersesch

3.215 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 139 km/ Gesamt 390.388 km / Ø121,42 km)
Wohnmobilstellpl (frei)
Kaisersesch
Deutschland
Frühling ist definitiv im Jahr angekommen. Habe ich vor kurzem noch geschrieben.
Und als wir morgens im warmen Sonnenschein auf dem Stellplatz in Ober-Hilbersheim miteinander reden, trägt mir das Wetter meine Aussage in keinster Weise nach. Frühling ist aber auch Dreck, denn zur Sonne passt der Regen. Und den haben wir, gleich nachdem wir auf der anderen Moselseite von Cochem zur Eifel hochkraxeln. Nasse Pfoten, schmutzige Schuhe.
Wir finden einen schönen und kostenlosen Stellplatz schon früh am Mittag in Kaisersesch, fahren aber den Berg hoch oberhalb von Masberg, wo wir bei einer schütteren Bank neben einem versteckten Kreuz und einem offen weggeworfenen Pizzakarton an einer grünen Wiese neben schwarzem Schotter Platz nehmen.
Zum Spazierengehen reicht es aus, der Blick ins Tal erholsam, der Verkehr hält sich in Grenzen. Hier schicke ich die Geschichte weg, hier schreibe ich am nächsten Morgen eine neue. Hilde schläft, ich lese, der Regen zieht über uns hinweg, kommt wieder, und bleibt dann für die Nacht in irgendeinem anderen Tal.
Regen und kühlere Temperaturen bedeuten auch, endlich mal einkaufen zu können. Aldi Süd hat zwar nur wenig Ziege im Angebot, dafür allerdings belgische Pastete, zu der ich am Abend nicht nein sagen kann. Das ist der Nachteil vom Einkaufen, dass ich nach all den Tagen voller Schonkost plötzlich wieder einen vollen Kühlschrank habe. Und mir dann der Wille fehlt, mich zu verweigern. Am nächsten Morgen ist diese Sucht kein Thema mehr, ich bin nüchtern und kann mir alles in Ruhe einteilen.
Der Einkauf bei Aldi lehrt mich Effizienz. Noch während ich einräume und bevorvich zahlen kann, schiebt die Kassiererin die Waren des nächsten Kunden übers Display. Ich fühle mich ganz kurz ihrer Zuwendung beraubt, dann sehe ich, dass an jeder Seite der Warenankunft es eine Möglichkeit gibt, bargeldlos zu bezahlen.
Später kommt die Kassiererin rausgelaufen und gibt einer Kundin die vergessene Rolle Geschenkpapier, was mich in Bewunderung ausbrechen lässt, ob ihrer schier unglaublichen Wahrnehmung. Dem Motto schneller, höher, weiter bin ich lange schon nicht mehr gewachsen. Mein Notizblock ist voller Links und Hinweisen zu interessanten Angeboten, mit denen ich mich mal beschäftigen wollte. Videos und Texte, ein interessantes Projekt, ein spannendes Thema, die Lebensgeschichte von Gram Parsons, der Mitschnitt eines Konzertes von Marion Seibert.
Die älteste Nachricht ist ein kurzer Beitrag per Mail, der schon seit einem Dreivierteljahr darauf wartet, geöffnet zu werden. Ein bisschen Scham empfinde ich dabei, dass ich so nachlässig bin. Und stelle mir immer vor, dass ich jetzt aber demnächst mich um alles kümmern möchte.
Ich weiß nicht, wo die Zeit des Tages bleibt. Es ist unfassbar, wohin sie verschwindet, und ich frage mich, ob ich wirklich in allem so langsam geworden bin. Ist dieser Prozess der letzten fast 15 Jahre, in dem ich feststelle, wie mir die Aktivitäten entgleiten, tatsächlich viel gravierender als ich es wahrhaben will. Ist das Mehr an Zeit für einzelne Aufgaben und Erledigungen wirklich so fortschreitend, dass ich letztendlich drohe, nicht mehr mit dem üblichen Aufwand zurechtzukommen.
Ein spannendes Thema, aber auch ein ernüchternder Bereich. Ein schleichender Prozess, dessen äußerliche Reaktion ich auch am Zustand des blauen Bus sehe. Nach zwanzig Jahren ist nicht nur der Lack ab, und es gehen Teile kaputt, die nicht zum Tagesgebrauch gehören. Aber es ist auch immer staubig und auf eine, für mich noch zu ertragende Art schmutzig.
Selbst eine Grundreinigung würde nur eine momentane Verbesserung bringen, aber dafür habe ich weder Energie noch Geld. Also lebe ich mit diesem Zustand, der zwar nicht gesundheitsgefährdend ist, aber auch nicht schön. Und manchmal überkommt mich eine kleine Wut, und dann ist es an einer Ecke plötzlich sauber.
Aber. Es ist mein Leben, unser Leben, und in keinster Weise mit anderen Leben zu vergleichen. Und tatsächlich gibt es noch andere Qualitäten, die mindestens gleichwertig sind. Mittlerweile ist der Regen stärker geworden. Heute gibt es mal wieder Bananennektar, um meinem Kaliumhaushalt auf die Sprünge zu helfen. Und für Hilde sind wieder Möhren da.Leggi altro
ViaggiatoreWiedermal sehr schön geschrieben!😁👍