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- Giorno 99–100
- 6 giugno 2025 10:49 - 7 giugno 2025
- 1 notte
- ☁️ 6 °C
- Altitudine: 950 m
NorvegiaDovre62°11’9” N 9°29’11” E
Dovrefjell

Als wir 1972 übers Dovrefjell fahren und auch hier irgendwo übernachten, beobachte ich die langen Züge, die in der Nacht, die nicht wirklich dunkel werden will, unterm bewaldeten Hang aus der Ferne kommen, uns begrüßen, und in der Weite des Halbdunkel verschwinden. Oft noch ein langes Geräusch nach sich ziehen, das langsam abebbt.
Vielleicht seitdem folge ich so manchem Zug in der Nacht, am Tag. Und gestern stehen wir dann an einem dieser wunderschönen Bahnhöfe, die heute nur zur Erinnerung noch zu dienen scheinen. Auf einem einsamen Bahnhof mit Gleisen, die sich zum Horizont hin verjüngen.
Wir sind auf dem Dovrefjell angekommen, und ich bin glücklich, dass wir bis hierher gefahren sind. Ich habe es nicht so schön in Erinnerung, und bin voller Dankbarkeit über die Nacht, die wir in ihrem Schoß verbringen durften, die Weite und die Nähe vor Augen. Sturm und Regen, ein fast unsichtbarer Regenbogen, der Sonnenaufgang, und der Schnee auf den Bergen.
Beim Spaziergang scheuchen wir einen Auerhahn auf und haben die Stille des Raums innerlich gespürt. Ich könnte hier nicht leben, aber es gibt auch sonst keinen Ort auf Erden, in dem ich bleiben möchte. Aber hier zu sein, ist ein Geschenk.
An einen ausgiebigen Morgenspaziergang ist am Fluß gar nicht zu denken, die Schafe halten den Platz in Schach. Also fahren wir nach Sjøa, wo ich die Wasserkanister auffüllen kann. Und von dort nach Otta, an dessen Ortsende eine weiße Kirche steht, um die herum sich die Gräber gruppieren. Der Fußweg zurück in die Stadt bietet sich erstmal zum Spaziergang an. Mein Sohn möchte gerne, dass ich mehr gehe, und motiviert mich, fünf Kilometer müssten einfach pro Tag sein. In einem bergigen Land suche ich also flache Wege und merke, wie anstrengend es geworden ist, zumal Hilde fest in der Leine hängt, wenn es ihrer Meinung nach nichts zu schnüffeln gibt.
Von der Kirche aus gibt es einen Hinweis nach Sel zu einer anderen Kirche, über eine Straße, die abseits der E6 verläuft, allerdings wenig schön ist. Das ändert sich sofort, als wir wenig später die Nebenstraße nach Dovre auf etwa 430 Metern befahren. Weite Blicke ins Tal, Schnee auf den Gipfeln und Trolle auf der Kutsche, die imposante Kirche im Ort.
Dombas an der Wegkreuzung ins Inland, und dann der langsame Anstieg auf knapp 950 Meter, ins Dovrefjell. Umgeben von schneebedeckten Bergen liegen Seen im niedrigen Bewuchs, ab und an von einer kleinen Gruppe windbewegter Birken unterbrochen. Verteilt an den Seen oder vereinzelt auf den Hügeln, oft durch Gebüsch vor dem Wind ein bisschen geschützt, stehen meist dunkle Blockhütten, eher geduckt als imposant. Mal ein Auto davor oder ein Boot am Wasser, eine Bank vorn Haus, um die Sonne einzufangen.
Eher für den Jagdausflug oder einen kleinen Urlaub gedacht, denke ich doch, dass mancher hier sein Leben genießen mag. Die Einsamkeit sucht, den Kontakt mit der Fülle der Leere, der Schönheit der Weite, der Sehnsucht nach ferner Nähe oder naher Ferne.
Menschen, die du am Meer triffst, auf den Inseln, in den Bergen, oder in den Wüsten. Bewusst Abstand halten wollen. Und nicht wie der Niederländer, der gerade angekommen ist, und unmittelbar hinter uns parkt, obwohl es doch ganz andere Möglichkeiten gibt. Hilde teilt ihm das sehr ausführlich mit, aber er versteht leider keine Weltsprache. Also schließe ich den Vorhang und schaue übers Land, nach Norden, wo die Straße in einen tiefen Wald mündet.Leggi altro