• 10: Stolpersteine und Strandspaziergang

    August 28 in Greenland ⋅ 🌧 5 °C

    Mit -1,6 Grad war es die bisher kältestes Nacht auf der Tour. Gemerkt haben wir davon eigentlich nix und so starteten wir unbeeindruckt von der Kälte mit dem Klamottenwechsel. Frühzeitig wollen wir das Zelt heute verlassen, denn am Ende des Tals kommt schon die Sonne über die Berge. Einen Moment später flutet sie das gesamte Tal mit Wärme und Licht. Das haben wir genutzt! Wir legen all unsere Sachen auf den Boden und hängen die Schlafsäcke über die Hikingpoles. Wir staunen immer wieder wie schnell Dinge trocken obwohl es arsch kalt ist. Auf der rechten Talseite erspähen wir die erste Gruppe Hiker auf ihrem Weg Richtung Osten. 7 Personen. Das sind aber viele! Ambitioniert, mit kraftvollen Schritten geht die Gruppe das Tal aufwärts. Wieder finden wir ausschließlich große und scheinbar schwere Rucksäcke. 👋🏽Happy trails to all of you guys!

    Um kurz nach 9 Uhr geht’s los. Immer noch sehr spät für unsere Verhältnisse.
    Nach ein paar Minuten erreichen wir wieder den Trail und treffen direkt Patrick. Morgen! Er hatte oberhalb des Tals geschlafen und war schon ein paar Minuten unterwegs. Die kommenden 30 Minuten, bis zu einer kleinen Hütte gehen wir gemeinsam. Unsere Pflaster sind wieder leer! Patrick kann uns zum Glück mit neuer Ware aus der Patsche helfen. Vielen Dank für deine Hilfe! 🙏🏽 Danach ziehen wir alleine weiter. Patrick möchte an der Hütte Frühstückspause machen und zieht dann nach. Vorbildlich! Auf dem nächsten Trail werden wir uns, was das angeht wieder bessern.
    An der Hütte ist so einiges los. Wow! Dieses Bild ist neu für uns auf diesem Trip. 4 Zelte standen noch bzw. werden gerade verträumt. Ein paar Hiker gehen schon Richtung Westen, ein paar schauen noch verquer in die Welt! Die 7 Hiker von vorhin haben sicherlich auch hier geschlafen. Puh! Zum Glück haben wir etwas oberhalb geschlafen. Da war nix los und wir hatten direkt Sonne am Morgen. Hier unten im Tal ist das Klima nochmal anders, schattig, feucht, kalt.

    Die erste Flussquerung steht an. Wir wollen trockenen Fußes über den 3 Meter breiten Fluss kommen. Es ist noch zu früh für nasse Füße. Geschafft! Kein Problem! 😉

    Es geht weiter das Tal bergab zum tiefsten Punkt auf rund 90 Meter Höhe. Die Büsche sind hier gute 1,60 Meter hoch. So hoch gewachsen haben wir sie noch nicht gesehen. Der Weg wechselt zwischen trockenen Passagen und absoluter Überschwemmung, Moss, Sumpf und Matsch und … es stehen 2 weitere größere Flussüberquerungen an, die etwas Vorsicht und Sorgfalt forderten. Passen wir nicht auf stehen wir in tiefem Wasser oder in starker Strömung. Es ist uns nicht möglich trockenen Fußes über die nächsten Flüsse zu gelangen. Aber das gehört dazu und solange wir nicht reinfallen und auskühlen passt alles.

    2 Stunden später laufen wir aufeinmal am Strand entlang. Sooo idyllisch ist es hier allerdings nicht. Ein starker, kalter Wind weht uns von vorne ins Gesicht. Die Temperaturen nehmen ab, es wird kälter.
    Am Ende des Sees, somit auch am Ende des Strandes können wir auf einer Anhöhe eine weitere rote Hütte sehen. Das Ende des Tals! Wir verarbeiten ein paar Höhenmeter und blicken, oben angekommen auf den nächsten sehr großen See! Krass! Das nimmt auch kein Ende mit den Seen hier. Aber Moment mal!?! Das ist gar kein See. Es ist ein rund 35 km langer Fjord, der oberhalb von Sisimiut in den Arktischen Ozean oder Nordatlantik mündet. Uhi! Wir kommen unserem Ziel näher!

    Es geht ein paar Meter auf einem ausgetretenen Pfad grade aus. Und dann passiert es! Franzi stolpert über einen aus dem Boden ragen Stein und hakt mit ihren Poles in ihren nächsten Schritt ein und fällt ohne sich abzufangen nach vorne. Ohje!
    Alles gut? Ist was passiert? Puh, nix schlimmes passiert! Aber der Schreck ist groß! Tief durchatmen und weiter geht es.
    Nach so vielen Kilometern durch den weichen Boden sind wir einen normalen Weg scheinbar nicht mehr gewohnt. 😂

    Am späten Nachmittag hängen die Wolken tief am Berg. Es herrscht mystische Stimmung die uns nicht so recht sagen möchte, was sie will. Regen? Wind? Wir entscheiden uns den direkt vor uns liegenden letzten Aufstieg von 350 Metern heute noch zu meistern, um oben die letzte Nacht auf dem Trail zu verbringen.
    Wir kommen oben an und nutzen am ersten See die Möglichkeit Wasser zu filtern. 20 min später finden wir eine ebene Stelle für unser Zelt. Gerade sind wir mit dem Aufbau fertig, da beginnt es zu regnen. Wir hatten bisher sehr viel Glück mit dem Wetter von daher möchten wir uns nicht beschweren. Wir warten bis der Regen etwas abnimmt. Da wir in den Wolken hocken bleibt ein Restniederschlag bestehen. Unser Zelt ist zu klein, um drinnen zu kochen. Auch unsere Apsiden sind nicht geeignet um dort einen Gaskocher zu platzieren. Ein kurzes halbwegs trockenes Zeitfenster reicht, um schnell ein bisschen Wasser zu kochen.

    Die Füße bekommen ihre tägliche Reinigung mit Eiswasser und werden dann im roten Antiseptikum geduscht.
    Alles bestmöglich verpflastern und fertig!
    Rein mit dem Essen und Augen zu!
    3…2…1… 😴

    🥾Hiker getroffen: 15
    ➡️ 28,5 km ⬆️ 615 hm ⬇️ 395 hm
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