• 3: Offtrail Teil 1

    August 21 in Greenland ⋅ ☁️ 11 °C

    Mit 3,8 Grad war diese Nacht kälter als die erste. Unser Zelt steht in mitten der Gras- Hügel-Landschaft. Mit ordentlicher Schräglage. Trotzdem, geschlafen haben wir gut. Ist ja auch klar, so kaputt und müde wir sind schläft es sich am besten. 😅 Am Morgen bleibt es weiterhin recht kalt. Wir räumen unser Lager zusammen und starten um 09:15 los. Schon wieder recht spät! Nun ja. Die 1,2 KM Dirtroad liegen schnell hinter uns und so verlassen wir den Weg schon bald nach rechts irgendwo ins Nirgendwo.

    Die erste sumpfige Passage ist gemeistert und wir verzeichnen erfolgreich nasse matschige & kalte Füße.
    Ein erster Tierpfad ist schnell gefunden und wir folgen ihm um die ersten Seen und um die grünen Hügel herum. Um 10:30 Uhr erreichen wir die nächste Gletscherzunge, die in einem See endet. Oh man! Ein gigantischer Anblick!

    In den ersten Stunden wird uns klar, dieser Abschnitt wird anders als erwartet. Fehlende Details wie Höhenlinien oder nicht eingezeichnete Seen bei OutdoorActive machen das navigieren zu einem maximalen Aufwand. Wir wechseln zu Maps 3D. Auch hier finden sich vielleicht 1/4 der Seen im Kartenmaterial nicht. Allerdings können wir auf die 10 Meter Einteilung der Höhenlinien zugreifen. Das wird uns in den kommenden Tagen helfen.
    Der Wind von gestern Abend ist verfolgen und wieder herrscht Stille in den Weiten der Landschaft. Immer wieder bleiben wir stehen um sie wahrnehmen zu können. Alle 20min läuft uns ein Rentier über den Weg. Schneehasen sitzen meist zu zweit in weißer Tracht herum und glänzen in der Sonne vor sich hin. Es wirkt so als als ob ein Zauber alle 100 Meter seinen Zylinder geleert hat.

    Zwischen den Hügeln ist es nass und sumpfig. Auf den Hügel wachsen unterschiedlichste Formen von harten Gräsern auf teils 40cm hohen Gaswulsten.
    Es ist anstrengend und wir sind sehr langsam unterwegs. Das Wetter könnte nicht besser sein. Die Sonne scheint. Wir haben sehr gute Sicht. Diese Weite ist so schwer zu greifen. Wir kommen zu stark von unser Lebenslinien ab.
    1,1 KM Liftlinie sagt das Navi. 😳 Das ist zu weit! Wir müssen auf unsere Navigation achten.
    Konzentration ist angebracht, umknicken ist hier bei einfach jedem Schritt drin. Die meisten Schritte kann man nicht vorhersehen. So tritt man oft ins Nichts oder auf einen sturen Graswuchs-Dings.
    Die einzigste richtige Pause am Tag machen wir gegen Mittag. Wasser entnehmen wir dem nächst gelegen See, mal ganz klar, mal stark braun. Trinken kann man das alles. Schwebstoffe raus zu filtern ist angebracht.

    Diese Gegend ist kein Eisbären Gebiet, auch wenn in diesem Sommer unweit unsere Position aktuelle Spuren gefunden wurden. Wenn man draußen unterwegs ist, allgemein betrachtet, gibt es unterschiedlichste Gründe dafür Aufmerksam zu sein und das Geschehen um sich herum wahrzunehmen. Hier gehört es scheinbar dazu, dass man die Weite und den Horizont regelmäßig nach einem Eisbären absucht. Nunja, naheliegende Probleme sind wohl eher der nächste Schritt, den man macht oder möglicher Regen über einen längeren Zeitraum. Hauptsache der Polarfuchs klaut uns nicht die Vorräte heute Nacht. 🦊
    Unsere Füße sind nass, triefend nass. Das Wasser ist sehr kalt und die Füße damit auch. Wir sind hier mit Trailrunnern unterwegs, vielleicht nicht die klassische Art und Weise aber klobige Wanderstiefel finden in unser Welt keinen Platz! Da wir keine 20 KG Rucksäcke tragen müssen, entfällt der Befarf an zusätzlichem Support an dieser Stelle. Mal sehen wie es nach ein paar Tagen aus sieht.
    Ein wirklich unbeschreibbarer Tag geht zu Ende. Sicherlich könnten wir über jeden Hügel, jeden Blick aufs Eis, jeden See und jeden „taktischen“ Move um irgendwelche Sumpfgebiete etwas erzählen, es ist einfach besonders.
    Besonders weit und besonders still.
    Wir sind hier klein, langsam und wir fragen uns ob wir überhaupt richtig vorbereitet sind.
    Was ist eigentlich wenn….. ÄÄÄhhh wir lassen das besser an dieser Stelle.

    Am Nachmittag kehrt der eisige Wind ins Land zurück, er bringt die bekannte Kälte mit sich. Ein Blick aufs Icecap erklärt uns schnell die Ursache dafür uns wir arbeiten an maximaler Akzeptanz. Diese werden wir in den kommenden Tagen sicherlich brauchen.

    Nach dem wir um 19 Uhr noch einmal erfolgreich durch den tiefen Sumpf gestapft sind und unsere Füße ordentlich nass, dreckig und kalt sind erreichen wir ein Plateau und entscheiden uns hier unser Lager für die Nacht aufzubauen.

    Während wir unser Essen kochen kreisen drei große Seeadler hoch über uns. Ihre imposanten Flügelschläge beeindrucken. Raben versuchen sie zu vertreiben müssen sich aber selber vor den großen Greifen schützen die problemlos in der Lift ihre massigen Körper von rechts nach links schmeißen um irgendwie die Raben packen zu können. Was ein Schauspiel uns hier geboten wird. Klasse!

    Unsere Füße sind EXTREM aufgeweicht und müssen dringend übernacht trocknen.

    Unser Fortschritt heute bleibt weit hinter unseren Erwartungen. Wir werden weit länger brauchen für diese Strecke als angenommen.
    Am Abend, sorry spät am Abend 🙄 müssen wir unser gesamt Timing neu denken.
    Werden die anderen Offtrail Tage genau wie dieser verlaufen, brauchen wir für diesen Abschnitt doppelt so lange wie prognostiziert. Mehr Kilometer, mehr Höhenmeter, Mehr Aufwand, Mehr Zeit, viel mehr Abenteuer.
    23:30 schließen wir diesen Tag und schlafen direkt ein.

    🥾Getroffene Hiker: 0
    ➡️ 19,8 KM ⬆️ 611 hm ⬇️ 594 m
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