• 5: Offtrail Teil 3 & ACT Start

    August 23 in Greenland ⋅ ☁️ 7 °C

    Eingeschlafen sind wir sofort und bis auf ein zwei mal im Schlafsack drehen schlafen wir die Nacht bei knapp unter 4 Grad komplett durch. So kaputt und müde wie wir vom Tag sind ist das kein Wunder!
    Der Kaffee am Morgen treibt und so stehen Geschäfte an die getätigt werden müssen.
    Das benutzte Toilettenpapier wird dabei in einem separaten Beutel verschnürt und kommt in die allgemeine Mülltüte am Rucksack.
    Take out what you take in! Verrotten wird hier oben so schnell nix, also nehmen wir alles wieder mit und entsorgen es am Ende unser Tour in Sisimiut.

    Für uns geht es auf der rechten Seeseite weiter Richtung Westen.
    Stolze Rentier-Herren begleiten uns und beobachten, wie immer, genau was wir so machen und wohin wir ziehen. Verfällt das Interesse an uns, wird mit einem gekonnten Sprung aus den Hinterläufen davon gelaufen.
    Wir erklimmen den „Pass“ am Ende des Sees. Fortan wird es sehr sehr moosig und weich unter unseren Füßen. Unsere Schritte sinken zwischen 10 und vielleicht 40 cm ein. Da verfliegt viel Energie ins Nix. Und das bei jedem Schritt.

    Unsere Erfahrungen bei der Navigation und beim Lesen des Geländes in den letzten zwei Tage zahlt sich langsam aus. Wir erkennen jetzt schneller wo es uns möglich ist, besser zu laufen und wo nicht. Der kürzere Weg findet hierbei wenig Beachtung. Sumpfböden und Feuchtgebiete werden analysiert und dann bestmöglich überwunden. Bachläufe dort überquert wo Tiere es vermehrt schon machen.

    Was immer noch schwer zu greifen ist, ist das Verständnis und das richtige Einordnen von Entfernungen sowie der örtlichen Gegebenheiten am Berg. Wenn wir zu einem bestimmten Punkt laufen möchten, brauchen wir meist Stunden dafür. Obwohl es aus unser Sicht und Wahrnehmung direkt vor uns liegt. Bis wir dort sind, verändert sich die Lage so drastisch das es das eigentliche Ziel überhaupt nicht mehr gibt!
    10 km können wir ohne Probleme in die Landschaft schauen. Das gehen wiederum wird immer anstrengender. Die Oberschenkel werden langsam müde. Und Pausen, wie gesagt machen wir wenige. Wie auch? Bleiben wir stehen oder setzten uns bei vielleicht 6 Grad hin, wird es schnell kalt. Und wir haben immer nasse Füße. Das passt nicht gut zusammen.

    Und dann ist es so weit!
    Wir haben es uns es sehr gewünscht diesen kleinen Bewohner hier zu treffen. Der Polarfuchs! In seinem dunklen Fellkleid fällt er uns erst gar nicht auf. Als er sich bewegt hat er sicher verraten und wir erspähen ihn. Toll!
    Damit haben wir alle Tier und noch mehr sehen dürfen. Und das bevor wir den eigentlichen ACT erreichen. Klasse!
    Wir fanden schon den „Tripos“, den Urzeitkrebs in einem See nicht schlecht. Mal abgesehen von den Fischadlern.

    Nach einem letzten spannenden Tag Offtrail in der Grönländischen Tundra erreichen wir jetzt um 18:30 Uhr den ACT! Ein paar hundert Meter hinter dem Trailhead erreichen wir den Pfad und haben den ersten Teil unser Wanderung hier in Grönland damit erfolgreich gemeistert. Ja, es hat weitaus länger gedauert als geplant aber es hat sich auch gelohnt diese ersten 100 KM für uns so umzusetzen.

    Jetzt geht es auf dem Arctic Circle Trail weiter. Wir beschließen heute noch ein paar Kilometer Strecke zu laufen und starten ohne zu warten direkt los. Doch schneller als erhofft stoppen wir. Wir stehen vor einer riesigen Wasserfläche. Da soll jetzt der Trail durchlaufen? In den letzten Tagen konnten wir alles selber entscheiden, den Weg selbst bestimmen. Vermeintliche Probleme umgehen. Und jetzt? Jetzt gibt es für uns direkt mal nasse Füße zur Begrüßung auf dem Trail?!?
    Nicht zu vergessen das Wasser hier ist echt kalt! Das merken wir auch an unserem Trinkverhalten. 1,5 Liter Wasser pro Tag (falls überhaupt), mehr trinke wir nicht. Allerdings schwitzen wir auch nicht so viel. Im Ganzen wird es zu wenig sein auch wenn am Abend durch das Zubereiten unser Nahrung noch einiges an Wasser dazu kommt.
    Wir treffen nach 3,5 Tagen die ersten Hiker. Zwei redselige Kanadier aus Vancouver bringen viele schnelle Fragen mit und im Handumdrehen entsteht ein typischer Hiker Geartalk auf dem Trail. Tja, wandern ist, wenn man zuhause sitzt und über Menschen nachdenkt die man auf dem Trail nur einmal kurz gesehen hat. Die Beiden gehören jetzt definitiv dazu!
    Wir folgen weiter dem Trail und hadern damit einfach so durch diese ganzen Matschlöcher zu laufen. Sind wir durch unser Offtrailabenteuer etwa verwöhnt? Das wäre Schrill! Sollte es nicht anders herum sein? Wie auch immer, wir ziehen durch und laufen noch mal 9 KM auf dem ACT. Am Himmel zieht es sich erstmals auf dem Trail zu. Ob das jetzt richtige Regenwolken sind oder nur tief liegende Wolken wissen wir nicht. Wir verlassen den Trail und finden hinter einer Felsformation nach etwas Suche einen Platz für unser Zelt.
    Beim Aufbau bricht ein Hering! Okay, das ist neu! Nach so vielen tausend Kilometern ist das das erste Mal. Ansonsten ist der Zeltaufbau schnell gemacht.

    Noch schnell 1-2 Klamottenteile im See auswaschen, dann beginnt es zu regnen. Zumindest mal für 45min. Wir kochen unser Essen und bereiten Tee zu.
    Aber was ist denn hier passiert. Als ich, Alex, meine Socken ausziehe, stelle ich zu meiner Verwunderung fest, dass ich an mehren Stellen an beiden Füßen Wunde, aufgerubelte Stellen habe. Komisch. So was hatte ich noch nie! Auch Blasen an den Füßen habe ich seit dem ich Trailrunner trage überhaupt nicht mehr. Ich bin irritiert, schenke der Sache aber keine weitere Aufmerksamkeit.

    Es beginnt erneut zu regnen und das wird es auch die ganze Nacht tun. Ein langer langer Tag geht für uns zu Ende. Und auch wenn unser Abenteuer noch lange nicht fertig ist, fühlen wir eine Art Abschluss und Abschied zum bisher erlebten. Waren die Tage doch so einzigartig für uns, das erlebte teils so groß, dass wir es erst irgendwann und hoffentlich bald verstehen werden. Das ganze Eis werden wir jetzt hinter uns lassen... Müssen! Wir haben schon alle erhofften Tierbegegnungen erleben dürfen und so vieles Neues gesehen…
    Wie wird jetzt der ACT?

    An diesem Abend ist es bereits 00:45 Uhr als wir das obligatorische „Licht“ aus machen und beim Schließen des Schlafsacks sofort einschlafen…
    Bis jetzt haben wir noch keine Stirnlampen verwenden müssen. Das liegt sicherlich auch an unserem einwandigen Dyneema Zelt das durch seine dünne Aussenhaut das meiste Licht ins Zelt lässt.

    Willkommen ACT auf eine Gute Nacht!

    🥾Hiker getroffen: 2
    ➡️ 27 km ⬆️ 660 hm ⬇️ 639 hm
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