• 8: Durch das Tal des Itinnerup

    August 26 in Greenland ⋅ ⛅ 7 °C

    Über Nacht steigt die Temperatur von knapp über 0 Grad auf 3 Grad. Diesen Spot fanden wir richtig toll! Allerdings erst als der Wind gestern Abend nachgelassen hat.😉

    Zur obligatorischen Uhrzeit gegen 09:30 Uhr
    geht es los. Nach nur 20 Minuten treffen wir ein Paar aus Dänemark. Auch die Beiden haben riesige Rucksäcke auf ihren Schultern. Krass!

    Ihr habt alle unseren größten Respekt, mit so viel Gepäck sich hier durch das Land zu schlagen. Meine Güte. Aber vielleicht kennen sie es auch nicht anders oder verfolgen einen gewissen leichten Minimalismus einfach nicht. Da steckt in jedem Falle viel Potential drin bei den aller meisten hier auf dem Trail!
    Take less - do more!!

    Wir fragen die beiden ob sie uns mit Pflaster und Wunddesinfektion oder ähnlichem weiterhelfen können.
    Ganz selbstverständlich wird der große Rucksack abgesetzt und gefragt um welche Probleme es geht. Wir bekommen reichlich Pflaster, Tapeverband und eine ganze Flasche Antiseptikum! Boooar! Wie nett! Vielen vielen Dank für eure Hilfe! 🙏🏽 Das hilft bei der Heilung und Desinfizierung. Leider muss ich in den Plastiktüten, Socken und Schuhen noch mindestens 3,5 Tage laufen. Naja, es geht weiter!

    Dankbar ziehen wir weiter bis ans Ende des Hochplateaus, wo wir den bekannten Blick der Homepage ins Tal des Itinnerup Flusses genießen können. Im Tal werden wir den Itinnerup Fluss überqueren. In diesem Jahr gibt es zwei Möglichkeiten. Den Weg anhand aktueller GPX Daten zur neuen Brücke oder den Fluss zu Fuß durchqueren. Vor Tagen hatten wir schon von den beiden Kanadiern aus Vancover gehört, dass der Fluss viel zu viel Wasser führt und starke Strömung hat. Somit ist für uns klar, dass wir uns ins Tal begeben und per GPX-Track durch das Labyrinth von kleinen Flüssen und Feuchtgebieten laufen werden, um die neue Brücke zu nutzen. Der Weg durch das Tal bis zur Brücke beträgt ungefähr 5 Kilometer. Dabei geht es zunächst durch matschige Feuchtwiesen und im Verlauf über 2 kleinere Flüsse, durch die man einfach knietief läuft oder sich eine geeignete Stelle zum Springen sucht. Wir haben zweiteres gemacht.
    Wir müssen schon die gesamte Zeit mit Navigation laufen und durchgehend auf das Display schauen, um dem Weg folgen zu können. Wie ein riesiges Labyrinth in mitten von steilen Fels und Bergen. Irgendwie spannend!
    Schließlich erreichen wir die Brücke und beschließen dort eine Pause zu machen. Die Sonne knallt und uns ist warm. Sehr warm! An der Brücke treffen wir zwei Niederländer aus Arnheim. Auch die beiden haben sehr große Rucksäcke. Es ist irre! Sie haben hier eine Pause gemacht und spülen grade ihr Campinggeschirr im Fluss. Krass! Campinggeschirr! Wir haben jeder einen Löffel (13g) und einen Becher. Der Becher ist von Dr. Oetker und ursprünglich war da mal Keksteig drin. Die Beschichtung im Becher lässt sich einfach reinigen. Der Deckel ist fest zu verschließen und die Becher sind hitzebeständig und können ohne Probleme heißes Wasser aushalten. Beides zusammen vielleicht 50 g. 😅

    Wir haben noch ein weiteres kleines Problem welches wir dringend lösen müssen. Es bleiben uns nur noch 3 Blätter Toilettenpapier.
    Egal wie wir rechnen, das reicht nicht für die kommenden Tag 🙄. Wir fragen die Beiden ob sie uns mit ein wenig Toilettenpapier aushelfen können. Dankbarer Weise können wir 6 Blatt Papier bekommen. Es ist ein wertvolles Gut 😉
    Vielen Dank!🙏🏽

    An dieser Stelle auf dem Trail kann man sich entscheiden, ob man die klassische Nordroute nach Sisimiut gehen möchte oder die schwierigere Südroute einschlagen will. Eigentlich möchten wir auf die Südroute aber auf Grund meiner Füße und dem Zeitverlust in den ersten Tagen beschließen wir, unseren Trail auf der Nordroute fortzuführen. Unser Trip ist nach diesem ThruHike noch nicht vorbei und meine Füße brauchen Ruhe um zu heilen.

    Jetzt geht es für uns knapp 450 Meter bergauf. An der kleinen Equalugaarniafikk Hütte 20 Minuten nach der Brücke treffen wir Patrick aus der Schweiz wieder. Er saß mit uns im Flieger und wir hatten ihn bereit kurz vor dem Point 660 getroffen. Auch weitere Hiker sind hier und verweilen in der Sonne. Wir halten nur ganz kurz für ein Hallo und ziehen direkt weiter, wir haben noch ein paar Kilometer vor uns!
    Patrick folgt mit kurzem Abstand nach.
    Wir verpassen beim Aufstieg den Pfad und verlieren Zeit. Patrick rauscht an uns vorbei. Oben angekommen rauscht Patrick am Pfad vorbei und muss umdrehen. So treffen wir uns oben wieder und laufen gemeinsam in den Abend. Die folgenden 6 Kilometer erinnern erstmals an einen normalen Trail in den Bergen und so spurten wir vergleichsweise schnell gemeinsam durch den Abend. Ein schöner Abschnitt bei tollem Wetter und schönen Seen zu den Seiten. Natürlich darf hier der übliche Hiker-Talk nicht fehlen! 🤗

    Patrick biegt nach rechts auf eine Halbinsel ab um dort sein Lager für die Nacht aufzuschlagen. Wir möchten noch etwas weiter ziehen. Allerdings wird der Trail nach dem wir wieder zu zweit sind, matschig und nass. Irgendwie haben wir heute darauf keine Lust mehr, sind etwas genervt. Knapp 1,5 Kilometer weiter erspähen wir unten am See ein Stückchen Strand mit einer möglichen Fläche für das Zelt. Die Entscheidung ist schnell troffen, wir bleiben heute Nacht hier! Im Übrigen hatten wir bisher noch keinen nennenswerten Regen auf dem Trail. Einfach irre, was für ein Glück!
    Über unser Garmin Inreach rufen wir per Satellit das Wetter für unseren Standort ab. Morgen soll das Wetter auch trocken und sogar sonnig werden. Toll!

    Wir kommen um 19:45 Uhr bei 10 Grad an unserem Spot für die Nacht an. Eine Stunde später ist es nur noch 2,4 Grad. Wir versorgen langwierig und umständlich meine Füße. Da wir vom Antiseptikum ausreicht geschenkt bekommen haben, baden wir beide Füße in der roten Suppe! Das kann nur helfen! Bis alles getrocknet und verbunden ist, ist es so kalt, das einem umgangssprachlich die Füße abfallen. 🥶Wir werden schnell den Brenner an um uns Wärmflaschen für den Schlafsack zu zaubern. Es wird gerade richtig kalt. Wie selbstverständlich ist es windstill und man hört nichts! Ab und an kreischen ein paar Vögel in der Umgebung. Jetzt noch etwas warmes Essen, heute gibt es unter anderem Mousse au Chocolate, (wow, wer hat das eingepackt? Krass!) und dann verabschiedet sich dieser Tag in die reine Stille, dort wo er heute Morgen so grandios begonnen hat.
    Gute Nacht!
    Noch genau 60 km bis Sisimut.

    🥾Hiker getroffen: 7
    ➡️ 27 km ⬆️ 671 hm ⬇️ 733 hm
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