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  • Day 25

    Ab in den Dschungel

    February 12 in Cambodia ⋅ ⛅ 32 °C

    Auf dem Weg Richtung Thailand führte meine Strecke durch den weitläufigen Waldkorridor zwischen dem Botum Sakor Nationalpark und den Cardamom Mountains. Obschon der Dschungel in Siedlungsnähe nicht mehr vergleichbar ist mit jenen dichten Wäldern und Baumriesen in den nördlichen Cardamom Mountains, bot sich die Gegend für einen Abstecher in den Regenwald geradezu an.

    Meine Wahl fiel auf eine kleine Ecolodge etwas oberhalb des Dorfes Tatai. Die Rainbow Lodge wurde vor über 16 Jahren auf ehemals als Reisfelder genutzten Flächen angelegt. Inzwischen hat der Dschungel das Grundstück zurückerobert und die Bungalows befinden sich mitten im üppigen grün des Waldes.

    Mein Bungalow hatte ich bereits vor Wochen gebucht. Nun geriet ich durch den krankheitsbedingt längeren Aufenthalt in Kampot zeitlich ins Hintertreffen, weshalb ich mir für die knapp 250 Kilometer lange Strecke einen Platz im Minibus buchte. Der Minibus war auch eine Vernunftsentscheidung. Nach wie vor fühlte ich mich nicht ganz fit. Zudem hatte ich für die hügelige Strecke mit langen Baustellenabschnitten und sandiger Piste eigentlich drei Tage eingeplant.

    Schon nach den ersten zwanzig Kilometer fühlte ich mich in meinem Entscheid bestätigt. Die Strasse war praktisch inexistent. Zahlreiche Minibusse, Lastwagen und Motorräder fuhren im Schneckentempo über die löchrige Piste. Wir Passagiere wurden dabei regelrecht durchgeschüttelt und der feine Staub drang trotz geschlossenen Fenstern bis ins Wageninnere. Als Radfahrer muss eine solche Strasse eine wahre Tortur sein. Stellenweise besserten sich die Strassenverhältnisse und der Fahrer konnte etwas Zeit gut machen.

    In ein paar Jahren werden die grossen Siedlungen über eine zwei- bis vierspurige Strasse miteinander verbunden sein. Bis dahin dauert es aber noch eine Weile und ich bezweifle, dass dieser Ausbau nur vorteilhaft sein wird - zumindest für die Natur. Wie eine tiefe, zwei Kilometer breite Narbe zieht sich die Baustelle durch den Wald. Das ermöglicht einen einfacheren Zugang für illegalen Holzschlag.

    Vor allem Vietnam und China kaufen Unmengen der edlen Hölzer für die Möbelproduktion und den Schiffsbau. Rund ein Drittel des Regenwaldes hat Kambodscha in den letzten zwanzig Jahren bereits durch illegalen Holzschlag und zweifelhafte Verträge mit Firmen aus diesen Ländern verloren. Es bleibt zu hoffen, dass hier in Zukunft die Vernunft einkehrt und sich die Regierung ihrer Verantwortung annimmt.

    Nach sechseinhalb Stunden im engen Minibus kamen wir endlich in Tatai an, wo ich bereits erwartet wurde. Mit dem Langboot ging es nun noch zwanzig Minuten flussaufwärts. Die Fahrt zur Lodge erinnerte mich an die Ausflüge im Amazonas. Nur hie und da deuteten ein verlassener Steg oder ein festgemachtes Boot darauf hin, dass hier noch andere Menschen leben.

    Bei der Lodge verstummte der Zivilisationslärm gänzlich. An seine Stelle trat das unaufhörliche Rascheln im Buschwerk und das fröhliche Gezwitscher dutzender exotischer Vögel. Zwischen den Bäumen sponnen tellergrosse gestreifte Spinnen ihre Netze, um einen der Falter oder Schmetterlinge zu fangen. Jeweils zur Dämmerung riefen sich die Tokehs zu. Bis zu vierzig Zentimeter lang können diese Geckos werden. Zusammen mit ihren kleineren Artgenossen bevölkerten sie die Wände und Decken der Lodge und frassen die Mücken in meinem Bungalow.

    In der Lodge wurden wir Gäste rundum versorgt. Pirom und Gee, die beiden Gastgeber, taten alles, um unseren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Dazu gehörten verschiedene Ausflüge mit dem Langboot, Vogelkunde mit Gee und ausgiebige Pétanque-Partien mit der Crew. Jeweils abends wurden wir reich bekocht und durften uns durch die unterschiedlichsten Gerichte "probieren". So wurde aus meinen zweitägigen Dschungelabenteuer ein fünftägiger Aufenthalt mit Familienanschluss bei Pirom.
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