• Berenbrock

    19. Mai in Deutschland ⋅ ⛅ 15 °C

    Den letzten Abend in Berlin verbringen wir nochmal mit Ute. Sie hat was Leckeres gekocht, mit Hilde spaziere ich durch den großen Garten, die vielen Katzen haben sich versteckt. Das Korn wogt in dieser wunderbaren Farbe des Wachstums, während ich einen Tag später zweihundert Kilometer westlich bei meiner Tochter feststelle, dass hier schon die erste Ernte aufgrund der Trockenheit erfolgt ist.

    Es ist hier und da eine Veränderung im Land und mit den Menschen. Auch für Ute und uns ist das der Fall. So sind wir in Bewegung und haben immer viel miteinander zu erzählen. Das Leben bleibt spannend, sowohl emotional als auch gesundheitlich, und ich merke, dass es immer besser ist, auch eine Entscheidung, zu der ich mich durchgerungen habe, umzusetzen.

    Andererseits haben halbwegs spontane Planungen immer noch Konjunktur. Sie halten unser Leben beweglich und verhindern, dass festgefahrene Strukturen sich einnisten können. Ein bisschen ist das Leben wie das Wetter. Die bekannten Module passen nicht mehr, sodass die Vorhersagen ungenau werden. Das kann verunsichern, aber auch beflügeln, aber ich meine, dass der Weg der Positivdenker eher davon profitiert.

    Am Sonntag morgen sind wir zu einem zauberhaften Frühstück in einen frühlingshaften Schrebergarten im Osten von Berlin eingeladen. Meine Teeblätter werden frisch am Rand der Beete gepflückt, die goldgrüngelbe Flüssigkeit fließt munter wie eine Fontäne in meine Tasse und schmeckt köstlich.

    Zwischendurch regnet es in dicken, platschenden Tropfen. Wir sitzen unter der Terrasse und sehen dem munteren Treiben entspannt zu. Antje bringt uns zurück zum Bus, als Wegzehrung liegt ein leckerer Brownie im Rucksack, wir nehmen die Autobahn bis kurz vor Magdeburg, um dann nördlich nach Calvörde abzubiegen.

    Wiedersehen mit der Tochterfamilie, eine Nacht im Gästezimmer, morgens noch ein gemeinsamer Spaziergang mit den Hunden, während die Enkeltochter zur Schule fährt. Wäsche waschen, ein paar Vorräte aufstocken, meine Post der letzten Wochen einsammeln. Hier stehen noch 5 Kartons vom zweiten Band, der Verkauf schleppt sich so dahin, vielleicht teile ich dem Finanzamt im nächsten Jahr die Geschäftsaufgabe mit.

    Wir treffen nur noch selten Menschen, die sich ein Lesebuch mitnehmen wollen. Auf die Facebookseite "Spaziergänge mit Hilde" setze ich keine neuen Texte mehr, schlagartig verringert sich die Leserschaft von angeblich mehreren tausend Menschen auf vielleicht knappe fünfhundert, eher ein deutlich weniger.

    Es kommt mir vor wie eine Art Rückkehr zum Ursprung, als uns gerade mal ein paar Hände voll Menschen kannten, und sich auf die Geschichten gefreut haben. Nicht, dass ich diesen Ausflug bereut habe. Ganz im Gegenteil, es war ein schöner Flug über den Horizont, und in gewisser Weise auch die Erfüllung eines kleines Traumes.

    Aber letztendlich bin ich ein Vagabund, ein Geschichtenerzähler, ein einfacher Wanderer unter der Sonne. Mit einem alten, blauen Bus, und einer Hundefreundin, über deren sanftem Fell die Sterne tanzen, und der Mond sich widerspiegeln kann.
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