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- Day 103–104
- June 10, 2025 at 11:38 PM - June 11, 2025
- 1 night
- ☀️ 7 °C
- Altitude: Sea level
NorwayLeirfjord66°2’30” N 12°43’11” E
Sandnessjøen

Eine schöne Sache beim Alleinreisen ist, dass persönliche Fehler bei mir bleiben, und nicht zu leidigen Diskussionen führen, die immer einen Verlierer haben, und wenn es auch nur die vergeudete Zeit ist.
Ich habe mich mal wieder nicht entscheiden können, wo wir über Nacht bleiben. Dann habe ich die nächste Fähre, die nur alle Stunde fährt, um fünf Minuten verpasst. Und ganz nebenbei den Wecker überhört, der meine Medikamente angemeldet hat. Hilde ist in der Zwischenzeit mal angekommen, um mich daran zu erinnern, dass wir doch längst die Abendsession beginnen sollen, ich beruhige sie mit einem Keks und dem bekannten 'Gleich', was sie akzeptiert. Aus Mangel an Möglichkeiten bleibt mir nichts anderes übrig, als eine halbe Stunde zu dem Platz zurück zu kehren, von dem ich eigentlich dachte, er wäre nichts für uns.
Schnell den Bus verdunkelt, Hilde gefüttert, Medikamente genommen, es ist halb zehn abends, taghell. Wir stehen unter einer hohen Brücke kurz vor Sandnessjøen. Und eigentlich hat das Dilemma ja schon viel früher am Tag angefangen, als ich die beiden Radfahrer Paul und Fritz an einer Fähre getroffen habe. Wir sind uns schon seit gestern über den Weg gelaufen, und Paul, der Engländer, ist dann auf dem Camping Arielle begegnet, die ihm von Hilde und mir erzählt hat. Dort hat er auch Fritz aus Süddeutschland getroffen, der sich nach der Berentung seinen Traum vom Nordkap erfüllen möchte.
Und dann kommt auch noch Ruth auf uns zu, die uns seit kurzem auf FindPenguins folgt. Sie stehen mit ihrem Camper neben uns, ihr Mann kommt mit dem kastrierten Rüden, Hilde hebt ihren Schwanz und, oh Schreck, sie ist schon wieder läufig. Wie kann das denn sein, es passt weder vom Zeitraum noch vom Verlauf. Dieser Hund macht mich fertig, vielleicht ist durch die Gewebeveränderung auch der Hormonhaushalt komplett durcheinander gekommen.
Es war schon immer ein Problem gewesen, dass sie auf den Reisen in andere Vegetationszeiten mit einer verfrühten Läufigkeit reagiert hat, aber dann hat sie auch schon geblutet. Und nun. Halten wir wieder Abstand von anderen Hunden, was leichter auf dem Mond funktionieren würde. Allerdings hätte ich überhaupt nicht damit gerechnet, was uns dann passiert. Denn der nächste Hund läuft frei rum, und scheint den Bauernhof oberhalb einer alten Kirche zu bewachen.
Statt die Ruhe der Toten zu respektieren, brülle ich den Hund so laut an, dass er in seinem Lauf stockt, weil Hilde auch vom Gefiepe in ein bitterböses Gebell übergewechselt hat. Ich würde mich nicht wundern, wenn auf dem Friedhof Bewegung zwischen den Gräbern bei diesem Lärm entstehen würde, bin aber erfreut, dass der Hund umdreht. Der Bus ist nicht mehr weit entfernt, mir rutscht die Hose von den Hüften, weil ich vermutlich meine Lungen komplett entleert habe. Muss erstmal wieder zu Atem kommen.
Natürlich weiß ich, wo ich angefangen habe zuzulassen, dass ich meine innere Mitte verlasse. Im Nachhinein ist es ja oft ein Leichtes, die Puzzlesteine aufzuheben, und sie in die richtige Reihenfolge zu setzen. Das bedarf keiner großen Anstrengung, und ich muss mich auch nicht kasteien ob meiner Doofheit.
Allerdings bedeutet das noch lange nicht, dass ich jetzt die Fehlerketten durchbrochen habe, vielleicht brauche ich noch ein paar Anläufe, bis ich rechtzeitig die eigene Reißleine ziehe, um zu begreifen, wie ich in meiner Mitte bleiben kann.
Natürlich gehen solche Prozesse auch ohne große Verluste mit mehreren Personen, wobei es eine starke Disziplin verlangt, und die Rücknahme von eigenen Bedürfnissen erfordert. Insofern ist jetzt nicht mein Tenor dahingehend, dass möglichst alle Menschen alleine leben sollten. Und natürlich kann ich letztendlich nur für mich sprechen.
Was es sonst noch am heutigen Tage gegeben hat, lässt sich eindeutig aus den Bildern lesen. Der Stellplatz entpuppt sich letztendlich doch durchaus als übernachtenswert, wobei wir morgen früh wohl zum Spaziergang woanders hin fahren werden. Und ach ja, die markanten Berge sind die Sieben Schwestern. Allerdings gibt es dieses Mal viele Berge zu sehen. Wir befinden uns hier:
2PR9+PM3 Sandnessjøen, NorwegenRead more
TravelerDie Landschaft sieht toll aus!