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- 21 Ara 2023 15:42
- 🌧 8 °C
- Yükseklik: 441 m
- FransaBourgogne-Franche-ComtéRonchampRecologne47°42’10” N 6°37’15” E
Ronchamp
21 Aralık 2023, Fransa ⋅ 🌧 8 °C
Blutverdünner. Schilddrüsentablette. Blutdrucksenker. Drei Tabletten jeden Morgen. Mein tägliches Mantra. Lebenslang. Lebenserhaltend. Lebensbestimmend. Drumherum Kaffee und gute Gedanken, Aufbauendes hören und lesen. Hilde schläft. Die Standheizung brummt. Erster Morgen in Frankreich. Auf einem kostenlosen Stellplatz am Lac de Vesoul - Vaivre. Es regnet. Und stürmt in der Nacht, dass der blaue Bus wackelt.
Gestern Große Wäsche in Vogelsheim, gleich hinter der Grenze, der Trockner schafft nicht alle Teile, im Bus sieht es aus wie in einer arabischen Karawanserei. Haben die Alten immer gesagt, wenn das Zimmer nicht aufgeräumt war. Als Kind glaubt man ja so ziemlich alles, und Träumen ist eh immer noch viel besser als ein Leben im sogenannten Abendland. Und wenn jetzt eh jeder nach Marokko fährt und davon erzählt, dann macht es wenig Sinn, in die Realität zu springen.
Wir haben Marion in Freiburg besucht und sind zu den Herrnhuter Sternen nach Königsfeld im Schwarzwald gefahren, just bevor die Orkanböen kamen, deren tälerne Auswüchse wir gestern noch im Kaiserstuhl zu spüren bekommen haben. Vier Nächte haben wir in Lahr gewartet, bis sich Steffi aus Leipzig endlich aufmacht, um unseren Weg in den Süden zu teilen.
Ihr Lebensrythmus ist anders, noch im Dunkel des Abends rauscht die Seitentür lärmend auf und zu. Und schon wieder am frühen Morgen hören wir alle auf dem Platz diesen Krach. Die erste Zigarette, der frühe Hundespaziergang, eine Tasse Kaffee vorm Sonnenaufgang, das städtische Arbeitsleben ist noch tief verwurzelt in ihr.
Vielleicht ein Dutzend Camper sind in der Nacht zusammengekommen, vornehmlich alleinreisende Franzosen, alle ein bisschen zurückgezogen, fast erschreckt auf mein freundliches Bon soir reagierend. Noch im Dunklen fahren die Ersten weiter, die Straßenlaternen werfen ihr Licht, Fahrzeuge unterwegs in die Stadt.
Drei Tage vor Weihnachten überrascht mich beim Intermarché in Vogelsheim die Menge der Fahrzeuge an einem Donnerstagmittag. Die Dekorationen in den Dörfern und kleinen Orten lassen das Fest erahnen. Oben auf dem Berg bei der Kapelle von Le Coubusier ist die Botschaft von der Weihnacht noch nicht angekommen. Jahrein jahraus das gleiche Bild, eine Art trübe Kopie der Phantasie. Hinter Gittertoren thront die Kapelle, über die Töpferei darfst du für neun Euro eintreten, vielleicht gleich noch eine Schale für den Weg kaufen.
Weltkulturerbe, nahezu in meinem Alter, ein dutzend Fahrzeuge auf dem Parkplatz an diesem trüben Wintertag, gut zwei Handvoll Besucher. Hunde sind natürlich verboten. Der Sinn entschließt sich für mich immer noch nicht. Friedhöfe und Kirchen sind tabu, was machen die alten Menschen bloß falsch, wenn sie sich einen Freund für die Einsamkeit suchen, mit dem sie weder in ein Gotteshaus noch zu ihren Liebsten gehen können, um sie zu betrauern. Das hat sich Gott sicherlich nicht so ausgedacht.
Aber hier wird ja Kultur bestaunt, nicht Gott besucht. Hilde spielt auf der Wiese mit einem Stock, den sie mit Vergnügen schält und zerbeißt. Mit spitzen Zähnen knabbert sie an der Rinde herum, wirft sich auf ihre Beute, rast im Kreis. Normalerweise spazieren hier Besucher steil talwärts dem Weg des Kreuzes folgend nach Ronchamp hinab. Oder sie kommen den Berg hinauf, schwer keuchend finden sie gelbe Schilder. Poterie, Commerz, hinterm Tor zwischen 70 Jahre alten Bäumen versteckt die Kapelle, ein Bild im Grau, die Erinnerung an die Toten der Vergangenheit am Zaun.
Wintergedanken im Regen. In Lahr waren die frühen Morgen gefroren, in Freiburg sind wir im Sonnenschein mit Marion spazieren gegangen, haben oben am Parkplatz zum St. Valentin lange ins Gespräch vertieft gesessen. Wir sehen uns nicht oft, was wir sehr bedauern, aber sich nicht ändern lässt. So ist die Zeit zusammen ein bunter Blumenstrauß lächelnder Blüten, ein fröhliches Lied, dessen Melodie mir noch lange in der Seele liegt. Bis wir uns wiedersehen.Okumaya devam et