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  • Day 131

    Salar de Uyuni & Cementerio del Trenes

    February 9, 2022 in Bolivia ⋅ ⛅ 16 °C

    10'000 Quadratkilometer misst die Salar de Uyuni. Die Fläche des grössten Salzsees der Erde entspricht somit fast einem Viertel der Grösse der Schweiz 😯. Jeweils während der Regenzeit sammelt sich das Wasser auf der bis zu acht Meter dicken Salzkruste, was zu surreal scheinenden Spiegelungen des Himmels auf dem sonst schneeweisssen Untergrund führt 🤩. Auf unserem dreitägigen Trip durch Boliviens Südwesten durften wir einen ganzen Tag in der Salar verbringen und die unwirkliche Szenerie mit den unzähligen Sinnestäuschungen geniessen 😎.

    Der Start zu unserem mehrtägigen Ausflug verlief mehr als holprig. Bereits in La Paz holte uns der Chef der Reiseagentur eine halbe Stunde zu früh vom Hotel ab, was uns zeitlich arg in Bedrängnis brachte, da wir vor der knapp neunstündigen Busfahrt noch etwas zu Abend essen wollten. In Uyuni angekommen, stand wider Erwarten niemand bereit, um uns abzuholen. So warteten wir morgens um sechs eine geschlagene Stunde, ehe wir von einer Frau zu einem Hostel geführt wurden und etwas zum Frühstück bekamen. Weder unsere Kontaktperson in La Paz war zu dieser Uhrzeit erreichbar, noch die zuständige Agenturleiterin in Uyuni 😫.

    Glücklichweise war der Ärger schnell vergessen, als uns David mit seinem Toyota-Geländefahrzeug abholte und wir den Rest unserer kleinen Reisegruppe kennenlernten. Neben uns waren ein Ecuadorianer und drei deutsche Volunteers mit dabei 🇪🇨🇩🇪. Letztere sind von Beruf Zahnarzt und leisteten während einigen Wochen einen Freiwilligeneinsatz in den Armenvierteln von Santacruz 🦷. David begrüsste uns alle herzlich und gab das Programm für die nächsten Tage bekannt. Uns erwarteten zahlreiche Highlights und eine vielversprechende Wetterprognose. Nach wochenlangem Regen wurden endlich einige sonnige Tage vermeldet 🌞.

    Sofort fuhren wir zum Cementerio de los Trenes🪦🚂. Dieser liegt direkt vor der Stadt, neben der Bahnstrecke nach Potosí. Dutzende von Dampflokomotiven und Bahnwagen aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts rosten dort vor sich hin und sind inzwischen ein beliebtes Fotomotiv bei Touristen. Die Loks wurden früher für den Transport von Silber, Kupfer und Erz eingesetzt, welches aus dem Cerro Rico bei Potosí geholt wurde💰. Inzwischen werden auf der Strecke modernere Zugfahrzeuge eingesetzt.

    Anschliessend fuhren wir weiter nach Colchani, wo uns der Inhaber einer kleinen Salzfabrik erklärte, wie das aus der Salar gewonne Salz verarbeitet wird 🧂🍚. Die Führung dauerte keine zehn Minuten und der ältere Herr war dann auch eher am Trinkgeld und dem Souvenirverkauf interessiert, als an den Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das war für uns insofern verständlich, da der Tourismus in dieser Region in den letzten beiden Jahren komplett zusammenbrach und viele Familien eine wichtige Einkommensquelle verloren 😥. Inzwischen gibt es zwar wieder Tourismus, dies aber auf einem viel tieferen Niveau, als vor der Pandemie.

    Etwas ausserhalb von Colchani bezogen wir unsere Unterkunft für die nächste Nacht. Das komplett aus grossen Salzblöcken gebaute Hotel glich auf den ersten Blick eher einem Bunker, als einer gemütlichen Herberge. Wir waren denn auch überrascht, als wir ein hübsches Zimmer zugeteilt erhielten. Stilecht waren sowohl die Ablage, wie auch das Bett aus Salz gebaut und anstatt eines ausgetretenen Teppichs lag auf dem Fussboden eine zentimeterdicke Schicht feiner Salzkristalle. Barfuss fühlte sich das ganz ähnlich an, wie trockener Sand am Strand ⛱️.

    Das Salzhotel war unser letzter Stopp im Trockenen. David verteilte uns allen Gummistiefel, da während der Regensaison an gewissen Stellen bis zu 20 Zentimeter Wasser auf der Salar liegt 💦. Ebenso musste David unsere Route für den Nachmittag minim anpassen. Die Fahrt zur Kakteen-Insel Incahuasi ist während der Regenzeit nur selten möglich. Neben dem zu hohen Wasserpegel ist die Fahrt dorthin aber auch wegen den unzähligen Löchern in der Salzkruste gefährlich 🕳. Immer wieder kommt es vor, dass unvorsichtige Fahrer mit ihren Gästen auf der Salzkruste einbrechen und das Fahrzeug aufwändig geborgen werden muss 🚒.

    Uns war die neue Route egal. Zu sehr fesselte uns das Licht- und Schattenspiel in der Salar 👥. Die weit entfernten Vulkane spiegelten sich ebenso wie die Sonne und die Wolken im klaren Wasser 🌤. Irgendwann verschmolzen Himmel und Wasser zu einer einzigen Masse und der Horizont verschwand komplett. Fasziniert gaben wir uns diesem surreal scheinenden Naturschauspiel hin, liessen uns von den Elementen verzaubern und von unseren Sinnen täuschen 🥰. Entgegenkommende Autos wirkten auf der spiegelglatten Oberfläche wie in der Luft schwebende UFOs und die Spaziergänger schienen auf dem himmelblauen Wasser zu laufen🛸. Es ist schwierig in Worte zu fassen, wie es sich in einer solch unwirklichen Umgebung anfühlt. Ebensowenig lassen sich die Eindrücke in aussagekräftigen Bildern festhalten.

    Bei einer kleinen Insel, etwa 20 Kilometer vom Ufer entfernt, legten wir unsere Mittagspause ein. Geschützt vor der brennenden Sonne, zauberte uns David in einem ehemaligen Salzhotel ein leckeres Mittagessen auf den Tisch. Diese Stärkung war bitter nötig, denn David hatte Grosses vor mit uns. Die Salar de Uyuni ist nämlich bekannt als Spielplatz für Hobbyfotografen und Instagram-Sternchen 📷⭐️. In der endlosen Weite lassen sich von Godzilla verfolgte Touris ebenso fotografisch festhalten, wie verliebte Liebespaare, die sich einander gegenseitig aus dem Hut zaubern. Nach zwölf Jahren als Guide kannte David alle Kniffs und Tricks, um grandiose Bilder zu schiessen. So stellten wir uns alle brav als Statisten zur Verfügungen und liessen uns mit einem Dino, einer Packung Pringles oder einem Paar Wanderschuhen ablichten 🦖🥾. Mit Abstand am spektakulärsten wurden aber die Bilder auf der offen Wasserfläche. Im Zusammenspiel mit der Sonne sieht unser Siegelbild aus, wie ein riesengrosser Skorpion! Wäre David zwanzig Jahre jünger, würden seine Bilder auf Instagram wohl hunderte von Likes erhaschen😉.

    Nachdem wir alle erdenklichen Sujets ausprobiert und uns fertig ausgetobt hatten, fuhr uns David wieder in die Nähe des Ufers. Dort durften wir den atemberaubendsten Sonnenuntergang miterleben, den wir je gesehen hatten 🌅💖💖. In satten Farbtönen spiegelten sich die Sonne und der Himmel im Wasser. Dunkelblau, violett, rot, orange, gelb - wir konnten uns kaum satt sehen am Zauber der Farben🌈 und fühlten uns wie in einem Traum. Nie hätten wir gedacht, in Uyuni etwas derartiges erleben zu dürfen!

    Mit dem Sonnenuntergang war unser Tag jedoch noch nicht zu Ende. Unverhofft fädelte David für uns beide einen weiteren Ausflug ein und wir durften zusammen mit einer anderen Gruppe um elf Uhr nachts nochmals zur Salar fahren, um dort abseits der Lichter der Siedlung den Nachthimmel zu bestaunen💫. Ohne Lichtverschmutzung und an diesem abgeschiedenen Ort schienen uns die Sterne für einmal viel näher als sonst 🥰.
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