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  • Day 20

    Amazonas Peru, Tag 3

    October 16, 2022 in Peru ⋅ ☀️ 30 °C

    Endlich war es soweit, morgens um 5:30 Uhr standen wir bereit, um den besonderen Sonnenaufgang auf dem Amazonas zu erleben. Anschließend wollten wir zu einem Spot fahren, in der Hoffnung Pinke Delfine beobachten zu können. Wir waren müde aber aufgeregt zur vereinbarten Zeit in der Lodge, jedoch war weit und breit keine Spur von unserem Tourguide. Nach einiger Zeit des Wartens und durch den Dschungel rufend, machten wir uns auf die Suche. Nach einigen Anrufen beim Veranstalter tauchte unser Guide dann endlich auf. Er hat im nächstgelegenen Dorf Party gemacht und anscheinend auch dort übernachtet 🤣…und unsere Tour verschlafen.

    Er ging in einen anderen Raum und kam mit einer riesigen Machete zurück. Anstelle von Delfinen machten wir eine improvisierte Dschungel-Wanderung. Vor kurzem wurde auf unserer Route eine Schlange, die sogenannte Bushmaster, gesichtet. Sie ist schwer zu identifizieren, da sie den Baumwurzeln zum Verwechseln ähnlich sieht und dazu ist sie extrem aggressiv. Einmal ins Visier genommen, verfolgt sie ihr Ziel, bis zum Biss. Ein solcher Biss hinterlässt eine große Wunde, das ist aber das kleinste Problem. Die Uhr tickt ab dem Moment 20 Minuten. 20 Minuten um aus dem Dschungel zu kommen und das Gegengift zu nehmen, ansonsten war’s das.
    Bei Augenkontakt also Ruhe bewahren, langsam zurückbewegen und keinesfalls rennen.

    Die Augen nun hellwach, schlenderten wir im Schatten unseres Guides hinterher. Mit der Machete schlug er uns den Weg frei. Er zeigte uns, wo man eine Anaconda in der Natur finden könnte und welche Pflanzen wir auf keinen Fall essen dürften. Wir sahen die einzige essbare Pilzsorte, die natürlich mit der giftigen leicht zu verwechseln ist.
    Wir liefen in viele Spinnennetze, die viel dicker und klebriger sind als wir sie von Zuhause kennen.
    Während der ganzen Wanderung waren unsere einzigen Gedanken, bloß keiner Bushmaster über den Weg zu laufen. Oder sie zu sehen, bevor sie uns sieht.
    Heil angekommen, sollte es direkt zum nächsten Abenteuer gehen. Der Tourguide gab sich jetzt besonders Mühe seinen Fauxpas wieder gut zu machen.

    Über den Amazonas ging es weiter durch ein Dorf, um dann in einem Nebenfluss tiefer in den Regenwald vorzudringen. Der Nebenfluss Yana Yacu River (übersetzt schwarzer Fluss) war sehr schmal und nur 2 bis 3 m tief. Wir stiegen in ein wackeliges Kanu, das bei der geringsten Bewegung schon zu schaukeln anfing. 1,5 Stunden fuhren wir flussaufwärts, während wir an den Rändern ein Schauspiel der unterschiedlichensten Vogelarten begutachteten. Der Fisherking stürzte sich neben uns senkrecht ins Wasser, um einen Fisch zu fangen. Adler boachteten uns, während Geier über uns kreisten. Am schönsten waren aber die unzähligen weißen Kraniche, die das Ufer mit ihren weißen Federn schmückten.

    Wir wurden irgendwo an einem Ufer rausgelassen und machten uns wieder mit einer Machete durch den Regenwald. Heute sollten wir ganz anderen Pflanze und Bäume sehen als bisher. Und tatsächlich, unser Guide hatte nicht zu viel versprochen. Wir entdeckten den Savor Baum, die größte und älteste Baumart m Amazon. Er wird bis zu 250 Jahre alt. Die Wurzeln waren so hoch, dass wir uns hinter ihnen im Stehen verstecken konnten. Den Kopf in den Nacken gelegt, konnten wir den gigantischen 100m Baum bewundern.
    Am Ende des Pfades sammelte uns das Kanu wieder ein und wir schipperten zu unserem Zielort. Es war eine kleine Siedlung mit wenigen Häusern. Wir wollten unbedingt das authentische Leben und Essen kennenlernen und so wurde unser Wunsch erfüllt. Wir waren zu Gast bei einer einheimischen Familie. Es war eine kleine Hütte auf Holzstelzen mit zwei Zimmern. 1 Wohnzimmer und 1 Schlafzimmer für mindestens 5 Personen und 1 Henne mit Küken. Die Küken liefen durch die Hütte, während die Frau das Essen über eine Feuerstelle in der kleinen Küche für uns zubereitete. Der gefangene Fisch wurde ausgenommen und alle Reste nach unten geschmissen. Unter der Hütte warteten schon die anderen Hühner, Hunde und Katzen auf die Abfälle. Während das Essen kochte, sind wir mit dem Mann, dem Kanufahrer und unserem Guide durch den benachbarten Dschungel gewandert. Wir gelangten zu einem See, der mit seinen Seepflanzen wie künstlich angelegt wirkte, es aber natürlich nicht war.
    Wir sahen einen Baum, dessen Stamm übersäht war mit alten Schnittwunden. Sofort schlug unser Guide mit der Machete auf den Baum ein. Aus der Wunde tropfte eine rote Flüssigkeit, das sogenannte Drachenblut. Dem roten Saft werden heilende Wirkung zugesprochen. Wir tranken das Drachenblut und cremten unreine Stellen ein.
    Ungefähr 50 Meter weiter hackte unser Guide eine lange, vom Baum herunterhängende Wurzel ab. Wir hielten sie senkrecht über unseren Mund. Zuerst entwickelte sich ein Schaum, dann floss köstliches und reines Wasser aus der Wurzel in unseren Mund. Auf unserem Weg sichteten wir dann auch einen weiteren Savor Baum, der zweitgrößte Amazonas.

    Zurück in der Hütte gab es Mittagessen: Catfish in Dschungelblätter gewickelt und gedünstet. Dazu Yuka-Wurzel und Reis mit einer scharfen Tomaten-Limetten-Soße abgerundet.

    Der Rückweg ging schneller als der Hinweg. Unser Kanu geriet kurzzeitig gefährlich ins schwanken, da wir über einen im Wasser liegenden Baumstamm gefahren sind. Davon gibt es hier einige, aufgrund der jährlichen Überflutung.

    In der Lodge zurück versöhnte sich Marvin mit dem Guide bei einer Angelrunde.
    Nach dem Abendessen startete die Expedition Dschungelwanderung bei Nacht. Mit Taschenlampen ausgerüstet suchten sie nach den funkelnden Augen der Taranteln, Schlangen und anderen nachtaktiven Tieren. Der Tourguide erzählte, dass aufgrund der Reflexion der Augen bei Nacht, die Gefahren besser erkannt werden können. Derya wollte damit nichts zu tun haben und blieb zuhause 😅
    Marvin sah leider oder auch zum Glück keine Tiere. Er war sich aber sicher, dass er keine Nacht alleine im Amazons überleben würde.
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