Satellite
Show on map
  • Day 63

    New Brighton und Kite Day

    January 13 in New Zealand ⋅ ☀️ 22 °C

    Nach zwei Monaten auf dem Velo kam mir die Busfahrt von Oamaru nach Christchurch beinahe wie eine Raserei vor. Wie hätte ich gegen den Gegenwind gekämpft, in der Hitze gelitten, unvorsichtige Autofahrer verflucht und noch so jede kleine Steigung in jeder Muskelfaser meiner Beine gespürt. Nun aber sass ich in einem Bus, das Gepäck verstaut und fuhr mit hundert Sachen über den Highway. Drei Tagesetappen von jeweils knapp über 100 Kilometern wurden plötzlich eine viereinhalbstündige Busfahrt.

    Ein schlechtes Gewissen muss ich nicht haben. Der Bustransfer war wohlüberlegt, eine Risikoabwägung und letztlich auch der Entscheid für mehr Freizeit, um die Umgebung von Christchurch zu erkunden. Dies natürlich standesgemäss mit dem Drahtesel.

    Für die Überbrückung der zwei Tage bis ich bei meiner temporären Kiwi-Gastfamilie einziehen kann, buchte ich mir eine Parzelle auf dem Campingplatz der Agglo-Gemeinde New Brighton. Nach Tagen in der Steppe und den Südalpen hatte ich Durst nach dem süssen Nichtstun, Lust auf das Meeresrauschen und den warmen Sand zwischen den Zehen. New Brighton schien mir geradezu ideal für mein Vorhaben.

    Doch bei der Ankunft zeigte mir der Küstenort erst einmal seine hässliche Seite. Das baufällige Zentrum war menschenleer, zahlreiche Schaufenster in der Flaniermeile eingeschlagen. Als hätte New Bighton als Filmkulisse für eine Zombie-Apokalypse à la "The Walking Dead" herhalten müssen. Ich war enttäuscht und bereute, nicht in der Innenstadt von Christchurch geblieben zu sein oder mich zumindest besser informiert zu haben.

    Am anderen Tag belehrte mich New Brighton eines besseren. Auf der Fahrt zum Supermarkt entdeckte ich bereits viele bunten Drachen am Himmel. Und je näher ich dem Zentrum kam, desto bunter wurde das Treiben. Auf der tags zuvor menschenleeren Flaniermeile standen dicht aneinander gedrängte Marktstände, von den Foodtrucks duftete es herrlich und an mehreren Ecken musizierten Künstlerinnen und Künstler. Ich war begeistert!

    Das Hauptspektakel fand jedoch nicht im Zentrum, sondern am Strand rund um den gegenüberliegenden Pier statt. Hunderte von Menschen liessen grosse und kleine Drachen steigen. Menschen jeden Alters erfreuten sich an den flatternden Drachen in Form von Tieren, Fabelwesen, Flugzeugen und Schiffen. Das fröhliche Treiben und die entspannte Stimmung zogen mich in ihren Bann. Fast den ganzen Tag liess ich mich mitreissen, lief den Strand auf und ab, staunte und lauschte den Klängen der anwesenden Musikern. Wie toll, dass es mich unverhofft hierher verschlagen hat.
    Read more