• 2: Russel Glacier & Ice Cap

    August 20 in Greenland ⋅ ☀️ 9 °C

    Eine sehr ruhige Nacht liegt hinter uns. Mit 4,5 Grad nicht grade warm aber weit weg von kalt. Es herrscht Stille. Kein Wind oder andere Geräusche sind zu hören. Um 06:00 Uhr trabt ein Rentier auf der anderen Seite des kleinen Sees vorbei und beobachtet mich beim Pinkeln. Wirklich kalt hier draußen! Schnell zurück in den Schlafsack. ⛺️

    Da wir spät im Bett waren lassen wir uns morgens etwas Zeit. Der Wecker geht um 07:00 Uhr und so kommen wir erst um 09:30 Uhr los.

    In den ersten Stunden des Tages folgen wir weiter der Ridge entlang des über 10 Kilometer langen Sees Aajuitsup Tasia mit einem spektakulären Blick Richtung Osten. Allmählich zeigt sich der Russell Glacier und Teile des Icecaps.
    Diese Weite ist beeindruckend!
    Bilder können es nicht wiedergeben.
    Nochmal hoch auf einen Gipfel und wieder runter. Langsam kommt das Ende des langen Sees näher und wir können Wasser aufnehmen.

    Der kleine Pfad endet an der Dirtroad die bis zum Icecap führt. Wir folgen ihr nur für kurze Zeit. Unser Trail Richtung Russell Glacier führt 2 km rechts von der Straße ab. Auf einen kurzen Anstieg folgt ein kurzer Abstieg, quer durch die sumpfige Wiese und der Glacier liegt vor uns. Wir setzten uns und genießen eine zeitlang die Szenerie, den imposanten Anblick und spüren die abstrahlende Kälte des Eises. Wir lauschen dem knacken des Eises. Regelmäßig rummst und donnert es. Oftmals bricht das Eis im Inneren und fällt unter tosendem Lärm irgendwo runter. Während wir die erste von 11 Portionen unsere eigens kreierten Powermüsli reinlöffeln, fallen riesige Eisbrocken 🧊 aus der Wand und donnern ins Wasser. Der Schall verzögert und so schauen wir meist etwas zu spät hin.
    Ein toller Ort! Aber uns zieht es weiter. Unser Weg führt zurück zur Dirtroad die uns über 14 KM zum Point 660 und dem Icecap führt.

    Wenn Hiker mehr laufen möchten als den Arctic Circle Trail (147km) fahren sie meist mit einem Shuttle zum Icecap und starten dort ihre Wanderung. Wir starten direkt in Kangerlussuaq, laufen zum Icecap um von dort Offtrail durch die wilde Tundra Grönlands ganz alleine zum Trailhead des ACT zu wandern. Zur Orientierung arbeiteten wir eine imaginäre Route aus der wir bestmöglich folgen möchten. Eine Art Lebensader damit wir nicht verloren gehen. Diese Route haben wir auf 2 separaten Geräten in 2 unterschiedlichen Apps installiert. Wir sind gespannt wie es funktioniert.

    Auf unserem Weg zum Icecap profitieren wir von tollen Blicken rechts wie links auf das riesige Eisdach Grönlands. Immer wieder stehen Rentier Männer oder Mädels am Straßenrand. Große Raben kreisen... Schneeammer fliegen tief über dem Grund.
    Am Nachmittag kommt Wind auf und es wird kälter. Der lange und teilweise steile Weg über die Dirtroad fordert viel Energie.
    Um 18 Uhr erreichen wir endlich das Icecap und wir starren auf die scheinbar unendliche Masse an Eis. Es ist nicht zu Greifen. Das ist einfach so! Unsere Entscheidung steht! Es ist zu spät, wir werden nicht den weiteren Weg bis zum weißen Eis gehen. Das würde einfach zu lange dauern und wir haben schon einige Kilometer in den Knochen.

    Wie geplant folgen wir der Dirtroad ein paar Kilometer zurück auf der Suche nach einem Platz für unser Zelt. Zum Verständnis: Die „Wiesen“ hier in der Arktis können Knie hoch oder tief sein. Wie man es auch betrachten möchte. Eine flache und ebene Fläche findet man nicht sooooofort oder gar nicht.

    Kurz vor dem Punkt an dem wir die Dirtroad verlassen werden, schlagen wir auf einer riesigen freien Fläche unser Lager auf dem weichen Boden auf.
    Auch am Abend gibt es die geplante Kalorien-Zufuhr und einen warmen Tee. Der eisige Wind von Osten nimmt nochmal Fahrt auf und es wird richtig richtig kalt! Es ist 22:40 Uhr. Es ist noch komplett hell, aber wir fallen abgekämpft auf die Isomatte in den Schlafsack, wo zum wärmen schon all die Powerbanks warten. 🤣

    🥾Hiker getroffen: 3
    ➡️ 27,5 km ⬆️ 812 hm ⬇️ 727 hm
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