• Vistorps Hamn

    31. toukok.–1. kesäk., Ruotsi ⋅ ⛅ 13 °C

    Es ist immer noch stürmisch am Morgen und das graue Meer ist so unruhig wie meine Gedanken aus einer Nacht voller Träume. Der Wind weht landeinwärts, als könne er meine Gedanken lesen, die sich auf innere Prozesse richten. Mein Fokus liegt auf uns drei, während der Regen an die Fenster klopft.

    Auch wenn ich manche Gespräche führe und Hilde sich auf andere Menschen freut, ist diese Reise doch viel mehr unsere gemeinsame Zeit, eine stille Zeit zusammen in unserem Zuhause, zu dem wir froh nach jedem stürmischen Spaziergang zurückkehren können.

    Gedanklich beweglich bleiben, weit draußen auf dem Meer bilden sich weiße Kronen, wenn die Wellen überschlagen. In ihrem Fließen sitzen schwarze Vögel, die aus ihnen herausfliegen, flach überm Wasser mit schnellem Flügelschlag. Kleine Spatzen auf den Zaunpfosten, die bis zum Wasser die Weide begrenzen, auf der Kühe grasen, über deren breiten Rücken der Wind fegt.

    Vistorps Hamn. Ein Stellplatz hinterm kleinen Hafen, mit einem Sandstrand, der gebogen wie die Mondsichel sich unterhalb der Dünen ausbreitet. Wir sind alleine auf unserer Seite, Hilde genießt die Nähe zum Wasser, die Rufe der Vögel auf den Felsen, den Wind, der den Sand bewegt, der um den Bus herum weht.

    Wir sind im Skälderviken, so nennt sich unsere Bucht, und auf dem Land gegenüber liegt der Kullaberg, auf dem wir gestern im letzten Sonnenschein vor dem Regen versucht haben, zum Leuchtturm zu fahren. Leider auch noch tausend andere Menschen, die durch das Naturschutzgebiet gekraxelt sind, oder von den Parkplätzen die letzten Meter bewältigt haben.

    Entlang des letzten Golfplätzen.. , vor der Küste fahren wir zurück nach Mölle, wo große, nasse Tropfen beginnen, aus den Wolken zu fallen. Erst sieht es nach einem Schauer aus, dann nach einem Dauerregen, der Pfützen bildet, und uns auf die Suche nach einen Schlafplatz schickt.

    Mit meiner kurzen Hose und den nackten Zehen in den Sandalen bin ich underdresst, finde aber noch Gleichgesinnte unter der männlichen Bevölkerung im Land. Am Morgen in Hittarp sah das eben noch ganz anders aus. Die Straße führt am Wasser entlang, dass dunkelblau zwischen hellen Felsen an Tinte erinnert. Rechter Hand wohnt man in oft kleinen Häusern, und gegenüber ist der weite Blick hinaus auf das Wasser, dass das dänische Land umspült.

    Wie oft an den Küsten Europa's führen Radwege an ihnen entlang, wandern Menschen nahe dem Meer übers Land. So treffen wie in Höganäs ein junges, deutsches Paar, das fürs verlängerte Wochenende mal eben mit Bus und Schiff von Rostock herüber gejettet ist, um die Ruhe zu finden.

    An Margarethe's Strand, wo wir den nächsten Spaziergang am Wasser machen, begegnen wir ihnen nochmal. Eigentlich ist Hundeverbot vom 15.Mai bis 15.September, aber Badegäste treibt es in der frühlingshaften Kälte noch nicht ans Wasser, sodass wir alleine uns wagen, das Gebot zu ignorieren. Am Strand gibt es kleine Parkplätze, ein Toilettenhaus mit einer Außendusche und einem Trinkwasserhahn, wo ich unsere Wasserkanister auffüllen kann.

    Wir fahren weiter an der Küste entlang durch kleine Dörfer, oft nah am Wasser, bis zu jener Landspitze, von der ich eben erzählt habe. Als der Regen nicht aufhören will, suchen wir im Hinterland von Ängelholm nach einem geeigneten Schlafplatz, der sich aber nicht finden lässt.

    Dafür treffen wir eilige Reisende auf dem Weg zu den Lofoten oder zu nördlichen, schwedischen Zielen, während ich grade zufrieden bin, dass wir den langsamen Weg gewählt haben. So zehn Tage könnte ich das hier aushalten, denke ich in meinem jugendlichen Leichtsinn, wohl wissend, dass sich das jederzeit ändern kann.

    Ich habe das Fenster geöffnet, von draußen kommt es sehr still herein, nur Vogelgezwitscher ist über dem Wasser zu vernehmen, von Wellen und Wind erahne ich lediglich ihre, die Bewegungen antreibende Kraft. Die Tür des Wohnmobils gegenüber öffnet sich, und ich erhasche einen Moment des verborgenen Innenlebens, dem sich Menschen hingeben, wenn sie sich unbeachtet glauben. Nein, nicht was du denken könntest, eher was man von sich nicht zeigen möchte, Krankheit und Tod sind ungeliebte Gäste in unserem Leben.

    Als wir an einem stillen Platz in einem Wäldchen am Wasser anhalten, bekomme ich die Nachricht über den Tod eines Menschen, den ich noch rechtlich betreut habe. Es regnet und die Wellen liegen still am Ufer, manchmal ist das Ende des Lebens das Geschenk eines endlosen Schmerzes, eines langen Leidensweges. Und mit fast neun Jahrzehnten Leben ist der Tod nicht unbedingt dein Feind. Sie glaube, der Patient habe keine Schmerzen gehabt, sagt die Ärztin, die Sonne würde scheinen, und es ist ganz frühlingshaft warm draußen.

    Was für ein Glück manche Menschen haben, man sollte vielleicht immer so leben, als sei es der letzte, der beste Tag, ob die Sonne scheint oder der Sturm die Wellen jagt. "Einfach leben", sagt Anselm Grün, "die Bereitschaft sich jetzt gerade auf diesen Augenblick einzulassen, genügt, um Freude zu erfahren."

    Kurz vor ihrer Abfahrt komme ich mit meinen schwedischen Nachbarn ins Gespräch. Sie tragen Shirts mit der Aufschrift "Ride for Life" und sammeln Geld für krebskranke Kinder. Sie trägt ein Kopftuch, wenn sie den Camper verlässt, und organisiert die Rennen mit, die ihr Mann selbst fährt. Jedes Jahr im Juni gibt es Teams, die bis nach Paris für diese Organisation fahren.

    "Wir sind erneut unterwegs, um schwer erkrankten Kindern zu helfen. Von der Arktis im Norden bis in die italienischen Alpen in Lovere begeben sich unsere 68 Teams – mehr als 2.000 Fahrer und über 500 engagierte Servicemitarbeiter – auf die über 1.200 Kilometer lange Reise nach Paris. Diese Reise ist nicht nur eine körperliche Herausforderung, sondern auch ein lebensbejahendes Erlebnis, das Willenskraft und Ausdauer erfordert und unvergessliche Erinnerungen schafft."

    https://www.team-rynkeby.com/paris-2025
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