• Steinerne Schiff

    2–3 juni, Sverige ⋅ 🌬 13 °C

    Auf einer der drei dichtbefahrenen Spuren durchqueren wir mit allen anderen in der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von achtzig Stundenkilometer die Stadt Göteborg. Mitten im Tempo große Lastwagen aus aller Herren Länder, deren Fahrer keine Angst kennen, auch wenn die Sichtweite sich verringert.

    Bald danach beginnt es zu regnen und steigert sich schnell zu einem ausgewachsenen Wasserfall, kaum dass wir die riesige Uddevallabron überquert haben. Wikipedia sagt, "Die Uddevallabron ist eine zweihüftige Schrägseilbrücke in der Nähe der schwedischen Stadt Uddevalla. Sie überspannt einen Seitenarm des Sunningesunds, der die Insel Orust vom Festland trennt. Die Autobahnbrücke an der Westküste Schwedens wurde infolge einer Neutrassierung der Europastraße 6 erbaut, welche als Ortsumfahrung die Stadt Uddevalla entlastet und gleichzeitig die Fahrtroute um 12,8 Kilometer verkürzt. Mit 1712 Metern Länge ist sie die längste Schrägseilbrücke, die sich vollständig auf schwedischem Gebiet befindet und nach der Öresundbrücke die zweitlängste Autobahnbrücke im Land."

    Auf einem schön gelegenen, kleinen Parkplatz halten wir oberhalb bunt gemischter Lastwagenauflieger an, bis der Regen vorbeigeht, und fahren dann runter nach Strömstad. An einem einsamen Haus rechts der Straße gibt es einen Trinkwasserhahn, sodass ich unsere Kanister auffüllen kann. Natürlich kostenlos.

    In Strömstad bin ich 1980 mit dem Schiff aus Tønsberg in Norwegen angekommen, um die leidige Oslostrecke für Tramper zu umgehen, und von den Zöllnern reichlich unfreundlich aufgefordert worden, meinen Rucksack auszuleeren, als habe ich - so abgerissen ich damals unterwegs war - große Schätze geschmuggelt.

    Natürlich waren Drogen ihr Hauptaugenmerk, aber damit konnte ich ihnen auch nicht dienen. Den Eindruck eines unfreundlichen Ortes hat Strömstad auch heute auf mich. Kaum Verkehr, wenig Menschen, das Zentrum um Hafen und Bahnhof ausgestorben, kein bisschen Flair einer interessanten Hafenstadt, obwohl Schiffe der Colorline von Dänemark und Norwegen hier anlegen.

    Ein paar Camper auf dem zentralen Parkplatz, einige Fußgänger, da war echt mehr los, als wir mittags vor dem Regen an einer schönen Kirche angehalten haben. Strandkärr hatte ich gelesen und dachte an Sandstrand, dabei war das ein kleiner Ort auf Felsen in einer Bucht am Ende der schmalen Straße. Ein erster Geschmack auf eine spätere Tour die Küste entlang zwischen Halmstad und Strömstad, welche uns ja noch fehlt.

    Pferde am Ufer, grüne Wiesen mit bunten Blumen, aktuell in Gelb und Blau, ein paar Boote und viel Wasser unterm blauen Himmel. In der Ferne eine Brücke zwischen Felsen und Meer. Ein paar Straßen weiter linkerhand die Ödsmålskirche zwischen den Wiesen, wo wir spazieren gehen können. Der Gottesdienst ist gerade zuende, wir kommen mit dem Pastor ins Gespräch, der gut deutsch spricht, weil viele der theologischen Bücher eben in dieser Sprache abgefasst sind, sodass er sie lernen musste. Aber selten üben kann. Er ist ein bisschen in Eile, weil er zu einer Taufe auf einer kleinen Insel fahren muss. Dafür lädt uns Bengt ein, ihn und seine Frau doch mal zu besuchen, wenn wir das nächste Mal in der Gegend vorbeischauen.

    Außerhalb von Strömstad gibt es das 'Steinerne Schiff' bei Stene/Blomsholm. "Die Schiffssetzung in Blomsholm ist eine der größten Schwedens. Sie ist über 40 Meter lang und besteht aus 49 Steinen. An Steven und Achter sind die Steine zwischen 3 und 4 Metern hoch, zur Mitte des Schiffes hin werden sie niedriger. Um das Schiff herum liegen an die 10 Grabhügel, die Urnen und Asche beinhalten. Sie lassen sich auf die Völkerwanderungszeit datieren (400-600 n.u.Z.).
    Die Gedenksteine im Inneren des Schiffes stammen aus dem 17. Jh. General Sven Rank ließ sie errichten. Aufgrund seiner Lage nahe der norwegischen Grenze war Blomsholm für militärische Operationen im Krieg Karls XII. (1714) von Bedeutung. Der Herrensitz wurde unter anderem als Feldlazarett genutzt. Man sagt, daß die hier verstorbenen Offiziere in der Schiffssetzung begraben wurden.
    http://grosssteingraeber.de/seiten/schweden/vae…

    Hier bleiben wir über Nacht, und weil es grade so passt, machen wir einen entspannten Spaziergang zum Schiff. Denn wie wir am nächsten Morgen sehen, ist dies der Hundespaziergang schlechthin, für den gerne auch Schweden aus der Nachbarschaft herfahren. Und dabei kennt der gewöhnliche Skandinavier keine Uhrzeit, denn bis auf wenige Momente ist es auch die Nacht über taghell.

    Trotzdem schlafen wir. Und morgens mag ich nicht früh aufstehen, was sich gleich auszahlt, denn dann sind auch alle anderen unterwegs. Und als ich dann noch das Frühstück für Hilde liebevoll und gemischt zubereite, bleibe ich mit dem Finger am Topf hängen, als ich grad noch Öl nachfüllen will, und die Ladung ergießt sich über meine Pantoffel, den Rucksack, mitten auf die Fußmatte, wie du im Video in den Storys dir gut anschauen kannst.

    Hilde findet es toll und den Rest wasche ich mit Wasser ab. Ob ich mich auf den Tag freue. Sicherlich. Da kann ich beim Wasserhahn auch gleich die erste Wäsche der Reise machen. Alles in Hilde's Eimer, Handwaschmittel drauf und übern Tag beim Fahren im Bus zwischen den Sitzen einweichen lassen. Und wenn ich schon mal dabei bin, werde ich auch gleich die Haare waschen. So ein glückliches Zusammenspiel kann ich doch nur feiern.
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