- Показать поездку
- Добавить в корзинуУдалить из корзины
- Поделиться
- День 113–114
- 20 июня 2025 г., 11:32 - 21 июня 2025 г.
- 1 ночь
- ☁️ 9 °C
- Высота: 13 м
НорвегияUlsváhke - Ulvsvåg68°8’24” N 15°53’23” E
Ulvsvåg

Schon nach zehn Kilometern auf der Straße 81 überlege ich umzudrehen, weil es eine nichtssagende, gut ausgebaute Route zu einem Fährhafen ist, der knapp 35 Kilometer entfernt ist. Gerade vorher habe ich noch vom Schlafplatz aus versucht, ins Landesinnere nach Westen zu fahren. Aber die eine Strecke hat einen acht Kilometer langen Tunnel, und die andere Möglichkeit nimmt einen nassen, lehmigen Verlauf, dem der blaue Bus möglicherweise nicht gewachsen ist.
Also weiter nach Innhavet, wo ich an der Tankstelle Trinkwasser finde und die Kanister auffüllen kann. Später fällt mir ein, dass ich ja hier meine Wäsche hätte einweichen können. Glatt verdrängt, denn es gibt andere Gedanken, die mich beschäftigen. Ich bin wolkenmüde geworden, regenschwer und kälteniedergeschlagen.
Nun kann man in Norwegen nicht einfach abbiegen. Zumindest bis Narvik müssten wir schon fahren, um Schweden anzuvisieren, dann kann ich auch erstmal die Touren nach Westen an die Ränder des Festlandes fortsetzen. In Innhavet führt die 7526 zum Röttangstraumen, eine beachtenswerte Quetschung des Wasserflusses unter einer Brücke. Ein paar Häuser auf der anderen Seite in der Bucht, einige Boote, Stille. Nur das Wasser spricht laut.
Würden wir weiter fahren, käme nach dieser kleinen Insel die größere Finnøya, und unsere Straße würde uns zu ihrem äußeren Posten, nach Finnøy, bringen. Das liegt eine Insel unterhalb des Festlands, auf dem uns die 81 nach Skutvik führt, einem nicht so bekannten Fährhafen für Svolvær auf den Lofoten. Und - laut Internet - gäbe es einen Personenfähre und eine Autofähre, die nur im Sommer morgens und abends fahren, wenn die Flut das Hafenbecken füllt, und dadurch kostenlos seien. Ich überlege, ob hier vielleicht ein Übersetzungsfehler vorliegt, denn wieso sollte der Staat die Kosten übernehmen. Außer wenn er dadurch den Ort bereichert, weil die Gäste in den Stunden des Wartens einkaufen gehen.
Wir wollen nicht auf die Lofoten. Erstens ist es eine Insel und kein Festland, auch wenn der Abstand dazu gering ist. Aber überhaupt ist diese Reise nicht auf ein Inselhopping ausgelegt. Das muss bis ins nächste Jahr warten, wenn wir nochmal hierher kommen, um auch einen Abschiedsbesuch bei Svein-Egil auf der Insel Karlsøya zu machen. Dann kommen wir über Schweden und fahren gezielt auf die Inseln.
Nun fahren wir auf der 81 erstmal weiter bis zur Brücke bei Presteid, wo es eine interessante Kirche gibt. Der Fjord bildet eine größere Bucht, trennt aber die Landmasse nicht. In Oppeide biegt die Straße nach Tranøy ab, und in Hamsund die nach Buvåg, das nehme ich mir für den Rückweg vor, da mal bis ans Ende des Weges zu fahren, was sich wirklich gelohnt hat.
Ja, und überhaupt wird es jetzt ein bisschen abwechslungsreicher mit der Landschaft, in der es von Schafen wimmelt, und wo die Berge sich wie Finger in den Himmel strecken. In Skutvig treffen wir ein deutsches Ehepaar, dessen Reisezeit eingeschränkt ist, aber er hat es sich in den Kopf gesetzt, noch über die Inseln eine Rundtour in den letzten zwei Wochen zu machen, dann sei der Urlaub der Frau zuende. Er wäre ja im Ruhestand.
Sein Leben sei auch zuhause reich. Großes Grundstück, Tiere, Motorrad, Segeln. Er habe kein Problem damit, dass die Frau noch arbeiten muss. Ich horche, aber da ist nichts mit gemeinsamer Lebenszeit, wie es der Holländer formuliert hat, der seine jüngere Frau gebeten hat, mit der Arbeit aufzuhören, damit sie möglichst viel noch zusammen machen können. Andere Länder, andere Sitten. Andere Menschen, andere Pläne.
Wir verabschieden uns freundlich, vielleicht gehen sie ja in den Stunden des Wartens tatsächlich mal im Ort einkaufen. Das müsste ich auch, denn ich ahne eine Wetteränderung, aber noch ist es bewölkt. Nur für den kleinen Landhandel habe ich nicht den richtigen Geldbeutel, zumal ich eher an einen Großeinkauf denke, wenn wir jetzt Norwegen verlassen. Gibt schon einige Nettigkeiten, die wir mit in den Süden nehmen können, wollen.
In Hamsund ist Knut Hamsun bekannt, in einem Feld steht eine Statue. "Knut Hamsun wurde 1859...(in Garmo bei Lom oder in Vågå, Fylke Oppland) geboren... Sein Vater war zusätzlich als Dorfschneider tätig.
1863 zog die Familie nach Hamarøy in Nordland um und kaufte dort den kleinen Hof Hamsund...Als Neunjähriger kam er für mehrere Jahre zu seinem Onkel Hans Ohlsen in Presteid, bei dem die Eltern verschuldet waren, und hatte dort Hilfsdienste im Pfarrhof zu leisten und aus dem Bibelboten vorzulesen. Rückblickend bezeichnete er diese Zeit später als Martyrium. Nach seiner Konfirmation war er bei dem Kaufmann Walsøe in Tranøy als Ladengehilfe beschäftigt und kritzelte dort seine ersten Verse auf die Türrahmen des Ladens.
1875, mit sechzehn Jahren, begab sich Hamsun auf Wanderschaft durch Norwegen, um das Land kennenzulernen. Er arbeitete als Hafenarbeiter, fahrender Händler und Gemeindeschreiber."
(Auszüge aus Wikipedia)
Dafür, dass er einer der bedeutendsten, norwegischen Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts war, wird hier nicht viel Aufhebens um ihn gemacht. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass seine Geschichte nicht so einwandfrei ist, denn seine Affinität zu Hitlers Deutschland hat ihm viele Freundschaften gekostet, und nach dem Krieg eine hohe Geldstrafe wegen dem «Schaden gegenüber dem norwegischen Staat«.
Ich empfehle, mehr über Hamsun's spannende und abwechslungsreiche Lebensgeschichte zu lesen, Wikipedia gibt da sehr detaillierten Einblicke, die hier den Rahmen sprengen. Wir biegen im Ort nach Buvåg ab. Noah Gundersen sagt zu einem Song von Counting Crows, den er covert, solche Stücke seien der Grund, warum es für ihn lohnt, damit anzufangen, Texte zu schreiben.
https://youtu.be/kCLWf_DVDmA?si=JwwYH5sG8nBeh2rw
So sehe ich das mit diesem Ort auch, dass solche Plätze der Grund für meine Reise ist, denn abseits der Postkartenbilder ist der Hafen von Buvåg ein Geschenk für meine Augen.
Verlassen, einsam, zerstörte Häuser, zerstörte Erinnerungen, ein Segelboot vor den Schneebergen mit einem grauen Segel, wie die Steine, die Häuser, der Boden, auf dem ich stehe. Selbst ein Vogel hat sich der Farbe der Steine angepasst. Davon gibt es ein Video, gibt es Bilder, das ist mein Highlight dieser Reise, wenn da nicht noch der erste Elch gewesen wäre. So nah, so entspannt, so zugewandt. Hilde hat ihn sprachlos angeschaut, und erst als er zwischen den Bäumen verschwand, erfolgte ihre Reaktion.
Zurück in Hamsund folgen wir wieder der 81 in Richtung E6, biegen aber in Oppeide nach Tranøy ab. Sie käme öfter von Oslo her, um hier Urlaub zu machen, sagt die ältere Frau mit dem Fahrrad, als ich sie anspreche. Dieser Ort sei wunderschön, wobei sie durchaus die ganze Gegend zu meinen scheint.
Sie kommt gerade vom Leuchtturm, vorbei an den gelbroten Steinen mit Aufschrift, die schmale Straße runter, auf der wir eben ein Stück spaziert sind. Dazwischen waren wir am Hafen, wo ein großes Schiff aufs Land gezogen wurde, und vielleicht als Museum, vielleicht als Wohnhaus dient. So ganz schlau bin ich daraus nicht geworden.
Zurück fahren wir fast hinter einer Kurve in eine Schafherde hinein, die just in diesem Augenblick entschieden hatte, die Straßenseite zu wechseln. Schlafen tun wir ein Stück versetzt von der E6 auf einem Parkplatz, von dem wir vor den Frühstück zu einem Ort wechseln, wo wir übers blaue Meer schauen können. Die Sonne scheint und trotz des kühlen Windes bei knapp zehn Grad Celsius ist das ein durchaus so heißer Tag für mich, dass ich die kurze Hose angezogen habe und ohne T-Shirt mir den nackten Bauch kühlen lasse, während Hilde im kühnsten Eck des Busses, unten bei den Pedalen liegt und wieder schläft.
Parkplatz (frei)
Google Maps Code
4V9C+4M5 Ulvsvåg, NorwegenЧитать далее