Frustwandern

Liebes Tagebuch. So schön gestern Abend auch unser Schlafplatz, der Ausblick und der Mond waren so unerholsam war die Nacht. Phoenix hatte doofe Träume, ich wache irgendwann völlig verrotzt auf und dann kommt irgendwann noch ein Spezialist vorbei, der unseren Schlafplatz ausleuchtet und lautstark kundtut, wie wenig Verständnis er dafür hat, dass man hier hoch kommt und dann auch noch in der Hütte pennt. Ich bin leider noch im Halbschlaf, aber ich hätte ihn gerne gefragt was er denn dann hier oben macht. Zum Glück verpisst er sich einfach. Das ganze sorgt dafür, dass Phoenix noch schlechter schlafen kann.
Dazu drückt mir ein Stein ständig in die Hüfte. Auch wenn ich mich anders hinlege lande ich nach kurzer Zeit wieder auf ihm. One of those nights...
Um sechs Uhr packen wir unsere Sachen. Es ist Samstag und die ersten Hundemenschen und Frühaufsteher kommen bestimmt bald... im Steinbruch treffen wir auch schon den Ersten. Oberkörperfrei trainiert er seinen Bierkessel. Go for it. Wir steigen ab nach Bad Dürkheim und frühstücken bei einem Bäcker. Wir sind gerädert. Ziel ist es heute irgendwo einen Platz/Hütte zu finden, die etwas abgelegen ist. Der Blick auf die Karte ist ernüchternd. Plötzlich entwickelt sich der Wahnsinnige Plan bis nach Neustadt zu ballern und dann ein Hotel zu nehmen und mal richtig ausschlafen. Leider ist das noch unwahrscheinlicher. Sämtliche Hotels in der Gegend sind komplett ausgebucht. Selbst die Jugendherberge. Neustadt allein hat bestimmt 15 Hotels... nach einem weiteren erfolglosen Telefonat frage ich, ob irgendwas besonderes los ist. Nein, das ist wohl ein ganz normales Wochenende hier. Unsere letzte Chance irgendwo entspannt zu schlafen ist ein Campingplatz, dafür müssten wir dann aber mit der Bahn zurückfahren. Uff. Aber sie haben Platz für uns. Na dann mal los. Ab in die Natur. Und die ist mal wieder grossartig. Genauso wie der Weg. Wieder fast nur Single Trails entlang an wundervollen Hängen voller Kiefern, Esskastanien und Eichen. Es riecht lecker nach Harz. Durch die Sonne wirkt es schon fast mediterran. An der Wachtenburg machen wir halt und das was wohl alle Pfälzer um halb zwölf machen. Erstmal eine Weinschorle schlürfen. Gegen Mittag wird es richtig voll. Nicht nur an der Burg sondern auch auf den folgenden Wegabschnitten. Ruhe im Wald? Nicht hier. Es ist trotzdem wunderschön. Leider sind wir beide völlig geschafft und somit entscheiden wir uns in Deideshofen die Bahn zurück zu nehmen. Deideshofen an sich ist ein wirklich schöner Ort und wenn man das nötige Kleingeld hat kann man es sich hier bestimmt richtig gut gehen lassen. Schöne Häuser, Zypressen, Palmen und Feigenbäume zieren das Bild.
Am Bahnhof die üblichen Nazischmierereien. Nein, nein, wir haben in Deutschland kein Problem mit Rechtsextremen... haben wir wohl.
Die Deutsche Bahn macht das was sie am besten kann. Nicht fahren. Dafür gibt es Ersatzverkehr, der natürlich nicht pünktlich ist. Eine komplette Wandergruppe steigt mit ein. Der Fahrer brüllt rum und fährt wie ein Autopilot aus Scheisse. Zum Glück dauert die Fahrt nur 12 Minuten. Länger hätte ich das auch nicht ausgehalten. Vom Bahnhof in Wachenheim sind es noch zwei Kilometer zum Campingplatz. Als wir ankommen sind noch die Reste des Bosseltuniers am Saufen. Wir bauen unser Zelt auf, duschen, essen und machen uns auf neun bettfertig. Leider wird die Zeltwiese von Flutlichtern erhellt. Warum? Warum nur? Also Buff über die Augen und gut ist. Es ist wunderbar ruhig. Nur ab und zu ein Auto das vorbei fährt. Die Ruhe hält allerdings nur so lange bis wohl die Gaststätten im Dorf zu machen. Plötzlich cruisen Autos über den Platz, es wird laut geredet, Autotüren werden zugeschlagen. Alle gehen auch nochmal auf Klo, welches sich 25 Meter von der Zeltwiese befindet. Auch hier werden die Türen möglichst laut zugeschlagen. An Schlaf ist nicht zu denken. Fast direkt neben uns hat sich eine Männergruppe ihr Camp errichtet. Sie fangen an mit Bierpullen zu klimpern, Chipstüten knistern und sie haben so spannende Themen wie "Was hat dein Garagentor gekostet?" Junge ist mir völlig Latte, aber vielleicht kostet es dich noch deine Kauleiste, wenn du nicht dein Maul hältst. Um kurz nach zwölf platzt mir der Arsch und ich bitte sie höflich, aber auch sehr bestimmt jetzt endlich mal Ruhe zu geben. Sie sind etwas überrascht, dass sie wohl doch nicht die einzigen Gäste sind. Ja sowas aber auch. Immerhin wird es jetzt etwas ruhiger und irgendwann können wir auch endlich schlafen. Was für ein Krampf.Read more