Satellite
  • Day 87

    Staub, Felsen und 4.600 Meter

    December 25, 2017 in Bolivia ⋅ ☀️ 15 °C

    Bereits um 7 Uhr morgens startete unsere Expedition in die Wüsten des bolivianischen Hochlands, die uns 3 Tage in Anspruch nehmen sollte. Aus diesem Grund nahmen wir dann auch für diese Zeit unsere letzte Dusche und bestiegen einen der zwei Jeeps. Unsere großen Backpacks nahmen wir nicht mit, da wir nur mit schmalen Gepäck in die Wüste fahren sollten. Wie sich herausstellen sollte, wählten wir aber den “falschen“ Jeep. Und so ging unsere Fahrt aus Uyuni heraus in unwirtliches Gelände, welches grösstenteils aus Büschen, Steinen und Staub bestanden. Vereinzelt waren dann die Lamas zu sehen, die sich hier bewegten. Daneben sahen wir auch viele Strauße, die sich über das weite unbewohnte Land bewegten. Dann machte der Jeep ein eigenartiges Geräusch und die Übertragung von Motor zu den Rädern funktionierte nicht mehr. Das war unser erster unfreiwilliger Stop. Wir konnten die Zeit nutzen, in dem die zwei Fahrer den Jeep reparierten, um ein wenig weiter in die Wüste voranzugehen. Und wir waren von der Weite der Wüste und der Leere, die hier auf dem ersten Blick herrschte respektvoll beeindruckt. Die Wüste ist jedoch belebter, als man auf den ersten Blick denken mag. Nach einigen Metern huschte auch schon die erste Ecke aus einem Busch und versteckte sich weiter weg. Nach der rudimentären Reparatur des Jeeps fuhren wir dann erstmal weiter und durch ein Doof, welches an einer Wasserquelle liegt und die Menschen sich an dieser angesiedelt haben. Nur ca. eine halbe Stunde machte das Radio und anschliessend die Autobatterie schlapp und wir hatten unsere zweite unfreiwillige Pause in der Wüste. Hier war die Landschaft schon wesentlich hügeliger und immer noch von kleinen Büschen umgeben. Nachdem auch hier die losen Kabel zusammengesteckt wurden, ging es dann hier weiter. Aber nur wenige Minuten später, wir erreichten derweil einen ausgetrockneten Salzsee, machte der Jeep dann endgültig schlapp. Auch hier legten wir eine unfreiwillige Pause ein, die wir mit der Erkundung des Terrains und ein wenig Klettern verbrachten. Da zwischendurch immer mal wieder andere Jeeps vorbeikamen, versuchten sich an der Reparatur mehrere Jeepfahrer. Irgendwann wechselten wir den Jeep und fuhren dann bei Paul mit, der gerade ein paar Touristen abgesetzt hatte und daher frei war. Er sollte uns dann durch die staubige Wüste, die mittlerweile auch keine Büsche, Sträucher oder anderes pflanzliches Leben beherbergte, zu einer Thermalquelle bringen, die der erste geplante Stop der heutigen Tour werden sollte. Nach knapp 45 Minuten kamen wir dort an und konnten die Lagune mit den Flamingos begutachten. Da wir uns auf gut 4.200 Metern Höhe befanden, hielten wir es nicht allzu lange in der Quelle aus, da der Blutdruck ziemlich Anstieg. Aus der Quelle entstiegen trockneten wir auch ohne ein Handtuch in wenigen Minuten, was an der trockenen Höhenluft liegt. Der Blick auf die Lagune war jedoch wunderschön und es war toll hier auch etwas Leben in dieser unwirtlichen Gegend in dieser buchstäblich atemberaubenden Höhe zu sehen. Die Lagunen sind oftmals sehr toxisch und mit natürlichen Stoffen angereichert, die aus dieser hochaktiven vulkanischen Gegend stammen. Dementsprechend ist auch fast jede Erhöhung ein aktiver oder erloschener Vulkan, die die Gegend über Jahrtausende formten. Wir aßen hier auch zu Mittag und es kam dann auch ein neuer Jeep mit neuem Fahrer, der den Auftrag unterwegs vom anderen Fahrer übernahm (von Uyuni waren wir mittlerweile gute 5 Stunden entfernt). Wir fuhren dann weiter zur sog. grünen Lagune, wo es aber aufgrund des Windes nicht so grün war. Die Mineralien, die sonst für die grüne Farbe zuständig sind, wurden einfach zu oft durchgewirbelt. Wir hielten uns hier nur kurz auf und nahmen die „Straße“ (also einen x-beliebigen Pfad) durch die rötlich schimmernde Wüste. So stellen wir uns auch ungefähr die Oberfläche des Mars vor. Von dieser Wüste ging es dann in die Dali-Wüste (insgesamt haben wir an diesem Tag 3-4 Wüsten durchquert, die allesamt anders waren: von staubigen Boden mit kleinen Büschen und Kakteen, zu Wüsten mit roten Boden und keinen Zeichen von Leben, Wüsten, die hauptsächlich aus Felsen bestehen bis zu einem Mix aus diesen). Die Dali-Wüste hat seinen Namen nicht da Salvador Dali hier jemals einmal war, sondern weil sie seinen berühmten Bild mit den geschmolzenen Uhren erinnert (Dali hat sich da nicht an der Natur orientiert, sondern seinen Drohen haben das erledigt). Die Felsblöcke selbst wurden durch die Gezeiten und den Wind in all den Jahren zu einem surrealen Szenario geformt. Wir hielten uns hier nicht allzu lange auf, da es Nachmittag war und die Temperatur von knapp 20 Grad mittlerweile auf 8 Grad runtergekühlt ist (am Abend waren es dann 0 Grad). Der nächste Stop waren dann die Geysire in der nächsten Wüste. Da die Gegend sehr vulkanisch aktiv ist, dampfte und blubberte der Boden und hinterliess schwefelhaltige Gerüche. Da wir aber zahlreiche Geysire in Neuseeland sahen, war dies lediglich „ganz nett“. Der Wind war aber auch hier ziemlich stark und führte zu einem sehr einseitigen Abzug des Dampfes. Die Reise ging weiter durch die Wüste und der Jeep hielt auch durch. Wir durchquerten einen recht felsigen Teil und kamen am Ende an der roten Lagune an, die ihrem Namen auch gerecht wurde. Hier gab es neben Flamingos auch Lamas, die sich nicht von der Kälte, die mittlerweile herrschte, stören ließen. Es wurde bereits langsam dunkel, sodass wir von der roten Lagune auch bald aufbrechen mussten. Der vorletzte Stop des Tages waren dann weitere Dali-Felsen, die mit ein wenig Phantasie wie Bäume, Gesichter und Tiere aussahen. Chris ließ es sich nicht nehmen, um auch hier die ein oder andere „Figur“ hochzuklettern, was ihn aber auch ziemlich aus der Puste brachte. Wir waren noch immer nicht ganz akklimatisiert. Steffi versuchte solche Klettereien schon nicht, da sie durch ihren Schnupfen ohnehin nicht genug Luft bekam. Die Felsen waren wirklich aufregend und wirkten ebenso surreal wie Dalis Bilder. Sie passten nicht ganz so sehr in dieses Naturbild aus Staub. Da die Temperatur schon stark fiel, machten wir uns dann auch in der Dunkelheit auf den Weg ins Flamingo Hotel, welches im Nirgendwo dieser Wüsten liegt. Unser Fahrer fuhr durch die Nacht dieser Wüste nur gefolgt von dem anderen Jeep und den aufgehenden Sternenhimmel. Wir kamen dann gegen 21:30 Uhr im Flamingo Hotel an und waren echt beeindruckt. Wir hatten so etwas nicht erwartet. Es handelte sich um ein kleines nettes Hotel mit netten Zimmern (wir erwarteten eher etwas wie im Pantanal) und einer netten Gaststube mit wirklich gutem Service. Das Flamingo Hotel ist ein Öko-Hotel und speist u. a. seine Elektrizität nur aus Sonnenlicht, welches dann für Abends gespeichert wird. Demzufolge sind die Steckdosen auch nicht ununterbrochen nutzbar. Nach einem netten Abendessen gingen wir dann noch hinaus, um Sterne zu beobachten. Der Sternenhimmel war klar und es waren viele Sterne zu sehen. Nur leider war der Mond so hell, dass die Milchstraße nur ganz leicht zu sehen war. Im Prinzip war dies auch unsere Beste Chance auf die Milchstraße, da wir auf knapp 4.600 Metern waren, ohne dass irgendwelche menschengemachte Lichtquellen in mittelbarer und unmittelbarer Entfernung hätten stören können. Da wir seit 7 Uhr unterwegs waren, gingen wir aber auch recht zeitnah zu Bett.Read more