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  • Day 20

    Radreisende unter sich

    February 7 in Cambodia ⋅ ⛅ 30 °C

    Wie jede Community, sind auch Radreisende gut vernetzt. Es gibt zahlreiche Foren, Facebook-Gruppen und Blogs. Einigen folge ich als Leser, an anderen beteilige ich mich aktiv. Zu jeder Frage gibt es hilfreiche Antworten. Reiserouten werden rege diskutiert und Eindrücke miteinander geteilt. Das ist für mich nützlicher als jeder Reiseführer. Und aktueller.

    Wenn man solche Internet-Freunde dann auch im echten Leben trifft, ist dies immer ein speziell schöner Moment. Mit Michel stand ich schon über eine Woche in Kontakt. Er radelt mit seiner Frau Karin eine ähnliche Route wie ich, einfach in entgegengesetzter Richtung. Währendessen ich an Informationen zum Strassenzustand in Kambodscha interessiert war, suchte er nach Himweisen rund um das Tết-Festival in Vietnam.

    Verabredet hatten wir uns nicht. Aber Michel wusste, dass ich gegen Mittag aus Kep eintreffen würde. Und wie das so ist, treffen sich Radreisende beim lokalen Velomech. Michel musste eine Speiche ersetzen lassen und ich fand zu meinem Erstaunen alle Ersatzteile, welche ich bereits in Vietnam überall suchte: Kassette, Ersatzkette, Bremsbeläge. Nachdem meine Suche in Grosstädten wie Nha Trang und Quy Nhơn erfolglos blieb, wurde ich hier endlich fündig.

    Sofort fingen wir an Geschichten auszutauschen und Michel lud mich spontan zum Mittagessen ein. Er und Karin sind Abenteurer der ersten Stunde. Sie sind schon einmal mehrere Monate durch Südostasien geradelt, haben Afrika bereist und mit dem Unimog den Sahel erkundet. Michel war vor seiner Pensionierung zudem Jahre lang für die UNO in Zentralafrika tätig und dort viel mit dem Motorrad unterwegs. Auch Karins Familie mag es sportlich. Erst kürzlich hat ihr Sohn die "Great Divide Tour" mit dem Mountain Bike absolviert.

    Bis in den frühen Nachmittag sassen wir zusammen, lachten und diskutierten. Ich genoss es, den Erzählungen von Karin und Michel zu lauschen. Ihre Geschichten und ihr Blick auf die Welt sind inspirierend. Ich bin mir sicher, dass viele weitere Abenteuer auf die beiden warten. Auch mit Mitte sechzig respektive siebzig sind beide noch immer topfit und schmieden fleissig neue Reiseprojekte.
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