• Mevik

    13–14 cze, Norwegia ⋅ ☁️ 13 °C

    Too much. Das war heute einfach zuviel. Nicht schlecht, aber zu lange und mit zu vielen Eindrücken verbunden. Zu viel Aufregung für nen alten Mann. Am Abend schicke ich lediglich noch einen Gruß los, dann umgarnt mich eine unruhige Nacht, die in einen erschöpfen Morgen übergeht.

    Ich bin froh, ob der üblichen Rituale, die mir einen Halt geben. Vermutlich würde ich sonst nur durchs Fenster starren, bis mich Hilde weckt. Mein Freund Horst, der die wöchentlichen Medikamentengaben in sich trägt, sagt mir, es sei Freitag. Wir sind auf dieser Reise jetzt zweieinhalb Wochen unterwegs, gerade in etwa auf der Höhe des Nördlichen Polarkreis. Das heißt, wir haben ihn gestern mit der Fähre von Kilboghavn nach Jektvik überquert. Ich meine mich zu erinnern, dass ich tatsächlich so eine Weltkugel wie auf dem Nordkap in Miniformat gesehen habe. Und lese jetzt, dass es eine unscheinbare Stelle auf dem Festland unterhalb von Jektvik ist, die ich vielleicht sogar fotografiert habe.

    Auf jeden Fall entstand auf Deck so eine Unruhe, als wir ein Stück Land passiert haben, auf dem einige Häuser zwischen Meer und Bergen standen, sodass ich da auch hingeschaut habe, und in meiner Erinnerung die Weltkugel gesehen habe. Das ist jetzt knapp 50 km südlich von hier und nennt sich Polarsirkelen Ved Kysten. Und zeigt wieder einmal, wie unvorbereitet wir eigentlich reisen. Hier findest du den Ort.

    https://maps.app.goo.gl/bZnvmP25NnaegbR8A?g_st=aw

    Schon früh am Morgen fahren wir vom Schlafplatz weg, um entspannt auf dem anderen Stellplatz spazieren zu gehen. Zurück beginnt es auch am Wasser unruhig zu werden, sodass wir nach dem Frühstück aufbrechen und durch den ersten langen Tunnel zum Tanken nach Utskarpen zurückfahren.

    Auch so ein Versäumnis aus meiner Kasperlekiste. Natürlich hätte ich besser am Tag vorher schon geschaut, wo wir tanken können, anstatt jetzt festzustellen, dass in nördlicher Richtung neunzig Kilometer keine Tankstelle kommt. Am Ende wären es nur fünfzig Kilometer gewesen, aber mit so wenigen Litern im Tank ist es einfach zu unsicher.

    Zurück, geht es gleich durch den nächsten langen Tunnel, und dann kommt linkerhand ein kleiner Parkplatz mit einem einfachen Pfad runter zum Strand. Begeisterung. Endlich mal wieder am Wasser spazieren gehen. Zu früh gefreut. Hinter einer kleinen Kurve im Gras beginnt ein Steinlabyrinth, sodass ich mit Händen und Füßen rückwärts und vorwärts die zehn Meter überwinden muss. Was für andere ein Lächeln kostet, ist für mich das Überwinden von großen Hindernissen.

    Aber nicht aufgeben wollen, das muss ich erst noch lernen. Aber weil es nicht für mich ist, sondern für Hilde, schaff ich es dann. Und werde belohnt von schönen Bildern. Laufen, Schnüffeln, Tauchen. Heute ist alles dabei. Und so gibt es noch ein besonderes Video, dass ich mit dem neuen YouTube Beitrag veröffentlichen werde.

    Am nächsten Abzweig ist ein kleiner Hafen, von dem es unter anderem nach Lovund geht. Ich meine, dies sei auch eine sogenannte Vogelinsel, und entsprechend stehen zwei
    wartende Expeditionscamper dort. Wir fahren am Hafen vorbei ins Hinterland, und erleben ein besonderes Spektakel mit einigen Vögeln.

    Wir nähern uns einem merkwürdigen Museum und laut den Bildern an der Seite denke ich gleich am eine Zeichentrickserie. Stattdessen ist das Museum ein Teil des Küstenforts Grønsvik, das 1942 von der deutschen Okkupationsmacht angelegt. Es war Teil des Atlantikwalls, einer zusammenhängenden Kette aus Wallanlagen von der Grenze zwischen Spanien und Frankreich im Süden und weiter nordwärts entlang der gesamten Küste Norwegens.

    Auf dem Weg nach Aldersund werden die Bilder spektakulärer. Grüne Berge, grünes Wasser. Blauer Himmel, blaues Wasser. Langsam führt der Weg zum Anleger in Kilboghavn, von dem die Fähre nach Jektvik eine Stunde unterwegs ist.

    An Bord sind auch einige Radfahrer, denen wir immer wieder begegnen, weil unser Tempo ähnlich ist. Das junge Paar aus Deutschland mit wenig Gepäck und der alte schweizer Zugführer mit dem modernen EBike, dessen Batterie fest montiert ist, sodass er immer eine entsprechende Ladestation suchen muss. Fritz und Paul sind nicht auf dem Boot, auch nicht der junge Deutsche, Björn, der dunkle Bekleidung trägt. Ihn habe ich länger schon nicht gesehen. Auch Arielle und ihr Mann sind weit hinter uns, die jungen Australier vermutlich auch. Da ich immer wieder mit Menschen mich unterwegs unterhalte, und auch Hilde mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg hält, sind wir einem Teil der Reisenden gut bekannt. Das steigert sich noch durch ein besonderes Ereignis nach der Fähre.

    Dieses Mal dürfen wir nicht im Bus warten, also quäle ich mich die Treppe hinauf und durch die schwer beweglichen Türen, die mir öfter jemand aufhält, auf das Außendeck. Später rückwärts die Treppen runter geht überraschend gut, auch weil wir alleine sind und ein gutes Teamwork pflegen. Wenn uns Menschen zusammen sehen, denken sie sicherlich oft, wie schlecht die Hilde erzogen ist. Da kann ich ihnen nur recht geben. Aber in den entscheidenden Situationen sind wir ein gutes Team. Und beim Leben und Reisen sowieso. Alleine im Bus lasse ich sie nicht, ihre Augen waren voller Panik, als ich ausgestiegen bin, weil ich um den Bus herum sie ja holen musste.

    Aber mit diesem Wissen, dass wir das mit der Fähre schaffen, habe ich mir auch einen großen Gefallen getan. Das macht mich sicherer. Wir fahren ziemlich am Anfang von Bord und haben nach einer Zeit einen Rattenschwanz von Fahrzeugen hinter uns, die uns auch durch den 3200 Meter langen Tunnel 'jagen'. Dann sehe ich einen reizvollen Parkplatz am Wasser und setze den Blinker nach links, was der Camper hinter mir sieht, und mit uns die Geschwindigkeit der Schlange reduziert.

    Nur ein starker Motor jagt überholend auf der linken Seite an der Reihe Fahrzeuge vorbei. Ich sehe ihn und warte, er sieht mich und legt eine Vollbremsung hin, kommt glücklicherweise nicht ins Schleudern. Wir biegen ab. Später an der nächsten Fähre unterhalten wir uns, und heute morgen fahren sie mit Lichthupe und fröhlichem Winken an uns vorbei.

    Der Ort hat das Abbiegen gelohnt, die Blicke ins Rund sind wunderschön. Für die Normalsterblichen ist die kurze Fähre von Ågsgarden nach Halsa die letzte Wasserüberquerung auf der Küstenstrasse 17, denn danach kommt der Svartistunnel, ein einröhriger Straßentunnel zwischen Kilvik und Fykanvatnet in der Kommune Meløy in der norwegischen Provinz Nordland. Der Tunnel im Verlauf des Fylkesvei 17 ist 7624 m lang und unterquert einen Arm des Svartisengletschers. Der Tunnel wurde mittels einer Tunnelbohrmaschine aufgefahren. Für Radfahrer ist der Tunnel verboten, und für mich fällt er aufgrund von Art und Länge auch flach.

    Wir nehmen also von Halsa die alte Küstenstrasse, die heute 452 heißt und über Bjærangen, Enga und Vallisjøen zum Fähranleger im Vassdalsvik führt. Hier fahren nur Ortsansässige, Lieferanten und Tine's Milchtransport. Die Straße ist wellig und Reparaturen erfolgen nur im grade notwendigen Bereich. Aber es ist still und wunderschön.

    Ziemlich gegen Ende überholen wir Fritz und später noch Paul, mit denen wir dann neunzig Minuten im Fährhafen abhängen. Zeit für Gespräche, Spaziergänge, und Rundblicke. Um 20.10 Uhr läuft die Fähre endlich ein und bringt uns nach Ørnes.

    Fünfzehn Kilometer später haben wir einen Parkplatz am Meer gefunden, mit drei anderen Camper, und einer jungen Frau, die ihr halbjähriges Kind in einem Tragetuch in den Schlaf wiegt. Es wird eine ruhige Nacht. Zwischendurch regnet es. Mir geht's wie dem kleinen Kind, ich bin völlig durch, und schlafe kurz nach Hilde ein, nachdem wir noch ne kleine Runde gedreht haben, und ich den Bus umgebaut habe. Zu Abend gegessen haben wir schon beim Warten.

    Am Morgen ist es still, wir spazieren an der Straße entlang, werfen einen Blick ins bergige Rund, und sehen den Regentropfen zu, die kommen und gehen. Es ist schon Mittag, als die Geschichte fertig ist, und ich alle Bilder in die Storys gestellt habe. Es wird heute nicht weit gehen, und vermutlich erstmal zurück bis zum Tunnelausgang, um die Umgebung ein bisschen aufzunehmen.

    WMXG+P73 Mevik, Norwegen
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