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- Day 114–115
- June 21, 2025 at 10:05 AM - June 22, 2025
- 1 night
- ⛅ 10 °C
- Altitude: Sea level
NorwayNarvik68°18’1” N 16°29’27” E
Efjord Bru

Die Sonne scheint und leuchtet auf die Schneefelder, die auf den Hängen der kahlen Felsen liegengeblieben sind. Die Berge hier oben im Norden sind nicht hoch, Kjerna in der Nähe hat 650 m, aber da die Landmasse nach Norden hin mitwächst, sind wir vermutlich auf Alpenniveau. Und trotzdem immer auf Augenhöhe mit dem Wasser der Fjorde, den Ausläufern des Europäischen Nordmeers. Von der Mitte Deutschlands 2.500 km entfernt, vom Fort an der Meeresspitze in Sagres, Portugal, gar 5.200 km. Sofern man von Schweden nach Deutschland ein Boot nimmt.
Das Nordkap dagegen ist nur achthundert Kilometer entfernt, für Radfahrer eine gute Woche. Danach fallen sie vermutlich völlig erschöpft aus dem Sattel. Radfahrer sehe ich selten, das dürfte sich nach Skibotn hin ändern, wenn die dazu kommen, die die Inseln gefahren sind.
Das wäre vermutlich auch unser weitester Punkt, eventuell Alta, wenn die Zeit reicht, denn für die Rückfahrt brauche ich wohl drei Wochen, mit einem täglichen Schnitt von 123 km.
Die Tage vergehen unglaublich langsam, das hätte ich mir für das ganze Jahr gewünscht, aber manchmal scheint der Mensch es mit dem Leben viel eiliger zu haben, als es tatsächlich nötig ist. Auch ich muss mich immer wieder zwingen, ruhig zu bleiben, gelassen abzuwarten, Gott zu vertrauen, dass Er den rechten Lebensplan für uns hat.
Hilde's Erkrankung ist ein Bruch in meinem Leben, der mir bewusst gemacht hat, wie wertvoll jeder Tag ist, den wir noch zusammen reisen können. Wohl wissend, dass natürlich auch mein Leben an einem seidenen Faden hängt.
Ich habe mich entschieden, sie nicht operieren zu lassen. Und da bin ich auch unserer Tierärztin dankbar, wie zögerlich sie hier handelt und mit mir redet. Tatsächlich bin ich umgeben mit kompetenten Menschen in fast jedem wichtigen Lebensbereich auf unserer Reise, denen ich vertraue kann, das ihre Sichtweise der Dinge gut für uns ist. Das ist ein Geschenk. Solange ich geglaubt habe, ich kann das alles alleine regeln - mehr oder weniger gut - habe ich nicht den Zeichen der Zeit Wertschätzung zugemessen, aber seit ich in einer guten Art losgelassen habe, Vertrauen in Gott zu erlernen, haben sich die Dinge um uns herum gefügt.
Ich weiß, dass eine Operation von Hilde ihr Leben in so gravierender Weise verändern wird, dass sie nicht mehr "die Alte", sein darf und sein kann. Zwei Monate totale Schonung würden ihr Leben, unser Leben gravierend verändern. Hilde kennt nur Vollpower oder Tiefenentspannung, keinen Zustand der gelassenen Mitte. Plötzlicher Stillstand würde sie aus ihrer speziellen Art und Weise reißen.
Auch wenn ich nicht so extrem bin, sehe ich mich sehr ähnlich in gemilderter Form, deshalb nehme ich Abstand von den Vorschlägen, meine Gelenke zu operieren. Für das möglicherweise spätere Bessere haben wir im Moment keine Zeit. Das nehme ich jetzt mal für die aktuelle Lebenssituation so an, müsste es in einem anderen gesundheitlichen Zustand ggf überdenken.
Also versuche ich, jeden Tag so zu leben, als sei er der schönste, der wichtigste Tag in unserem Dasein. Und deshalb fühlt sich das Leben auch so langsam an, obwohl es sich in der Geschwindigkeit keineswegs verändert hat.
Hilde ist durch die Gewebeveränderung in ihrer Lebensweise nicht behindert, sie hat keine Schmerzen, und welche inneren Prozesse laufen, weiß niemand. Wenn der Zeitpunkt einer Entscheidung getroffen werden muss, werde ich das tun, was nötig ist. So ist unsere Verantwortung als Menschen unseren Tieren gegenüber.
Hilde schläft immer mit einem geöffneten Ohr. Das ist bemerkenswert, achtet sie doch selbst im Schlaf ihre Aufgabe des Wachhundes als wichtig. Sehr ähnlich schlafe ich, bin sofort wach, wenn es ein ungewöhnliches Geräusch in unserer Nähe gibt. Während meiner Ehezeit hat meine Frau immer auf dem einen Ohr geschlafen, auf dem sie hören konnte. Das war sie so gewohnt, während ich alle Geräusche mitgenommen habe, die außerhalb meines Schlafes waren. Das war auch nötig, weil unsere kleine Tochter einige Zeit an einen Atmungsmonitor angeschlossen wurde, der uns wecken sollte, wenn der Atem aussetzt.
Die Medizin wird heute hoffentlich weiterentwickelt sein, aber damals gab es zahlreiche Fehlalarme, wenn das Kind sich im Bett gedreht hat. Dann bin ich jeweils sofort aufgestanden und musste sehen, ob das Kind nur schläft. Wie bei Hunden ist das kaum anders möglich, als sie zu wecken, zumal ich ja dann auch immer wieder das Gerät neu am Körper befestigen musste. Dieser Wachschlaf ist mir ins Leben geschrieben.
Gegen Mittag brechen wir meist auf, um unseren Weg ein Stück weiter fortzusetzen. Vor Bognes biegt eine Straße nach links ab und führt parallel am Ufer entlang, wo die Fähren auf die Lofoten und rüber zur Fortsetzung der E6 das Wasser queren. Tysnes wäre unser Ziel, doch kurz nach der Kirche verengt sich die Straße in einen geschotterten Feldweg, den ich nicht weiterfahren möchte.
Ein Großteil der Fahrzeuge biegt auf die Lofoten ab, das ist schon bemerkenswert, auch welche Menge an Campern das ankommende Boot gerade verlassen haben. Wie mag das erst in den Ferienzeiten sein, wann wird es der Bevölkerung zuviel, und sie demonstrieren wie in Spanien. Ob es eines Tages ähnliche Beschränkungen geben wird wie auf dem Mount Everest.
Richtung Narvik hält sich der Verkehr in Grenzen. Die Straße geht steil bergauf in ein Wandergebiet um den Kjerna, das wir einfach nur mit den Augen betrachten, wenngleich Hilde da vielleicht gerne um die Bäumchen herum geschnüffelt hätte. Stattdessen machen wir einen Spaziergang entlang der Straße Richtung Langvaag, kurz hinter der Brücke über den Kjerringstraumen bei Efjord.
Hier fahren wenig Autos, ansonsten ist es sehr still, bis aufs Vogelgezwitscher. Diese Straße wollen wir danach hinunter fahren bis ans Lands End in Skarstad, schon weit draußen im Fjord, schräg hinter der kleinen Insel Barøya. Gegenüber vom Hafen ist ein Selbstbedienungs - Campingplatz für Ruhebedürftige, wobei sich das angesichts der Gruppe von Norwegern, die dort zusammensitzen, erledigt haben dürfte.
Wir bringen schöne, stille Bilder mit, fahren kurz nach fünf Uhr nachmittags auf einen schön gelegenen Parkplatz an der E6, machen das abendliche Tobespiel bei der Ankunft, und genießen den ruhigen Abend in unserem kleinen, blauen Bus. Was könnte das noch toppen. Vielleicht Unsterblichkeit, aber da glaube ich, dass wir Menschen irgendwann darüber gleichgültig werden. Lieber also die Spannung des Lebens genießen.
Parkplatz (frei)
Google Maps Code
89GG+99W Langvaag, NorwegenRead more
TravelerKopf hoch Lucie hat auch noch h sehr lange mit ihrem Tumor unter der Brust gelebt ,ist fast 15 Jahre alt geworden, das hätte auch keiner gedacht hab Vertrauen