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- Dag 309
- mandag den 11. august 2025 kl. 20.30
- ☀️ 19 °C
- Højde: 687 m
TysklandWinterberg51°11’32” N 8°31’29” E
Rothaarsteig olfaktorisch

Liebes Tagebuch. Was war das für eine wundervolle und ruhige Nacht. Ich habe geschlafen wie ein Stein. Bis um halb acht. Das einzig negative. Mein Geruch. Die letzte Dusche ist jetzt schon ein paar Tage her und meine Klamotten müffeln auch schon etwas. PCT vibes. Leider ist noch nicht absehbar wann ich mich mal wieder reinigen kann.
Ich lass mich heute nicht hetzen. Es ist quasi Pausentag. Nur 24 Kilometer habe ich mir heute vorgenommen. Das sollte locker drin sein. Gegen kurz nach neun mache ich mich auf den Weg. Und er ist wunderbar. Die Abschnitte auf der Schotterpiste stören mich nicht, denn es gibt genug wunderschöne Pfade. Und natürlich knackige Anstiege. Aber das ist heute kein Problem. Ich fühle mich ausgeruht. Der Wald duftet ganz wunderbar nach Harz. An einer kleinen Kreuzung steigt mir ein beissender Geruch in die Nase. Es ist der Geruch des Todes. Irgendwo liegt hier wohl ein grösseres verendetes Tier. Es ist wie eine Wolke. Der Trail geht weiter unter den Bruchsteinen entlang und es dem nächstgelegenen Dorf schallt der Klang einer Blaskapelle. Es ist Montag morgen. Vor meinem inneren Auge sehe ich wieder besoffene Sauerländer über Bänke hängen. Ein weiterer Geruch reisst mich aus meinen Fantasien, wie ich ins Dorf marschiere und mich mit den Eingeborenen volllaufen lasse. Es ist der Duft der Stinkmorchel. Fast wie der Tod nur halt in lecker. Leider kann ich sie nicht finden. Dafür zwei prächtige Rotkappen.
Jetzt geht es rauf auf den Langenberg. Der Weg ist richtig toll. Menschen treffe ich keine. Auf einem Schotterweg geht es dann hinab zur Heide Hütte. Ich erwarte wieder eine Orgie, aber es ist total gesittet. Da es genau 12 Uhr ist gönne ich mir einen Germknödel und ein alkfreies Weizen. Aus der Küche und von den Nachbarstischen ziehen Bratwurstgeruch und die Düfte anderer deftiger Speisen. Lecker. Aber ich bin mit meinem Knödel sehr zufrieden.
Es ist gut was los und ich habe Zeit zu schreiben und die Menschen zu beobachten. Ich gehöre mit zu den jüngeren. Viele Omis und Opis. Einige davon auf heftigen Mountainbikes. Ohne E. Ich staune nicht schlecht. Aber auch viele Wanderer. Kleine Tagesrucksäcke und große Stiefel. Dazu der teilweise penetrante Geruch von Parfüm und Sportdeo. Ob sie mich auch riechen können? Immerhin setzt sich ein älteres Pärchen zu mir. Vielleicht aber auch nur wegen den letzten Schattenplätzen.
Ich musste doch etwas schmunzeln, als jemand mit heftigsten Alpinistenstiefeln an mir vorbeigeht. Was hat er denn vor? Hinter mir äussert sich eine ältere Frau abfällig über Fritze Merz. Das kam unerwartet ist das hier doch seine Hood. Ebenso unerwartet kam ihre Aussage, dass der Kühnert ja ein schneidiger Bursche sei. Na denn. So sitze ich da über eine Stunde, bevor ich mich aufmache ein absolutes Highlight zu erleben. Eine Hochheide. Ich liebe Heide. Und sie blüht. Das sorgt für das nächste Geruchserlebnis. Dazu ein Hauch Schafscheisse, denn die laufen hier zahlreich postkartenmässig über die Wege. Idyllisch. Je weiter ich mich von der Hütte entferne und wieder in den Wald eintauche desto weniger Menschen sind unterwegs. Irgendwann bin ich wieder alleine. Ein Steinpilz wartet auf mich und ich rieche an ihm. Am liebsten würde ich reinbeissen. Genauso wie in die Wildschweine, die etwas weiter ihren sehr strengen Wildgeruch hinterlassen haben. Meine Nase hat heute gut was zu tun. Ich bin zwar noch nicht weit gekommen, aber an einer schattigen Hütte mache ich eine weitere Pause und lausche einfach nur den Geräuschen des Waldes und lese im Hüttenbuch. Darunter auch einige Einträge von NST Hikern. Aber auch wutentbrannte Kommentare aus dem Winter. Da hat es doch glatt in die Hütte geschneit. Ja sowas aber auch.
Ich verweile etwas und dann geht es ganz entspannt Richtung Küstelberg. Der Wald öffnet sich und man kann von hier bis zum Kellerwaldturm schauen, die Ecke wo meine Wanderung begann. Toll. In Küstelberg habe ich genug Netz und möchte mir für morgen ein Hotel direkt am Steig buchen. Pustekuchen. Ruhetag. Scheisse. Ich muss dringend duschen. Ein stattlicher U.W.E., unten wirds eklig, ist im Anmarsch. In Küstelberg selber ist auch nichts zu holen. Noch zwei weitere Tage warten kann ich nicht. Ich tue das was ich vermeiden wollte. Ich gucke in Winterberg nach einer Unterkunft. Von meinem eigentlichen Ziel heute sind es nur ein paar KM extra. Ich überlege ob ich mir die Stadt geben will, aber mein Körper sagt ja. Zum Glück finde ich ein Hotel in meiner Preisklasse. Die Dane sagt, dass es schön wäre, wenn ich bis sieben einchecken könnte. Uff. Das ist in einer Stunde. Ich sage ihr, dass ich Gas gebe. Und das mache ich dann auch. So richtig ins Schwitzen bin ich heute noch nicht gekommen. Also los. 9KM sind es noch. Am Ortsausgang von Küstelberg steigt mir der Geruch von Gegrillten in die Nase köstlich. Aber ich habe keine Zeit. Zum Glück sind es kaum noch Höhenmeter und der Weg ist super easy. Nur kurze Zeit später stehe ich an der Ruhrquelle. Sie tröpfelt so vor sich hin. Irgendwo liegt schon wieder etwas im Gebüsch und ist am verwesen. Aber zum schnüffeln habe ich keine Zeit. Ich will in mein Zimmer. Ja und dann stehe ich in Winterberg und bin baff. Mitten in der Stadt befindet sich eine total wilde und steile Schlucht. Hier mache ich etwas langsam und genieße noch mal. Dann muss ich durch die Fussgängerzone und alle möglichen Gerüche der Zivilisation steigen mir in die Nase. Schon fast zu viel. An einer Grillbude drehe ich fast durch. Einfach lecker.
Ja und dann stehe ich plötzlich an der Rezeption. Die Dame ist etwas überrascht. Ich auch. Seit unserem Telefonat sind nur 95 Minuten vergangen. Ich verschweige, dass ich auch noch im Edeka war und mir eine kalte Kanne Bier geholt habe. Als Belohnung für den Schweiss.
Ich reisse ihr den Schlüssel aus der Hand und springe direkt unter die Dusche. Endlich oh ja endlich kann ich mich auch wieder riechen. Dann sind die Klamotten dran. Das Wasser im Waschbecken verwandelt sich in eine braune Brühe.
Mein Zimmer hat sogar einen Balkon. Da sitze ich nun und schreibe vor mich hin. Das Bier tut gut.
Ich muss schmunzeln, dass ich gerade an dem Tag, an dem ich nicht viel gehen wollte am spätesten ankomme. Ok. Es sind dann doch 30km geworden... was solls. Mir geht es gut und der Tag war toll.Læs mere
RejsendeVadder schreibt: Olfaktorisch in voller Breite der Rezeptoren. Von Duft, Geruch bis Gestank. Wandern mit allen Sinnen. Was mich wundert: jetzt Sauerland, Winterberg. Auch was für mich Rentner, entlang der Ruhr. Was ist mit der Hitze?