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  • Day 119

    Paracas und Islas Ballestas

    January 28, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 21 °C

    Galapagos para los pobres - so werden die Islas Ballestas von den Peruanerinen und Peruanern genannt. Wer es nicht bis nach Ecuador schafft, kann auf dieser, nur wenige Kilometer vor der Küste Perus gelegenen Inselgruppe eine artenreiche Tierwelt mit unzähligen Wasservögeln, seltenen Humboldt-Pinguinen und riesige Gemeinschaften von Seelöwen vorfinden 🐦🐧🦭.

    Da wir uns in Kolumbien schweren Herzens gegen den Besuch von Ecuador und den Galapagos-Inseln und für die unkompliziertere Weiterreise nach Peru entschieden haben, wollten wir uns zumindest "Galapagos light" nicht entgehen lassen. Den Tagesausflug buchten wir von Huacachina aus mit derselben Agentur wie die Strandbuggy-Fahrt.

    Pünktlich um sechs Uhr morgens standen wir vor dem Eingang unserer Unterkunft bereit. Ein Minibus war jedoch weit und breit nirgends zu sehen. Geschlagene 60 Minuten und zwei WhatsApp-Calls später wurden wir dann dennoch abgeholt. Offenbar gab es mechanische Probleme mit dem Bus🔧🚐.

    Zusammen mit einem spanischen Päärchen waren wir die einzigen nicht aus Südamerika stammenden Fahrgäste und gleichzeitig die einzigen Nicht-Muttersprachler. Die Infos unseres Guides flossen denn auch mehrheitlich in spanisch und dann auch noch in einem Tempo, bei dem es uns förmlich schwindlig zu werden schien 🤯. Immerhin konnten wir uns den Tagesablauf +/- zusammenreimen. So stand neben der Bootsfahrt zu den Islas Ballestas auch der Besuch des Paracas-Nationalparks und ein Abstecher zu einem beliebten Badestrand auf dem Programm 🏖👙🩳. Wir waren gespannt, was uns alles erwarten würde, sind wir doch beide nicht unbedingt Fan von solchen organisierten "Kaffeefahrten".

    Am Hafen von Paracas waren wir dann überrascht, so viele mehrheitlich peruanische Touristen anzutreffen. Die Islas Ballestas schienen tatsächlich ein beliebtes Ausflugsziel zu sein und wir vermochten uns nicht auszumalen, wie hektisch und vollgestopft es hier vor der Pandemie zu und herging. Gemeinsam mit etwa 30 anderen Passagieren wurden wir dem Steg entlang auf ein zweimotoriges Schnellboot geschleust. Die Fahrt begleitete zu unserer Freude ein perfekt englisch sprechender Naturkundler.

    Das erste "Etappenziel" war "La Candelaria", eine an einen Kerzenständer erinnernde, riesengrosse Zeichnung im Sand 🕎. Gemäss unserem Guide stammt diese Zeichnung aus derselben Zeit, wie die Nasca-Linien. Ob die Zeichnung nur einen rituellen Zweck erfüllte oder auch als eine Art Orientierungspunkt für die damaligen Fischer und Seefahrer diente, ist offenbar noch immer Gegenstand der Forschung🔬.

    Nach diesem Abstecher in die frühe Geschichte Perus, fuhren wir von der Halbinsel aufs offene Meer und wurden dabei Zeugen eines wahrhaftig eindrücklichen Naturschauspiels. Über uns flogen plötzlich tausende von Wasservögel zur selben Stelle im Meer, um sich dort an den reichen Fischbeständen zu bedienen 🐟🐠🐡. Zu hunderten schossen die Kormorane fasst vertikal ins Wasser und zahlreiche Möwen machten ihnen dabei die Beute streitig.

    Dieser kurze Vorgeschmack auf die Islas Ballestas hielt nicht lange - so schnell die Vögel aufgetaucht waren, so schnell waren sie auch wieder weg. Kaum tauchten die markanten, vom Guano (Vogelkot) weissgetünchten Felsen am Horizont auf, herrschte aber auch über unseren Köpfen wieder Hochbetrieb 🦤🐦. Unser naturkundiger Guide hatte uns nicht zu viel versprochen: So viele Vögel auf einem Fleck hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch nie gesehen 😲 . Und die Vögel waren nicht alleine. Bevor wir ihre schwerfälligen Nachbarn sehen konnten, stieg uns ihr "beissender" Duft in die Nase. Ganze Kolonien von Seelöwen bevölkern die Steinstrände, Höhlen und flachen Felsen der Inseln 🦭. Sie sonnen sich, liegen zu dutzenden aneinandergezwängt in den Buchten oder machen im Wasser Jagd auf Sardinen. Die putzigen, hellbraun gefärbten Jungtiere leben in sogenannten "Schulen" und werden von mächtigen Männchen beschützt, welche sich bei den nähernden Touristenboote bedrohlich in die Höhe recken.

    Hoch oben auf den Felsen zeigten sich dann endlich auch die eigentlichen "Helden" des Tages. Ohne Hilfe unseres Guides hätten wir die kleinen Humboldt-Pinguine 🐧 wohl nicht entdeckt und von den anderen Vögel unterscheiden können. Erst als sie sich bewegten und über die scharfen Felskanten watschelten, waren sie auch für uns sichtbar. Die Humboldt-Pinguine sind die einzige so weit nördlich lebende Piguinenart. Sie leben hier aufgrund der speziellen, durch den Humbldtstrom bedingten, klimatischen Bedingungen.

    Ähnlich wie bei den Äffchen im Regenwald Costa Ricas, hätten wir den tollpatschigen Pinguinen und den Seelöwen noch lange zuschauen können. Dies liess jedoch der straffe Zeitplan nicht zu und unser Schiff musste pünktlich wieder im Hafen sein, damit wir mit dem Bus in den Paracas-Nationalpark weiterfahren konnten 🕑.

    Ein Nationalpark, der zu einem Drittel aus Sandwüste und zu zwei Dritteln aus Wasser besteht, tönte für uns zu Beginn etwas komisch. So assoziieren wir mit Nationalparks ja in erster Linie eher eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt, als eine karge Wüstenlandschaft 🏜. Vor Ort wurden wir dann aber schnell eines Besseren belehrt. Vom Aussichtspunkt genossen wir einen fantastischen Blick auf die starken Farbkontraste beim Zusammentreffen der weiss-gelben Wüste, des roten Sandstrandes und des tiefblauen Pazifiks. Die Playa Roja war denn auch der zweite Höhepunkt des Tages und wir konnten uns an den intensiven Farben kaum satt sehen 🟨🟥🟦. Als wir eine Gruppe junger Deutscher trafen, die den Nationalpark mit Buggies erkundigten, bereuten wir es, den Ausflug nach Paracas nicht auf eigene Faust unternommen zu haben.

    Trotzdem bietet ein geführter Ausflug auch diverse Vorzüge. Wir müssen uns nicht um die Bustickets kümmern, uns mit unzuverlässigen Fahrplänen herumschlagen und werden abends bequem vor die Haustüre chauffiert. Auf der anderen Seite dürfen wir an solchen Tagen nicht in unserem Tempo unterwegs sein, was wie in Paracas auch schade sein kann.

    Nach der Playa Roja fuhren wir mit unserem Minibus ein paar Kilometer weiter zum Badestrand La Mina. Durchgetaktet wie unser Ausflug war, durften wir dort genau eine Stunde baden, wobei wohl bereits das Anstehen für die Umkleidekabinen die Hälfte der Zeit in Anspruch genommen hätte. Wir entschlossen uns deshalb kurzerhand für einen Spaziergang am Strand entlang und sonnten uns etwas im Sand ⛱☀️.

    Das wenig später anvisierte Hafenrestaurant stellte sich als Touristenfalle heraus. Die Preise waren höher und die Qualität des Essens schlechter als andernorts. Für den Schreck des Tages sorgte allerdings der Moment, als wir uns alleine mit dem spanischen Päärchen auf dem Busparkplatz wiederfanden, währenddessen wir in der Ferne einen identisch aussehenden weissen Minibus davonbrausen sahen 😨. Glücklicherweise beobachtete ein Angestellter die Szene und zeigte uns den zweiten, hinter dem Gebäude liegenden Parkplatz, wo unser Fahrer bereits wartete. Ufff 😅.

    Damit war das Abenteuer jedoch noch nicht zu Ende. Auf halbem Weg nach Hause riss uns ein Ruckeln aus dem Dämmerschlaf 😴. Der Fahrer fuhr halbwegs auf dem Pannenstreifen und halbwegs neben der Strasse. Offenbar bereitete der Motor wieder Probleme. Weder das Nachfüllen des Kühlwasser, noch das Kontrollieren des Motorenöls halfen. Nach wenigen hundert Metern war endgültig Schluss und wir schmolzen im ungekühlten Bus in der peruanischen Pampa dahin 🧊🌡. Es dauerte mehr als eine Stunde, bis der Busbesitzer mit einer Ersatzbatterie auftauchte und wir die Reise fortsetzen konnten.

    Mit reichlich Verspätung und einem "Loch im Bauch" wurden wir kurz vor dem Eindunkeln wieder vor unserem Hotel abgesetzt und liessen den Abend auf der Rooftop-Terrasse ausklingen 🍹🍸.
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