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  • Day 164

    (Hass-) Liebe zum Granit

    January 29, 2022 in Thailand ⋅ ⛅ 27 °C

    Heute ging es für mich zum zweiten mal an den Fels. Zum Aufwärmen gab es nochmals die gleichen zwei Routen wie letztes mal zu Beginn. Diesmal jedoch im Vorstieg. Am erten Tag hatte ich in diesen Routen sogar im Nachstieg gelitten, doch jetzt ging es wie im Schlaf (als Nachtmensch war ich an diesem Morgen auch noch im Halbschlaf ^^). Es machte richtig Spass, die Routen fühlten sich komplett neu an, so einfach und natürlich, nie hätte ich mir dies erträumen können.
    Könnte dies der Beginn einer aufregenden Romanze zum Granit werden??

    Danach ging es zur Route, die ich letztes mal als einzige im Vorstieg gemacht hatte. Niemals hatte ich eine Kletterroute so gehasst, dieses mal sollte es nicht anders sein. Keine Handgriffe bis oben und für die Füsse keine richtigen Tritte. Das einzige behilfliche ist die raue Oberfläche des Granits. Durch die lange Abkühlzeit des Magmas in den Tiefen der Erde, bilden sich Kristalle an der Oberfläche. Berühren sich die Kristalle und die Sohle der Kletterfinken, kleben sie aneinander wie zwei Liebhaber. Eigentlich ideal, doch man hält erst wenn man Druck/Gewich auf den Fuss ausübt. Hierfür muss man voll darauf vertrauen, dass der Fuss auch tatsächlich hält, den eine Begnegung der Knie auf diese raue Oberfläche ist alles andere als wünschenswert.
    Ist dies bereits das Ende der erst frisch auferblühten Liebe zum Granit? Doch wie heisst es doch, für die wahre Liebe muss man etwas riskieren.
    Unter den Motivationsrufen von Myo, meinem Kletterpartner, stieg ich hoch. Mehrmals, während ich nervlich am limit in der Wand stand, verfluchte ich ihn innerlich, dass er mich überredet hatte, heute nochmals hochzuklettern. Doch ich sollte ihm dies später danken, denn so habe ich das Vertrauen in meine Füsse erlangt, was mir eine grosse Hilfe in der Zukunft sein wird.
    So hat die flackernde Flamme zwischen mir und dem Granit das potenzial zu einem Feuer zu entfachen.

    Anschliessend ging ez zu Charlies Crack. Eine mächtige sichelförmige Spalte. Vermutlich eine der schönsten Kletterlängen meines Lebens. Athletisch, anstrengend und wunderschön, mein Herz beging wieder für den Granit zu pochen.

    Zum Abschluss gab es oben am Viewpoint noch eine kurze, anfänglich leicht überhängende, athletische route. Was eine Route, was eine Aussicht 😍
    Eine Achterbahn der Gefühle, Schmerz, Liebe, Kampf, Glück, Happy end , einfach unglaublich. Alles was eine aufregende Liebesgeschichte benötigt.

    In Gedanken an meinen nächsten Klettertag am Granit, merke ich Schmetterlinge in meinem Bauch.
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