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  • Day 17

    Idyllwild, California (Mile 178)

    May 1, 2018 in the United States ⋅ ☁️ 4 °C

    Wir sind gerade aus der Eiseskälte in den Bergen nach Idyllwild getramt und haben einen strengen Wintertag hinter uns. Ein Teil des Trails ist wegen "fire closure" gesperrt (es gab ein Feuer in dem Gebiet in 2013 und ein Teilabschnitt ist zur Erholung der Natur geschlossen). Dazu kommt, dass ein Wetterwechsel für gestern Nacht vorhergesagt wurde. Viele Hiker sind bereits gestern nach Idyllwild getramt, um die Umleitung für den PCT und das Sturmtief zu umgehen. Damit hätten wir ca 20 Meilen vom Trail verpasst/ abgekürzt und wir waren hin und her gerissen, ob wir weiterlaufen oder nicht. Jean, Happy (und ich) lieben die Herausforderung und so sind wir zu viert (Jean/Brasilien, Mennau/Frankreich, Happy/Seattle) auf dem Trail bzw. der Umgehung geblieben. Tagsüber war es kühl und angenehm zu wandern und es ging den ganzen Tag bergauf. Der Wind hatte gegen Abend immer mehr zugenommen und es hat später aus allen Ecken gestürmt. Happy hatte gegen 18:00 Uhr ein windgeschütztes Fleckchen tief in einer Busch-/ Baumgruppe für unsere vier Zelte gefunden. Die Temperaturen waren zu dem Zeitpunkt bereits rapide gesunken und wir haben uns früh in das schützende Zelte und Schlafsack zurück gezogen. Die Nacht war bitterkalt. Ich habe Schlafsocken, lange Unterhose, Pullover und Mütze angezogen. Die Daunenjacke wurde in den Fussbereich des Schlafsacks gestopft, um das Volumen zu minimieren, dass durch die Körperwärme aufgeheizt werden muss. Den Wasserfilter mit in den Schlafsack, damit er nicht kaputt friert. Sollte man nachts wegen der Kälte aufwachen, hilft ein Powerriegel zu Essen, damit der Körper mehr Wärme produzieren kann. Happy hat kein Zelt und schläft nur unter einem Tarp (Plane), um Gewicht zu sparen. Es muss darunter gezogen haben wie Hechtsuppe. Als ich in der Nacht gehört habe, wie er in seiner Futterbox gekramt hat, wusste ich bescheid wie sehr er darunter friert. Jean hat die ganze Nacht nicht geschlafen. Seine Matraze verliert Luft und sein Schlafsack hält nicht warm genug. Morgens waren die Zeltwände gefroren und auf den Bäumen und Sträuchern lag eine dicke Eisschicht. Wir sind frühmorgens auf dem schnellsten Weg aus den Bergen rausgewandert und ich habe meine Schlafsocken, wegen der Kälte, als Handschuhe genutzt. Muss mir endlich richtige Handschuhe besorgen. Die Ausrüstung wird bereits jetzt stark strapaziert. Viele Hiker haben Probleme damit, dass die Luftmatrazen Luft verlieren. Werde mir zur Sicherheit noch eine Isomatte als Reserve zulegen, da es bei Wintertemperaturen, ohne die schützende Isolierung der Matraze, schnell ernst wird. Bei meinem neuen Rucksack aus San Diego ist die Schnurr zum schließen des Rucksackdeckels gerissen. REI wird mir kostenfrei einen neuen Rucksack auf den Trail senden. Die ersten Essenverluste an die Tierwelt sind auch schon zu vermelden. Habe mein Essenbeutel (2 Liter Drysack) über Nacht vor dem Zelt liegen gehabt. Am nächsten Morgen war ein großes Loch durch den Beutel gefressen und die Nager haben sich selbst in die Tüten mit Travellunch und meine Liquid Powergels angefressen. Ich habe es erst gemerkt, als mein halber Rucksack wegen der süssen Flüssigkeit aus den PowerGel verklebt war. Nächstes Mal nehme ich mein Essen mit ins Zelt. Ähnliche Probleme könnte es mit Trekkingstöcken und Rucksackpolsterung geben. Durch den getrockneten Schweiß der Hände und Schulterriemen setzt sich eine leichte Salzschicht ab. Die Nager freuen sich, eine gratis Salzportion zu bekommen und fangen an die Trekkingstöcke und Rucksackpolster über Nacht anzuknabbern. Habe noch keine Ahnung, wie ich den ganzen Kram in mein 1 Personen Zelt bekommen soll. Vielleicht kaufe ich mir auch eine dicke Reepschnurr und ziehe den Rucksack inkl. Essenbeutel einfach in den nächsten Baum. Gestern sind wir am Highway 74 am Paradise Valley Cafe vorbei gekommen. Haben uns einen riesigen Frühstücksburito bestellt und die Kalorien für einen halben Tag waren sichergestellt ;-) Bei Ankunft in Idyllwild haben wir superviel Glück gehabt. PCT Hiker Sasquatch (Seattle) hat sich vor einigen Tagen eine ganze Hütte für sich gemietet (3 Schlafzimmer mit insg. 10 Schlafplätzen) und lässt andere Hiker für umsonst übernachten. Haben den Jungs ein paar Bier und Nachos spendiert und werden das Feuerholz für den Kamin aus dem Ort kaufen und zur Hütte schleppen. Morgen wollen wir noch einen Tag in Idyllwild bleiben und das schlechte Wetter aussitzen. Danach geht es ein langes Stück nach Big Bear ...Read more