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  • Day 19

    Hilfsbereitschaft und Regenwetter

    May 7, 2023 in Japan ⋅ 🌧 17 °C

    Heute Morgen wachen wir um kurz nach 5:20 Uhr auf, es schüttet nur so, die Himmelspforten scheinen voll geöffnet. Zeit endlich mal die von zu Hause mitgebrachte Notreserve zum Frühstück auszupacken: Haferflocken, Milchpulver, Traubenzucker, dazu eine frisch reingeschnittene Banane und das Frühstück steht. Jens hat den Platz super ausgesucht, denn hier hat es Wasser und sogar Strom.
    Wir holen dann unsere Räder aus dem Gebüsch und beladen sie. Bei dem Wetter zu starten macht nicht sonderlich Spaß. Wir haben einvernehmlich festgelegt, dass wir heute den Bus nehmen wollen, eine weise Entscheidung, denn schon bei den ersten Steigungen kommen wir unter der "Regenhaut" dermaßen ins Schwitzen und sind somit von außen und innen nass. Wie würde das erst die 700 Höhenmeter hinauf zum Ende des Tages werden, bevor es dann zum See Kawaguchi runter geht?

    Der erste Bus soll in 14 Kilometern starten, dann müssten wir einmal umsteigen. Doch dort hält zwar ein Bus, was wir schonmal sympathisch finden, aber er fährt nicht dorthin, wo wir hinmüssen. Also weiterradeln - insgesamt dann 36,97 Kilometer. Zum Glück hat es zwischendrin dann aufgehört mit dem Dauerregen. Der setzt erst wieder ein, als wir am Busbahnhof von Kofu eintreffen. Dort gibt es eine Information. Hier erleben wir nun den Beginn vieler netter Begegnungen mit sehr hilfsbereiten Menschen. Die Frau der Tourist-Info verbindet uns mit dem Zuständigen des Busunternehmrns. Jens quasselt Ewigkeiten mit ihm, aber sie wollen uns mit den Räder einfach ohne diese blöden vorgeschriebenen Radtaschen, in die alles eingepackt sein muss, nicht mitnehmen. Zudem wären die recht teuer, da wäre ein Taxi ja günstiger. Schon tut sich die Lösung auf und unsere engagierte Dame der Tourist-Info rennt nach dem Besuch des Kaufhauses nebenan, um dort nach Radtaschen zu fragen (es gab leider, oder zum Glück keine), nun zum größten Taxi und redet so lange auf den Mann ein, bis er uns mitnehmen will. Allerdings passen nach zig Versuchen dann nur die Räder und Taschen rein. Also kommt der Vorschlag, dass unser elegant wirkender Chauffeur.mit Mütze und Handschuhen dies alles zur kurz zuvor gebuchten Unterkunft fährt und wir den nächsten Bus um 13:40 Uhr nehmen. Die Frau zeigt uns auf der Karte, wo wir aussteigen müssen und wo wir den Bus überhaupt finden, nämlich am Nordausgang. Wir bedanken uns sehr für ihre grandiose und ausdauernde Hilfe. Um die Wartezeit von gut einer Stunde zu überbrücken, besuchen wir die Lebensmittelabteilung eines Kaufhauses, essen Obstsalat, trinken einen Café Latte und dazu leckere süße Teile. Neben uns sitzt ein Papa mit seinen Zwillingen. Diese Begegnung ist ebenfalls ein schönes Erlebnis. Die vier Jahre alten Shiu und Minato unterhalten uns prächtig alleine beim Zusehen. Mit Papa Massaki können wir uns wegen seiner perfekten Englischkenntnisse super unterhalten.
    Pünktlich sitzen wir im Bus, die Regentropfen prasseln an die Scheibe und nicht nur deswegen sind wir froh im Bus zu sitzen. Die ersparten Steigungen bei dem Sauwetter sind viel wert.
    Da das so schnell ging, sind wir zwei Stationen zu spät ausgestiegen, aber es wird sich gleich zeigen, dass das die beste Fügung war. Im Regen fragen wir gegenüber mithilfe der Übersetzungs-App gleich, wie wir auf die andere, westliche Seeseite nach Oishi-Park kommen und ob er uns vielleicht sogar gegen Bezahlung dort hinfahren würde. Er winkt ab, kommt aber ums Eck mit und zeigt uns den Weg zur Bushaltestelle, von wo aus ein anderer Bus uns ans Ziel bringen wird. Also laufen wir im Regen los. Dort stehen noch andere Menschen, die uns klarmachen, dass wir auf die andere Straßenseite müssen. Gerade stellen wir uns auf acht Minuten Wartezeit ein, da kommt unser alter Herr von eben gefahren, lächelt, winkt uns zum Einsteigen. Wow, das ist heute echt eine Kette an wunderbaren Erlebnissen. Eins habe ich noch vergessen: unserem Chauffeur habe ich 12.000 Yen in die Hand gedrückt und dachte erst, das sei ein Festpreis. Er meinte dann aber, so die Übersetzung, dass er das übrige Geld an der Hotelrezeption abgibt- und tatsächlich, es wird uns ein Abrechnungszettel ausgehändigt mit 10.140 Yen und passgenauem Rückgeld. Wahnsinn!
    Die Menschen nehmen hier ja auch kein Trinkgeld, im Gegenteil, man sollte wissen, dass dies als Beleidigung aufgefasst werden würde!
    Heute steht nicht die Natur im Vordergrund, sondern diese immense Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und Ehre- das bewegt mich echt sehr! Jens und ich unterhalten uns darüber und er ist ebenfalls schwer beeindruckt von diesen Gesten, die uns heute begegnen. Das Wetter ist schlecht aber die wahre Sonne scheint in den Herzen der Menschen.
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