• Schmachtenhagen

    May 16–17 in Germany ⋅ ☁️ 13 °C

    Es hat angefangen zu regnen. Hilde liegt hinten im Bus auf dem vollen Wäschesack. Ich habe endlich wieder eine Kerze angezündet. Die hektischen Tage könnten vorbei sein. Wir bleiben noch eine Nacht auf dem Stellplatz im Norden von Berlin, und spazieren drei, viermal über die kleine Lichtung hinter uns, um die Hafengaststätte herum, am kleinen Bootsanleger vorbei. Hilde taucht die Schnauze in das Wasser des Finowkanals, und ich schaue den Seerosen beim Ausruhen zu.

    Heute morgen habe ich Richard and Linda Thompson wieder entdeckt. Ich hatte früher zwei Schallplatten von ihnen und mag ihre ruhige, tiefsinnige Musik aus einem vergangenen Jahrhundert, fünfzig Jahren her, da war ich mitten im Studium, mitten im Sturm meines Lebens, hatte den einzigen, ernsten Selbstmordgedanken meines Lebens gerade überlebt, und war zwar nicht voller Glück und voller Lebensfreude, aber doch auf einem guten Weg.

    https://youtube.com/playlist?list=PLNPGM2D7aODc…

    Gestern mittag fährt Ute weg, und wir haben am Nachmittag den jährlichen Tierarzttermin. Dieses Mal bin ich ein bisschen unruhiger, weil Hilde seit der letzten Läufigkeit eine spürbare Veränderung des Gewebes an einer Brustwarze hat. Ich soll es die nächsten Monate beobachten, wenn es zurückgeht, ist alles gut. Wenn nicht, muss es entfernt werden vor der nächsten Hitze.

    Gut. Sie erklärt mir den Vorgang, dass ich bei ihr sein kann, bis sie einschläft, und sobald sie aufwacht. Bis eventuell im August, so verabschieden wir uns. Und ich denke, dass ich wieder eine Vertrauenslektion zu lernen habe, dass ich dankbar bin, zu einem Gott beten zu können, von dem ich weiß, dass er da ist, auf uns achtet, uns liebt. Auch unsere Tiere liebt, die er ja geschaffen hat.

    Wir spazieren außerhalb von Schmachtenhagen einen kleinen Feldweg entlang. Kleine Unebenheiten machen mir das Gehen schwer und lassen jedesmal den Rücken vor Schmerz zusammenzucken. Gymnastik wäre gut, doch manch einem Mensch ist der Fleiß anscheinend abhanden.

    Ich bin einer, der erst dann handelt, wenn es brennt, obwohl ich doch in vielen anderen Bereichen meines Lebens sehr konsequent handele. Abends sind wir müde, gehen früh schlafen, der Wind hat zugenommen und wedelt mit den Blättern der Hecke neben uns. So sind wir früh wach und spazieren unseren Weg, während die Sonne den Tag begrüßt, bevor sie von den dunklen Regenwolken eingeholt wird.
    Read more