Pfälzer Fiebertraum

Liebes Tagebuch. Die Nacht war mal wieder miserabel. In der Nacht gab es immer wieder Türenknallen etc. Ausserdem ist fast alles klatschnass vom Kondenswasser. Sowas habe ich bei weit über 100 Nächten im Zelt noch nicht erlebt. Phoenix Laune ist auch nicht die Beste, verständlich. Sie braucht einen erholsamen Schlaf noch dringender als ich. Bevor die Trottel von nebenan aufstehen haben wir gepackt und sind auf dem Weg zum Bahnhof. Wir müssen ja erst nach Deidesheim, um weiter gehen zu können. Die Fahrt läuft diesmal ohne Probleme und Todesangst. Der Fahrer ist nett, der Bus leer. In Deidesheim gönnen wir uns erstmal einen leckeren Kaffee. Heute soll es nach Neustadt gehen und wir wollen Ruhe und ein Bett. Das soll doch Urlaub sein und keine Folter. Da es Sonntag ist haben wir freie Auswahl bei der Buchung. Die Wochenendtouristen müssen morgen wieder arbeiten, muhahaha. Mit dieser Sicherheit im Kopf machen wir uns auf. Erst durch Weinberge und dann tauchen wir wieder ab in der traumhaften Pfälzer Wald. Es ist offenbar einer der schönsten deutschen Wanderwege. 90% nur Singletrails und dieser wundervolle Wald. Das haben wir beide nicht erwartet. Aber da Sonntag ist sind überall Hiker unterwegs. Ganze Gruppen schieben sich mit leichter Weinfahne über den Trail. Was willste machen, wir sind Teil davon. Der Weg taucht in ein Tal ein und bevor es an den langen, aber genialen Aufstieg zum Weinbiet geht stärken wir uns erstmal an einer Wirtschaft. Die kurzen Nächte und der wenige Schlaf haben uns die Kräfte geraubt.
Dann geht es drei Kilometer knackig bergauf. Wenige hundert Meter vorm Gipfel hören wir Blasmusik... ja und oben angekommen steht dort die Kapelle und das Wirtshaus platzt aus allen Nähten. Wir füllen nur unser Wasser auf und treten die Flucht an. Es wird wieder etwas ruhiger, aber in regelmäßigen Abständen kommen uns Gruppen entgegen, die wohl auch noch ihren Anteil Saumagen auf dem Gipfel beanspruchen wollen.
Es ist fast nicht zu glauben, aber der Weg wird immer noch schöner. Schwer zu beschreiben, man muss ihn einfach mal gehen. Jeder Meter ein Träumchen. Über Stock, Stein und Felsen erreichen wir die Ruine der Wolfsburg. Von hier geht es nur noch bergab bis nach Neustadt. Der Ort weiss mit einer schönen Altstadt zu gefallen. Wir wollen nur noch ins Hotel und duschen. Erfrischt machen wir uns noch auf die Suche nach Essen. Viele Restaurants haben zu oder wirken komisch. Irgendwann setzen wir uns in die erstbeste Gaststätte, die offen hat und wir nicht einzigen Gäste sind. Das Essen ist teuer und gar nicht mal so gut. Drauf geschissen. Hauptsache was im Bauch. Zurück im Hotel können wir noch zwei Gläser Wein ergattern und lassen den Abend auf dem Balkon ausklingen, indem wir den Blutmond beobachten...Baca lagi