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  • Day 4

    Good Morning, Vietnam!

    January 22 in Vietnam ⋅ ☀️ 27 °C

    Good Morning, Vietnam! Robin Williams' unvergleichliche Ansprache in seiner Rolle als Radiomoderator lag mir seit Tagen in den Ohren. Noch im Flugzeug hatte ich mir den Klassiker angeschaut und nun radelte ich selber durch die Reisfelder.

    Die Gemächlichkeit der Reisbauern liess meinen Puls runterkommen. Das war bitternötig. Der Start in Hôi An war holprig. Schon am Vorabend hatte ich bemerkt, dass mit der Gangschaltung etwas nicht in Ordnung war. Die für flache Strecken wichtigen Gänge blieben nicht drin und die Kette sprang. Aus diesem Grund war das Velo eigentlich in Neuseeland zur Überholung in der Werkstatt. Ich war stinksauer.

    Verzweifelt irrte ich am morgen früh in Hôi An umher. Doch es gab keinen einigermassen westlich daherkommenden Bikeshop. So hielt ich notgedrungen bei einem Velomech, der seine Werkstatt im Innenhof eingerichtet hatte. Der alte Mann war gerade dabei, eine Felge mit dem Hammer zu bearbeiten. Ein Tourenvelo hatte er wohl noch nie zu Gesicht bekommen. Die meisten Fahrräder in Vietnam sind einfache Eingänger mit Rücktritt.

    Ich war skeptisch, überliess dem Alten aber das Rad zur Begutachtung. Nach kurzem Zögern griff er zu seinem Werkzeug und begann zu schrauben. Während der Mann vor dem Velo kauerte, recherchierte ich sicherheitshalber schon mal im Internet. Schlimmstenfalls musste ich mir einen Transport ins eine Stunde entfernte Da Nang organisieren und dort mein Glück versuchen.

    Nach etwa zwanzig Minuten stand der Velomech triumphierend vor mir. Offenbar konnte er die Schaltprobleme beheben. Das laute Knacken war weg. Nur die höchsten drei Gänge funktionierten nicht einwandfrei. Ich liess es dabei und drückte dem Mann ein paar Scheine in die Hand. Da es bereits Mittag war, musste ich unbedingt los.

    Die Bewegung tat mir gut und das Velo fuhr sich passabel. Überall winkten mir die Menschen von weitem her zu. Kinder kreischten vergnügt, als sie mich auf dem Velo herannahen sahen. Oh wie hatte ich das Radfahren vermisst. Die verkehrsarme Strasse und die Fahrt entlang der Reisfelder waren wie Balsam für die Seele. Allmählich rückte der Ärger in den Hintergrund.

    Nach fast einhundert Kilometer erreichte ich noch vor der Dämmerung Bính Dông. Mein Etappenziel war ein schmuckloser Ort inmitten grosser Industrieanlagen. Im einzigen Hotel fand ich ein Zimmer und verkroch mich direkt nach dem Abendessen ins Bett.
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