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  • Day 165

    Ushuaia

    March 15, 2022 in Argentina ⋅ 🌧 7 °C

    54° 48' S, 68° 18' W: Ushuaia - der südlichste Ort unserer Reise durch Lateinamerika🧭. Die Provinzhauptstadt liegt im Süden der grössten Insel Feuerlands, direkt am Beagle-Kanal. Von hier aus sind es nur noch eintausend Kilometer bis in die Antarktis🇦🇶🧊🐧🦭.

    Insgesamt fünf Nächte blieben wir in Ushuaia, um von dort aus den Beagle-Kanal und den Nationalpark Tierra del Fuego zu erkunden. Das war zumindest die Idee. Leider regnete es an unseren ersten beiden Tagen in Feuerland fast ununterbrochen, während es in den Bergen bereits schneite. Gleichzeitig hatte sich Dani noch in El Calafate etwas erkältet und inzwischen auch Martina angesteckt🤧🤒. An Wandern war nicht zu denken. Stattdessen mussten wir in der südlichsten Stadt der Welt das Bett hüten🛌.

    Immerhin tat uns die Bettruhe gut und so ganz zuhause blieben wir auch nicht. Wenigstens zum Buchen der beiden Ausflüge auf den Beagle-Kanal und zur Pinguin-Bucht sowie den Besuch des "Museo del Fin del Mundo" wagten wir uns nach draussen. Zudem mussten wir nochmals einen Western-Union-Schalter aufsuchen. Draussen war es bitterkalt und trotz Thermosunterwäsche und mehreren Schichten Kleider schlotterten wir unaufhörlich🥶. So waren wir gleich doppelt froh um die Gasheizung in unserem Zimmer.

    An den folgenden Tagen besserte sich das Wetter allmählich und lud dazu ein, die Stadt zu Fuss zu entdecken. Ushuaia zählt knapp 70'000 Einwohner, wirkt aber auf den ersten Blick viel kleiner. Die Stadt ist direkt in die Hänge der Cordillera Darwin gebaut und ein wildes Sammelsurium aus schönen Holzhäusern, einfachen Wellblech-Konstruktionen aus der Gründerzeit und klotzigen Betonbauten. Entlang der Avenida San Martín reihen sich Souvenirshops an Modeboutiquen und Outdoor-Outfitter🧸🧥🎿. Tagsüber bestaunen hunderte von Touristen die Schaufensterauslagen und hoffen auf ein Schnäppchen🛍. Abends bilden sich vor den guten Meeresfrüchterestaurants und den Confiserien lange Schlangen.

    Bei der Suche nach einen guten Restaurant hatten wir gleich mehrfach etwas Pech. Meistens war unser Hunger so gross, dass wir nicht warten mochten, bis um 20 Uhr die guten Restaurants öffneten. So landeten wir einmal im Hardrock-Café, einmal in einem Pasta-Laden und einmal in einem Fischrestaurant🍔🐟🍝. Das Essen entsprach dabei oft nicht ganz unseren Erwartungen und vom Fisch liessen wir sogar die Hälfte stehen. Immerhin fanden wir am Mittag zumeist gute Essensoptionen.

    Im "Museo del Fin del Mundo" tauchten wir in die Vergangenheit Feuerlands ein und erfuhren viel über die Lebensweise der ursprünglichen Bewohnerinnen und Bewohner. Diese lebten in sehr einfachen Behausungen aus Ästen, Fellen und Walknochen und trugen - für uns kaum vorstellbar - keine Kleidung. Diese wäre beim nasskalten Wetter ohnehin fast dauerhaft nass gewesen. Stattdessen wärmten sich die Ureinwohner an Feuern, welche sie sogar auf ihren Kanus entfachten🛶. Dazu ernährten sie sich hautsächlich von Robben und Seelöwen, deren kalorienreiches Fleisch sie zusätzlich wärmte🦭.

    Wie für viele andere Urvölker endete auch die Geschichte der Ureinwohner Feuerlands tragisch😥. Von christlichen Missionaren wurden sie gezwungen Kleider zu tragen. Durchnässt vom Salzwasser und vom Leben auf See konnten die Kleider kaum trocknen und viele Ureinwohner wurden krank. Hinzu kamen aus dem Westen eingeschleppte Krankheiten sowie der Konkurrenzkampf mit den neuen Siedlern. Von den damals etwa 10'000 Ureinwohner starb der grösste Teil und damit auch deren gemeinsame Kultur und Sprache. Heute gibt es nur noch wenige Gemeinschaften, welche gewisse alte Bräuche weiter pflegen. Ansonsten gleicht das Leben der Nachkommen demjenigen der restlichen Argentinier.

    Auch die Bucht von Ushuaia besuchten wir mehrfach, um dort die gewaltigen Eisbrecher und Antarktik-Kreuzfahrtschiffe zu bewundern, welche am Hafen vor Anker lagen🚢⚓️. Regelmässig brechen diese mit grossen Reisegruppen zu mehrwöchigen Antarktis-Expeditionen auf. Wer mitfahren möchte, muss dafür ungefähr 25'000 US-Dollar hinblättern!

    Im Hafen döste zudem ein ganz besonderer Meeresbewohner an der wärmenden Sonne. Direkt neben dem Schiffssteg zu den Ausflugsbooten machte es sich ein junger Seeelefant gemütlich. Offenbar gefiel es ihm im Rampenlicht zu stehen und in die Kameras zu gähnen🥰. Seine Artgenossen leben sonst eher weiter südlich, währenddessen es diesem jungen Kerl in Ushuaia wohl besser gefiel.

    Auch wenn wir letztlich krankheits- und wetterbedingt keine Wanderung im Nationalpark unternehmen konnten, durften wir zumindest aus der Distanz die wunderschönen Berggipfel Feuerlands bestaunen. So schenkte uns Petrus am Abreisetag wunderbares Wetter und ein fantastisches Panoramabild der südlichsten Anden-Cordillera🤩.
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