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  • Day 37

    Buller Gorge

    December 18, 2023 in New Zealand ⋅ ☁️ 21 °C

    Die Übernachtung in der Cabin im Murchison Motorcamp war mein persönlicher Lottosechser. In der Nacht begann es wieder heftig zu regnen und die starken Regenschauer hielten noch bis in den späten Nachmittag an. Bis auf meine Schuhe, welche ich dummerweise zum Auslüften nach draussen gestellt hatte, blieb alles trocken.

    Da sich mein nächster Rastplatz bei der ehemaligen Goldgräbersiedlung Lyell nur etwa 45 Kilometer entfernt war, setzte ich mich trotz Regen gut gelaunt aufs Rad und radelte los. Ich wollte unbedingt vor elf Uhr beim White Creek sein, um mir dort ein Ticket für eine rasante Jetboat-Fahrt durch die spektakuläre Buller Gorge zu ergattern. Wenn schon nass werden, dann richtig.

    Am Ticketschalter wurde nicht nur ich bitter enttäuscht. Bei solch schlechtem Wetter führt der Fluss zu viel Wasser und die Fahrt wäre ein zu grosses Risiko. Etwas geknickt zogen alle Touristen wieder von dannen. Der dazugehörende Goldgräber-Themenpark sorgt halt nicht garade für Nervenkitzel und Adrenalinschübe.

    Für mich blieben noch vermeintlich fünfzehn Kilometer bis zum heutigen Etappenziel. In Lyell angekommen, musste ich mir dann aber zuerst etwas die Augen reiben. Der Rasen stand teilweise fünf Zentimeter unter Wasser. Hier die Nacht zu verbringen, war keine Option. Ein anwesender Einheimischer versuchte mir zu helfen und erwähnte eine kleine Bar mit ein paar Zimmer, etwa 35 Kilometer entfernt.

    Ob diese noch existieren würde, wusste er leider nicht. Dafür konnte er mir exakt beschreiben, wo ich das nächste Mal Handy-Empfang haben werde und so radelte ich zuerst einmal die fünf Kilometer bis zum Wendeplatz beim Brückenpfeiler. Dort erschienen tatsächlich zwei Striche auf meinem Display und ich konnte die ominöse Bar ausfindig machen. Wenige Klicks später hatte ich auch ein Bett reserviert. Nun konnte ich beruhigt die letzten dreissig Kilometer zurücklegen und mich auf ein trockenes Bett und eine warme Mahlzeit freuen.

    Am nächsten Tag klarte das Wetter auf und ich machte mich frühmorgens erst einmal auf zur Veloinspektion. Die Gravelstrecken waren nicht gerade optimal. Zudem wurde ich mehrmals von herannahenden Lastwagen von der Strasse abgedrängt. Dabei erwischte ich einige tiefe Schlaglöcher. Die Acht im Hinterrad war nicht mehr zu übersehe, sie beinträchtigte auch die Schaltung. Zudem knirrschte irgendetwas im Wechsler und beim Fahren hörte ich ein verdächtiges Knacken. Velokollege Pirlo half mir via Whatsapp von der Schweiz aus mit ein paar guten Tipps auf die Sprünge. Ein paar Youtube-Tutorials später schien das Hinterrad wieder etwas besser in Form zu sein.

    Wenigstens bis ins vierzig Kilometer entfernte Westport musste mein Flickwerk halten. Dort konnte ich das Rad dem ansässigen Velohändler zeigen, was ich gegen Mittag auch tat. Dieser hatte leider weder Zeit noch Material, um mir zu helfen. Immerhin hatte er eine passende Kette an Lager. Diese muss nämlich auch zeitnah gewechselt werden. Unverrichteter Dinge setzte ich meine Fahrt fort und kontrollierte unterwegs zweimal alle Speichen.

    Als ich am späten Nachmittag in Charleston eintraf, war ich erleichtert. Zur Feier des Tages bestellte ich mir ein grosses Bier und eine Portion frittierte Tintenfischringe mit Aioli, Nervennahrung halt.
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