• Hagenburg

    9–10 Mei, Jerman ⋅ ☀️ 18 °C

    Am Ende des Ortes ist rechts eine Bäckerei. Zwei Männer sitzen draußen an einem Tisch, in angeregtem Gespräch. Als ich hineingehe, kommt einer hinter mir her. Er würde seiner Tochter helfen, eigentlich ist er Architekt und hat sein Büro oben im Haus.

    Er spricht mich auf meine langen Haare an und erzählt von seiner Jugend. 1976 ist er nach Deutschland gekommen, hat hier studiert, und ist geblieben. In der Auslage liegt Baklava, die Familie kommt aus der Türkei. Er möchte unser Buch kaufen, wir verabreden uns für Sonntag vormittag, dann hätte er Geld von der Bank geholt.

    Mittwoch morgen bekomme ich das LangzeitEKG in Bad Lauterberg, vierundzwanzig Stunden soll das Herz überprüft werden. Ich stürze mich auf einen Betreuerbericht, die Steuererklärung, und meine Patientenverfügung. Drei mehr oder weniger herausfordernde Themen, der richtige Einstieg ins Herzthema, das auch prompt reagiert.

    Zwischendurch Erholung im Garten, später ein Stück die Straße hinunter, wo die verwaiste Bushaltestelle wartet, die früher mal den Schulkindern den steilen Berg erspart hat. Abendessen mit den Freunden, die heute lange arbeiten müssen. Am nächsten Morgen gebe ich das Gerät ab, kann meine Papiere postfertig machen, und verabschiede mich mit Hilde bei den lieben Menschen, die sie die Morgende über versorgt haben, während ich die Wege abgefahren bin.

    Donnerstag mittag sehe ich meinen Sohn, wir kommen bei der Bank vorbei, und ich stelle fest, dass wir soviele Spenden bekommen haben, die ausreichend sind, die Reparaturkosten zu bezahlen. Wenn man sowas öffentlich macht, dann gibt es schnell jemanden, der mir Verwerflichkeit unterstellt.

    Menschen anzubetteln, damit die uns bezahlen, sei doch ziemlich frech. Mal davon abgesehen, dass es Freunde gibt, die einfach wünschen, dass wir weiterreisen können, setze ich als "Gegenleistung" immer schon im Voraus kostenlos Bilder und Geschichten in die weite Welt, aus denen jeder, der das möchte, sich ein bisschen erfreuen kann.

    Während die Familie noch packt, bin ich mit Hilde am Feld spazieren gegangen. Zurück am Ende, drängelt einer vorbei, ich bin nicht achtsam und bleibe an der Leine hängen, falle auf die mit Bandagen geschützten Knie, den rechten Arm, der vom letzten Sturz in Scharbeutz noch verletzt ist. Dadurch habe ich weniger Kraft im Arm und brauche länger, um mich mit Stock und Auto von unten hochzustemmen.

    Schon halten zwei besorgte Autofahrer, die zurück gekommen sind, ob alles in Ordnung ist. Ja. Den Umständen entsprechend, kommen die Schmerzen erst in der Nacht, am nächsten Morgen. Wie sagte der Orthopäde letztens, wenn sie länger mit den Schmerzen leben, kann nichts gebrochen sein.

    Familie abgeholt, ein französisches Mitbringsel erfreut das Herz des Enkelzwergs, wir gehen zu Hilde und begrüßen sie heute ganz vorsichtig, er lacht, als ihre Zunge ihn kurz abwischt. Am Flughafen sehen wir uns wieder, noch ein Stündchen, ein wenig mit meinem Sohn geredet, für mich ist ein Flugzeug immer noch ein fliegendes Wunder.

    Im Haus schlafen alle schon, Hilde und ich schleichen sich leise über die Holztreppe hoch, wobei ich überrascht bin, wie wenig Lärm wir machen können, so glaube ich es zumindest. Ein Wasserbett, dreißig Zentimeter hoch, für einen kurzen Moment halte ich die Luft an, während sich Hilde schon mal für die Nacht einrollt.

    Hinlegen geht ja noch, ausziehen auch, aber nachts dann aufstehen. Ein Wahnsinn. Und das drei Mal. Ich habe mir eine Flasche mitgebracht, bis zur Toilette würde ich es nie schaffen. Hilde auch, verwöhnt von Klaus' Garten hat morgens echt Not, darauf zu warten, bis ich angezogen bin. Und langsam die Treppe runter, guten Morgen sagen, und endlich draußen zu sein.

    Wir fahren ein Stück, dann kann ich sie laufen lassen. Wir sind alleine. Und zum Glück sind Rehe und Hasen schon mal schlafen gegangen. Oder sie lassen sich in der Sonne trocknen vom hohen, nassen Gras. Frühstück im Peugeot, dann fahren wir zum Bäcker.
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