Südamerika & ein wenig Europa

February - July 2020
A 149-day adventure by Juliane & Marcus Read more
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  • Day 13

    Wien

    February 23, 2020 in Austria ⋅ 🌬 15 °C

    Hier haben wir ein kleines Pollersches Familientreffen. Alle sind zusammen gekommen, um Astrid und Nico bei ihrer Genesung zu begleiten. Da das problemlos klappt, können wir außerdem den Wiener Flair genießen bei einer Sacher Torte im schönen Cafe des Kunsthistorischen Museums oder an der Donau.
    Den Rest der Zeit entspannen wir einfach in unserem Ferienhaus in Hütteldorf.
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  • Day 17

    Rio de Janeiro

    February 27, 2020 in Brazil ⋅ 🌧 23 °C

    Brasilien begrüßt uns mit einer schwülen Wärme, bei der sich 30°C anfühlen wie 40°C. Außerdem hören wir auch um 10 Uhr abends auf dem Weg in unsere Unterkunft noch die Trommeln der Karnevalsmusik.
    Am ersten Tag erkunden wir erstmal unsere Nachbarschaft Santa Teresa. Am Nachmittag stürzen wir uns dann direkt ins Karnevalleben bei einem Bloco (Straßenumzug) im Viertel. Kostüme haben wir zwar nicht dabei aber einen essentiellen Bestandteil der Kostümierung bekommen wir von unseren schnell gefundenen neuen Freunden: Glitzer!!!! Ansonsten scheint das Motto möglichst wenig Bekleidung (vollkommen logisch bei den Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit) mit möglichst viel Glitzer zu sein. Die Party beginnt und endet Stunden nach dem eigentlichen Umzug und hinterlässt einen glitzernden Asphalt.
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  • Day 23

    Paraty

    March 4, 2020 in Brazil ⋅ ☁️ 22 °C

    Unsere zweite Station in Brasilien liegt ca. 5 Busstunden südlich von Rio. Obwohl wir die Ciudade Maravilhosa ins Herz geschlossen haben, freuen wir uns auf neue Eindrücke und vor allem hoffen wir dem andauernden Regen zu entkommen. Und der Plan geht auch auf!
    Paratys Altstadt ist zurecht UNESCO Weltkulturerbe mit seinem noch zu Zeiten der Sklaverei verlegten Kopfsteinpflaster und den kleinen weißen Häusern mit den bunten Tür- und Fensterrahmen in denen jetzt tausendundeine Boutique/Souvenirladen/Restaurant zu finden sind. Man kann sich hier also einfach durch die Gassen treiben lassen. Wir haben das noch ergänzt durch einen Bootstrip zu ein paar der vielen Inseln in der Umgebung und durch eine wirklich coole Attraktion: die natürliche Wasserrutsche bei Penha. Morgen geht's dann noch zum Strand bei Trinidade (wenn es nicht doch regnet).
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  • Day 26

    Der Teufel steckt im Detail

    March 7, 2020 in Brazil ⋅ ☀️ 27 °C

    Der Teufel steckt im Detail

    #reallife

    Es gibt Tage an deren Ende man sich sicher ist, man hätte im Bett bleiben sollen.
    Juliane und ich nutzen unseren letzten Morgen im beschaulichen Paraty, um noch einmal durch die historische Altstadt zu schlendern. Die bunten Farben der Fensterrahmen leuchteten. Es war der erste Tag an dem wir, seit unserer Ankunft in Brasilien, die Sonne schon am Morgen genießen konnten. Die Straßen mit dem uralten Kopfsteinpflaster waren noch fast leer. Kleine Souvenirläden lockten mit ihren Angeboten.
    So kauften wir noch ein Andenken an die schöne Zeit in Paraty und nahmen Abschied.
    Vor uns lag eine 5 stündige Busreise zurück nach Rio de Janeiro.
    Es war eine holprige Fahrt bei der wir recht gut durchgeschüttelt wurden, was meinem Magen nicht sonderlich gefiel.
    Am Ziel angekommen erwartete uns wieder die drückende Schwüle der Großstadt.
    Vorm Busbahnhof in Rio wartetet wir also zunehmend schwitzend auf unser bestelltes Taxi - 15 min Wartezeit, 😕 was tut man nicht alles um wohlbehalten weiterzukommen.
    So standen wir also da, bemüht im Schatten zu bleiben. Ich steckte mir eine Zigarette an, um die Wartezeit etwas zu verkürzen.
    Kurz nachdem ich aufgeraucht hatte kamen mir 2 uniformierte Herren entgegen und prasselten in portugiesisch auf mich ein. Ich verstand kein Wort.
    Nach einer Weile wurde mir klar, dass sie mich auf den Zigarettenstummel neben meinem Schuh aufmerksam machen wollten, den ich unglücklicherweise auf den Boden fallen lies.
    Zu meiner Verteidigung: ich habe sonst extra einen portablen Aschenbecher, den ich aber in diesem Moment nicht griffbereit hatte und ich hatte keine Ahnung, dass in einem Land wie Brasilien, in dem man für jede Schnipsel eine Plastiktüte bekommt, derart strenge Regeln gelten.
    Dennoch Asche auf mein Haupt - ich habe gesündigt.
    Ich bekam von den Herren ein Knöllchen. Wie sich später herausstellte kostete mich mein weggeworfener Zigarettenstummel umgerechnet vermutlich 50€ (Stand bei Redaktionsschluss 9.03.20).
    Ernüchternd !
    Die Stimmung war im Eimer.
    Nach endlosen 20 Minuten Wartezeit fuhr und ein Taxi endlich zum Hostel. Ich freute mich nun umso mehr darauf in Ruhe wieder runter zu kommen, etwas zu essen und ein kaltes Bier zu trinken.

    Denkste.
    Das Taxi lies uns in einer nicht so ansehnlichen Gegend raus.
    Das Hostel lag in einer enges Gasse und genau über einer Bar aus der laute Musik und schallendes Gelächter dröhnte.
    Noch ernüchternder!
    Der freundliche Mann an der Rezeption zeigte uns das zwar recht schöne und saubere Hostel, drückte uns dann unsere Bettwäsche in die Hand die wir noch auf unser Bett ziehen sollten und erklärte uns, dass dies ein Yoga- und Meditationshostel sei und Rauchen sowie Alkohol nicht gestattet seien.

    So klang mein Abend also so aus, dass ich schlecht gelaunt vor die Tür ging, mir ein ruhiges Plätzchen in einer Seitensgasse suchte und ein warmes Dosenbier auf einer dreckigen Straße neben Müllsäcken trank.
    Am ernüchterndsten!

    Es gibt so Tage - da sind es die vielen kleinen Dinge, die einem den Tag versauern, an denen der Teufel im Detail steckt.
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  • Day 28

    Cataratas de Iguazú

    March 9, 2020 in Brazil ⋅ ☀️ 32 °C

    Foz do Iguaçu / Puerto Iguazú

    Zwei Flugstunden südwestlich von Rio de Janeiro liegt im Dreiländereck BRASILIEN - ARGENTINIEN - PARAGUAY die Stadt Foz do Iguaçu.
    Von hier aus starteten wir unsere Ausflüge zu den berühmten Iguazú Wasserfällen, die zu den größten und beeindruckendsten der Erde gehören und seit 2011 zu den Weltnaturwundern zählen.

    Wir wurden sehr herzlich von Ziza, der Besitzerin unserer Unterkunft, empfangen.
    Eine hübsche Brasilianerin mittleren Alters, die ihren Girlycharme nicht verloren hat.
    Sie gab uns Tipps, wie man den Abend gestalten könnte.
    So gingen wir wenig später zu einem Tanzabend am Marco das 3 Fronteras, einem Aussichtspunkt an denen sich die Länder Brasilien, Argentinien und Paraguay berühren und nur durch Flüsse getrennt werden. An diesem Ort wurden landestypische Tänze der 3 Nachbarländer aufgeführt, darunter auch Tango und Samba. Ein eindrücklicher Einblick in die Kulturen.

    Mit reichlich Schwung brachen auch wir am nächsten Morgen zur brasilianischen Seite der weltberühmten Wasserfälle auf.
    Ein kleiner Wanderweg führte uns an den steilen Hängen des Flusstales entlang. Hier und da konnte man zwischen den Baumkronen einen Blick auf verschiedene Wasserfälle auf der gegenüberliegenden Seite erhaschen.
    Auf unserem Weg begegneten wir einer kleinen Nasenbärfamilie, die ganz ungeniert zwischen den Touristen nach Essensresten suchten.
    Auch die vielen Tiere im angrenzenden Vogelpark faszinierten mit ihren exotischen Rufen und betörenden Farben:
    besonders die Tucane und die Aras.

    Nach ca. 30 min Wandern erreichten wir endlich das Ziel. Über einen Steg drängelten wir uns mit den vielen anderen Besuchern bis knapp an die Kante und konnten so einen Teil der großen Fälle erblicken, die sich über 2,7 km erstrecken und aus 20 größeren und 255 kleineren Fällen bestehen. Je nach Wasserstand donnern 1500-7000 m3 pro Sekunde in bis zu 82 m Tiefe. Gewaltig und beeindruckend zugleich. Unten in der Schlucht tobten die aufgebrachten Wassermassen.
    Feiner Wasserdunst schwebte durch die Luft und verschaffte etwas Abkühlung in der prallen Sonne. Ein Regenbogen durchzog den Nebel. Ein wirklich schöner Anblick.

    Am nächsten Tag passierten wir die Grenze nach Argentinien, um uns die andere Seite der Fälle anzusehen.
    Mit einer kleinen Schmalspureisenbahn fuhren wir im Nationalpark direkt zum Highlight : dem „Teufelsschlund“.
    Ganz nah am Wasser und direkt an der Fallkante blickten wir in den brodelnden Strom. Erst jetzt eröffnete sich das ganze Ausmaß der gewaltigen Wassermassen, die in die Tiefe stürzten. Da an diesem Tag weniger Besucher da waren, nahmen wir uns die Zeit und genossen für einen Augenblick ehrfürchtig diesen atemberaubenden Anblick.

    Ein Wanderweg führte uns zu noch weiteren Wasserfällen und eröffnete uns Ansichten, die etwas Magisches hatten. Als ob man in so einem kitschigen Einhorn-Zauberland-Gemälde gelandet wäre, die man sich in den 80er und 90ern ins Wohnzimmer gehangen hat.

    Wir waren wirklich verzaubert und beeindruckt. Daran änderte sich auch nichts, als wir erfuhren, dass die Fälle aktuell nur sehr wenig Wasser führten, da es sehr lange schon kaum geregnet habe.

    Und dennoch, die Wasserfälle von Iguazú sind und bleiben ein beeindruckendes Naturschauspiel an dem wir uns nicht satt sehen konnten.
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  • Day 31

    Asunción - Corona lässt grüßen

    March 12, 2020 in Paraguay ⋅ ⛅ 38 °C

    Asuncion - fast eine Geisterstadt

    #reallife

    Wie stellt man sich die Hauptstadt Paraguays vor? Laut, Umtriebig, heiß, viel Verkehr, viele Menschen die am Straßenrand Ware verkaufen - mir würde noch einiges mehr einfallen.

    Paraguay gilt als eines der ärmsten Länder Südamerikas. Seine Hauptstadt Asunción liegt direkt an der argentinischen Grenze und mitten im Kontinent.

    Nach 6 stündiger Busfahrt von Foz do Iguaçu über Ciudad del Este nach Asuncion, in einem sehr komfortablem Bus mit fetten Sitzen, haben Juliane und ich Brasilen hinter uns gelassen und setzen unsere Reise in einem neuen Land fort.
    Paraguay geniest unter Reisenden keinen besonders dringlichen Status. In Erfahrungsberichten und diversen Reiseblogs ist immer wieder zu lesen, dass es dort nichts gäbe, was anderenorts nicht auch in schöner oder imposanter zu sehen sei.

    Trotzdem wollten wir dem Land eine Chance geben. Wir entschieden uns also für 2 Woche Spanisch - Sprachschule in Asunción. Nach den vorwiegend recht trüben und regnerischen Tagen in Brasilien freuten wir uns auf besseres Wetter in Asuncion. Laut Vorhersage 36 Grad und purer Sonnenschein.
    Man sollte eben aufpassen was man sich wünscht, denn bei 75% Luftfeuchtigkeit sind 36 Grad und mehr kaum auszuhalten.

    Da die Sprachschule auch Zimmer anbot, bezogen wir am ersten Tag eines davon.
    Alles wirkte sauber und aufgeräumt. Ein schöner Blick in den Garten des Hauses war inklusive.

    Am folgenden Tag absolvierten wir beide in unterschiedlichen Kursen die ersten 4 Stunden Sprachschule. Spanisch ist wirklich eine tolle Sprache. Ich hoffe, dass ich das auch noch nach dem Kurs sagen werde, wenn ich in die Untiefen der höheren Grammatik eingetaucht bin.

    Am Samstag schlenderten wir in Richtung Zentrum. Es war nachmittags, die Sonne brannte, das T-Shirt klebte, die Straßen waren leer, nur vereinzelt ein paar Autos und hier und da ein uniformierter Sicherheitsmann vor einem Ladeneingang. Es wirkte leicht gespenstig.
    Aber wir hatten auch bereits gelesen, dass man in Paraguay eine lange Siesta bis 17.00 Uhr macht.

    In den Straßen standen neue und alte Gebäude. Die meisten waren in keinem sonderlich guten Zustand. Putz bröckelte von den Wänden, Pflänzchen wuchsen aus Mauerspalten. Die Gehwege waren sehr holprig und hatten ihre besten Jahre wohl in den 70ern oder eher. Nicht dass wir das auf unseren Reisen nicht schon anderenorts gesehen hätten, aber der Kontrast zu den Städten in Brasilien fiel uns deutlich auf.

    Wir schlenderten weiter und gingen in einer dieser Shopping Malls, die uns von unseren Sprachlehrern angepriesen wurden und für die Asunción bekannt sei, besonders bei wohlhabenden Argentiniern und Brasilianern, die in Paraguay so manches Schnäppchen schlagen können.

    Auch hier war es sehr leer, dafür angenehm kühl.
    Die Mall ansich war für uns letztlich keine Augenweide, nen Einkaufszentrum halt.

    Wir liefen noch einige andere Sehenswürdigkeiten der Stadt ab. Überall zeigte sich das gleiche Bild. Kaum Menschen auf der Straße, selbst als die Siesta-Zeit vorbei war. Viele Läden hatten geschlossen. Wie wir später erfuhren hatten auch alle Museen und Parks nicht geöffnet.
    Als wir schließlich etwas ratlos und augenscheinlich hilfsbedürftig am Straßenrand standen, sprach uns plötzlich eine Frau an. Sie gab uns einige Tips und Hinweise. Als ich sie fragte, ob es denn normal sei, dass derart wenig Leute unterwegs sind, schaute sie mich verwundert an und antwortete: por el CORONA - VIRUS.

    Unsere Recherchen ergaben letztlich, dass es in Paraguay zu diesem Zeitpunkt 6 nachgewiesene Fälle gab. Die Regierung hat alle öffentlichen Gebäude sperren und Schulen und Universitäten schließen lassen. Die Menschen wurden angewiesen zuhause zu bleiben. Wie gesagt, eine Hauptstadt hatte ich mir anders vorgestellt, aber unter Corona ist wohl alles vorstellbar, nur anders als gedacht.
    Also ganz ähnlich wie in Europa.

    Am Abend aßen wir in einem guten Restaurant, wir wurden mit Mundschutz und Handschuhen bedient und waren übrigens die einzigen Gäste.

    MP
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  • Day 33

    Ein fantasmischer Tag am See

    March 14, 2020 in Paraguay ⋅ ⛅ 38 °C

    San Bernardino

    Der erste von 14 Unterrichtstagen Spanisch liegt hinter uns und wir wollen einen kleinen Ausflug machen, um Land und Leute besser kennen zu lernen.
    Vor den Toren Asuncións liegt das beschauliche San Bernardino am Lago Ypacarai. Obwohl nur ca. 30 km entfernt, ist die Bussfahrt dorthin recht umständlich und dauert mit zweimaligem Umsteigen etwa 1,5 Stunden. San Bernardino ist ein kleiner Ort, der unter den Wohlhabenden der Hauptstadt äußert beliebt ist. Kein Wunder, denn das gepflegte Städtchen bietet eine Atempause vom Verkehr, dem Trubel und der Hitze der Großstadt. Unzählige mehr oder weniger schicke Ferienhäuser reihen sich in den gepflasterten Straßen. Die Gehwege werden von hübschen Büschen, Sträuchern und Bäumen flankiert. Zwischen den Häusern finden sich kleine Restaurants, Cafés, Stores die Abenteuer-Erlebnistage wie Tauchen oder Paragleiten anbieten und der Club Náutico, der mit Pools und Tennisplätzen lockt. An diesem Samstag Vormittag ist es jedoch schon bei unserer Abfahrt in Asuncion auffällig ruhig. Am Busbahnhof sitzen die Frauen vor ihren kleinen Läden und hoffen auf Kundschaft für Snacks, Getränke, Souvenirs, Handyzubehör und vieles andere, doch an potentiellen Käufern mangelt es an diesem Tag. Die Vorwehen von Corona breiten sich auch hier aus.
    Wir steigen in einen der typischen alten Busse, die augenscheinlich schon seit einigen Jahrzehnten im Einsatz sind. Mit uns fahren noch einige Paraguayer. Nach etwa 1 Stunde Busfahrt sollen wir aussteigen. Wir stehen an einer Kreuzung zweier Landstraßen. Sonst ist da nichts, nur ein paar Polizisten, die die passierenden Autos kontrollieren. Es ist heiß, die Sonne burnt our skin red, wir suchen Schutz in einem kleinen Holzverschlag. Überraschenderweise handelt es sich um einen Snackstand, der Chipa anbietet. Wir kaufen eins der Gebäckstücke aus Maismehl und trinken dazu eine kalte Cola. Als wir nachfragen, wann denn der nächste Bus nach San Bernardino komme, bekommen wir die ernüchternde Antwort, dass es heute nur sehr wenige Busse gäbe und niemand genaueres sagen könne. Also warten wir. Unterdessen steigt ein älterer Herr aus einem anderen Bus. Recht aufgewühlt kommt er zu dem Stand und erzählt der Verkäuferin mit großen Gesten etwas, was wir nicht gleich verstehen. Doch ehe wir uns versehen berichtet er uns seine Geschichte erneut. Er habe im Bus eine junge Frau gesehen, die so ein knappes Höschen getragen habe, dass man alles, aber wirklich alles gesehen habe. Das müsse doch nicht sein. Die jungen Leute verstehe er nicht mehr. Noch ehe wir antworten konnten, war der Herr schon kopfschüttelnd weitergegangen.
    1 Stunde später erreichen wir dann endlich unser Ziel: San Bernardino. Wir sind die einzigen, die ausstiegen. Wir laufen eine Gasse hinunter zum See. Hübsch, idyllisch. Ein breites Seeufer, ein Steg, ein gepflegter Gehweg mit Wassersprühanlagen zum Abkühlen. Aber etwas fehlt: Menschen. Erst nach 10 min entdecken wir ein junges paraguayanisches Pärchen, die am Ufer turteln.
    Wir spazieren eine Weile am Ufer des Sees entlang in dem man leider wegen der Wasserverschmutzung nicht baden kann. Alles ist ruhig und friedlich. Kein Lärm, kein Verkehr. Fast wie ein Pueblo Fantasma - fast wie eine Geisterstadt.
    Vom Hunger angetrieben, schlendern wir durch die leeren Straßen auf der Suche nach einem geöffnetem Restaurant. Wir hören Gelächter, vertraute Wörter, vor uns ein weiß-blau kariertes Schild: Restaurant OKTOBERFEST. Der Besitzer und zwei seiner Gäste sitzen auf der Terrasse, trinken Weißbier und tauschen in urbayrisch die neuesten Gerüchte über das Corona Virus in Paraguay aus. Angeblich wolle die Regierung den Konsum von Alkohol verbieten, da dieser für die Produktion von Desinfektionsmittel gebraucht werde. Als ob, denken wir uns! Sollen sich die Leute mit Bier desinfizieren oder wie? Es stellt sich aber letztlich doch als FakeNews heraus. Zwar ist es seltsam so weit weg von Zuhause und hier im gefühlt menschenleersten Ort des Landes in einem bayrischen Restaurant zu sitzen, aber die Käsespätzle und die Kaspressknödel schmecken ausgezeichnet.
    Erst verabschieden sich die zwei älteren deutschen Herren und düsen in einem Chevrolet Camaro ab, dann ziehen auch wir weiter, um den Rückweg nach Asuncion anzutreten. Wir warten und warten. Kein Bus in Sicht. Nach etwa 45 Minuten kritzeln wir auf Juliane Spanischhausaufgaben, die sie zufällig einstecken hatte, in großen Lettern ASU (Asunción) und halten es den vorbeifahrenden Autos entgegen. Allesamt dicke SUV´s. Aber keines hält an. Als wir schon fast den Mut aufgeben wollen, stoppt ein Kleinwagen. Ein junger Paraguayer, José, nimmt uns mit. Wir unterhalten uns gut und gehen sehr sehr positiv aus unserer ersten Tramperfahrung heraus.
    Als wir wieder in Asunción ankommen ist es bereits dunkel, die Straßen sind fast leer.

    MP
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  • Day 42

    Urlaub auf Terrassien Teil 1

    March 23, 2020 in Paraguay ⋅ 🌙 32 °C

    Ja, was gibt es zu erzählen? Seit dem Wochenende herrscht hier eine Ausgangssperre, d.h. unser Bewegungsradius ist ziemlich eingeschränkt. Da wird der Ausflug zum Supermarkt schon zum Abenteuer: Zuerst Anstellen in der Schlange, weil immer nur so viel Leute rein dürfen wie raus kommen. Die Anspannung wächst natürlich ob wir überhaupt rein dürfen, weil wir zu zweit sind. Angeblich wird nur Einzelpersonen der Eintritt gewährt , alte Menschen und Kinder haben wohl gar keine Chance. Natürlich brennt die Sonne ohne Erbarmen vom Himmel. Und dann endlich ruft der Türsteher: Die nächsten 5 Personen. Nach kurzem Abzählen wird uns klar, dass auch wir damit gemeint sind. Wir schlüpfen durch den Türspalt und kämpfen uns durch die Regale immer darauf bedacht 1 m Abstand zu anderen Einkäufern zu wahren, was angesichts der Massen nicht immer realisierbar ist. Wenn man geübt ist kann man alternativ natürlich auch die Luft anhalten für die Dauer des Einkaufs. Jedenfalls ist hier kein Hinweis auf Mangel zu sehen. In den Regalen findet sich alles was das (deutsche) Herz begehrt, sogar Süßkirschen der Marke Spreewaldhof. Und zu unserer größten Erleichterung ist das Regal mit Klopapier ca. 30 m lang und gut gefüllt. Wer Bedarf hat, kann sich also bei uns melden. Preis ist VB und für die Lieferzeit übernehmen wir keine Haftung. Nachdem wir alles für die nächsten Tage eingesackt haben, steht uns jedoch noch die größte Herausforderung in einem südamerikanischen Supermarkt bevor: Die Kasse. Unsere intensiven Forschungen der letzten Wochen konnten für einige Beobachtungen noch keine endgültige Erklärung liefern. Warum ist das Band so kurz und warum wird es nie eingeschaltet? Auf welcher Sprache spricht die Kassiererin da durch ihren Mundschutz zu uns? Und welche Strafe droht, wenn man sich mit mehr als 10 Artikeln an der "schnellen Kasse" anstellt?
    Vollkommen erschöpft von diesen Strapazen schleppen wir uns zurück in unsere Unterkunft und lassen uns auf die Stühle auf der Terrasse fallen.
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  • Day 56

    Urlaub auf Terrassien - Teil 2

    April 6, 2020 in Germany ⋅ 🌙 10 °C

    Fast 1 Woche sind wir nun schon wieder in Deutschland. Zu Hause und noch nicht richtig zu Hause. Denn unsere Wohnung ist untervermietet. Das was in der Urlaubsvorbereitung nicht geklappt hat, ist nun "geglückt". Ironie des Schicksals nennt man das wohl. Aber auch das sind Luxusprobleme, denn wir haben Eltern, die gerne mit uns in einer WG leben.
    Am Ende ging dann alles sehr schnell. Ob die Mitarbeiter der deutschen Botschaft die Augen gerollt haben angesichts der 2 Deutschen, die einen Tag vor Abflug eine Mail mit der Bitte um 2 Sitze im Rückholflug schickten? Wir werden es nicht erfahren und wahrscheinlich hatten die auch gar keine Zeit dafür. Angesichts der vielen Fragezeichen in unserem Kopf (und den Überredungskünsten unserer Eltern) wollten wir die Chance mit dem vorerst letzten Flugzeug aus Paraguay nach Deutschland zu fliegen nicht verstreichen lassen.
    Der Flug an sich war dann auch nochmal ein kleines Abenteuer: Die Bordkarten wurden handschriftlich ausgefüllt, es gab freie Platzwahl und statt Catering einen Schuhkarton mit Snacks. Erstaunt waren wir auch über die vielen Touristen (es müssen um die 600 gewesen sein) nach denen wir in den Wochen davor erfolglos Ausschau gehalten haben. Es war eine bunte Mischung aller Altersgruppen und europäischer Sprachen. In unserem Sitzbereich herrschte Klassenfahrtfeeling durch die vielen italienischen Teenies, die wahrscheinlich als Austauschschüler oder im Rahmen irgendeines Projekts in Paraguay waren und nun aufgeregt über ihre Heimkehr den ganzen Flug plapperten. Wir sind jedenfalls gut und sicher in Deutschland angekommen. Aber ich habe mich noch nie so wenig gefreut im Flieger Richtung Heimat zu sitzen. Ich war natürlich auch dankbar in die Nähe von Familie, Freunden und eines zuverlässigen Gesundheitssystem zu kommen aber die Reise war eben noch nicht abgeschlossen. Dementsprechend fühlte sich die Rückkehr an wie eine harte Bruchladung, irgendwie wie aus der Zeit gefallen. Auch um eine abgebrochene Reise muss man eben trauern...
    Aber wir wollen uns die schönen Erinnerungen, die wir in 2 Wochen unbeschwertem Urlaub Brasilien und weiteren 2 Wochen in Paraguay nicht von diesem blöden Virus versauen lassen.
    Gerade Paraguay haben wir ja in einer besonderen Situation kennengelernt. Viel konnten wir vom Land nicht entdecken aber wir haben unsere Spanischkenntnisse aufpoliert, die Nachbarschaft erkundet und hatten dabei eine ganz wunderbare Gastfamilie. Diesen Menschen wünschen wir von Herzen, dass die Corona Krise bald vorüber geht. Denn in Paraguay würde das Gesundheitssystem ziemlich zügig zusammen brechen und viel finanzielle Unterstützung ist von der Regierung auch nicht zu erwarten. Viele Menschen sind darauf angewiesen ihre Waren auf der Straße oder in Bussen zu verkaufen. Aber an wen, wenn eine Ausgangssperre herrscht? Uns ist mal wieder bewusst geworden wie gut es uns in Deutschland geht auch wenn viele Menschen hier zur Zeit auch Existenzängste haben.
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