• 11: ACT extended version: done ✅

    August 29 in Greenland ⋅ ☁️ 6 °C

    Die Nacht über hat der Niesel aus den Wolken kein Ende gefunden.
    Der Wecker geht um 06:30 Uhr. Wir packen letztmalig unsere Sachen und laufen direkt los.
    Es geht steil bergab. Wir genießen den fantastisch Ausblick und können schon das Meer erblicken. Eine letzte Flussquerung wartet auf uns und dann ist der Weg frei nach Sisimiut. 13 Uhr erreichen wir die Küste und sind angekommen. 🥳

    Am Dorfeingang nutzen wir den ersten Mülleimer an einem Strommasten um uns unseres gesamten Mülls zu entledigten.
    Unser Müllkonzept hat sehr gut funktioniert.
    Wir haben wenig Müll und der den wir haben ist trocken, klein und leicht. Das Toilettenpapier wurde von uns direkt in ganz kleine Beutel verpackt und gut verknotet. Das hat sehr gut funktioniert.

    Wir stürmen in den ersten Supermarkt auf unserem Weg und kaufen, was uns in die Finger kommt: 2 Brote, Käse, Salami, Kekse, Chips, Joghurtdrink und alkoholfreies Bier. 🤗Wenn wir einmal im Bed & Breakfast sind, werden wir das Haus nicht mehr verlassen. Wir müssen dringend duschen, Wäsche waschen und meine Füße brauchen Ruhe! Apropos, wir brauchen neue Pflaster usw. Apotheken gibt es nicht. Tabletten wie IBU oder etwas für den Magen gibt es im Supermarkt an der Kasse. Ansonsten ab ins Krankenhaus. Oh bitte nicht!! Wir stürmen zwei weitere Supermärkte bis wir alles haben, was wir brauchen.

    Im Bed & Breakfast angekommen, beziehen wir unser Zimmer. Morgen Abend geht unsere Fähre nach Ilulissat. Nach der warmen ausgiebigen Dusche fällt das Laufen schwer. Die schnell aufgeheizten Füße machen sich Luft. Der Ballen und die Ferse sind stark geschwollen. Während ich meine Füße mal ohne Pflaster usw hochlege, kümmert sich Franzi um die Wäsche - naja sie versucht es… 🫠. Waschmaschine und Trockner stehen in der Unterkunft bereit. Die Wäsche hat leider nur in Weichspüler gebadet und auch unsere Einlegesohlen sind im Trockner gelandet. Tja, da sind diese nur noch halb so groß. Oh man. 🤦🏼‍♀️ Morgen müssen wir irgendwo Einlagen kaufen. Aber wir haben wieder saubere Schuhe und halbwegs saubere Wäsche. Top!
    Das Appartement füllt sich. Es gibt 3 weitere Zimmer und im großen Wohnzimmer geht es laut her. Leider keine Hiker mit denen man sich austauschen könnte. Normale Touristen die unterschiedliche Ziele haben, sprechen über das Wetter, wo man gut essen gehen kann oder wo es gute Touristische Angebote gibt. Eigentlich brauchen wir nur Ruhe, etwas zu essen, eine Dusche und saubere Wäsche. Naja, beim nächsten Mal werden wir das anders planen.

    Eines ist klar, unser 70 km Offtrail Abenteuer in Ilullissat können wir wie geplant nicht umsetzten. Erst müssen die Füße etwas recovern. Also buchen wir uns ein Zimmer für 3 Tage und werden dann schauen, wie es weiter geht!

    Was unser Gear im Allgemeinen angeht sind wir sehr zufrieden. Wir waren gut auf unsere 270 Kilometer in Grönland vorbereitet! Multi useable Gear ist der Schlüssel für einen leichten Rucksack. Klar, wir lernen immer dazu und so war die Wahl der zu engen Socken ein Fehler. Hätten wir auf für uns bewährtes Zurückgegriffen, wäre sicherlich gar nichts oder viel weniger passiert. Zur Erinnerung, Franzi hat keinerlei Verletzungen an den Füßen.

    Mit Trailrunner durch die Arktische Tundra, geht das? Wir haben die einen oder anderen Blicke von Hikern registriert, die verwundert auf unsere Schuhe geschaut haben. Sicherlich waren sie stundenlang in renommierten Outdoorgeschäften, um den richtigen Schutz in Form eines festen, hohen und schweren Schuhes zu kaufen.
    Wir waren nicht die einzigen, die diesen leichteren Weg gegangen sind! Aber die aller wenigsten haben diesen Schritt gemacht.
    Können wir das empfehlen? Bedingt! Wenn die Füße und Gelenke es nicht gewohnt sind, sich bei starker Beanspruchung frei zu bewegen um Kräfte aufzunehmen, lasst das besser sein! Die Belastung ist enorm für nicht trainierte Füße. Für uns war es die richtige Wahl und wir sind sicher, auch mit GTX Schuhen hat man nasse Füße auf dem Trail. 🤷‍♀️ Also dann doch lieber die bequeme und schnell trocknende Variante!

    Wir beide sind uns einig: Das Wetter hat uns in die Karten gespielt. Wären wir tagelang durch Regen gelaufen, wären wir mit unserem kleinen Zelt an die Grenze gekommen. Jeden Tag im Zelt bzw. in der Apside kochen ist bei diesem kleinen Model nicht möglich!

    Auf Grund der Fußverletzung waren unsere First Aid Mittel sehr schnell erschöpft. Keiner von uns rechnete damit, dass wir so viele flächige Wunden über Tage versorgen müssen. Unser First Aid Kit dient der Erstversorgung, so das man den Trail auf schnellstem Wege (1-2 Tage) verlassen kann. Das gilt für Wunden und allerlei Tabletten etc.
    Da der ACT ein Trail ohne Ausstiegsmöglichkeiten ist, wäre es besser gewesen, hier und da mehr einzupacken. Aber auch das hätte maximal einen Tag länger eine Versorgung gesichert.

    Ja, man bekommt ein mulmiges Gefühl wenn man irgendwo im Nirgendwo sitzt und sich nicht sicher ist? ob man am nächsten Tag weiter gehen kann. Das war neu für uns!
    Das grönländische Hinterland ist jetzt nicht der Alpenraum oder der europäische Kontinent. Wir haben auch keine, ich sag mal normale Reise gebucht! Eigentlich kennen wir das alles, hier war es trotzdem sehr besonders

    Wir sind vom Motto „Don‘t pack your fears“
    überzeugt! Dazu gehört, das man sich umfangreiche Gedanken über sein Abenteuer macht um herauszufinden, was für Probleme im schlimmsten Falle aus einen zukommen KÖNNEN.

    „Proper preparation prevents piss poor performance!“ Somit wären ein größeres Zelt und ein etwas umfangreicheres Medikit für unsere Tour sicher angebracht gewesen.

    Die Erweiterung des ACT von 147 Km auf final 270 Kilometer. War das eine gute Entscheidung? Ein klares JA! Letztlich müssen wir sogar sagen, dass die Tage Offtrail das Abenteuer erst ausmachen. Die meisten Tierbegegnungen hatten wir dort und eine extra Portion an Gletscher und Icecap Impressionen gab es on top! Toll! Tolle Tage, tolle Nächte!
    Sicher ist, das es nicht für alle zu empfehlen ist.
    Es besteht ganz klar die Möglichkeit verloren zu gehen oder sich zu verlaufen. Man braucht nur beim springen von Grasinsel zu Grasinsel ins Wasser fallen und sich eine Unterkühlung einfangen, in ein Loch treten oder einfach umknicken.
    Es kommt niemand vorbei, den man um Hilfe bitten kann. Auf dem ACT schon.

    Für uns war es ein großartiges Abenteuer in einer fantastischen Natur.

    🥾 Hiker getroffen: 2
    ➡️ 16,7 km ⬆️ 252 hm ⬇️ 576 hm

    Gesamter Thru-Hike:
    ➡️ 268,3 km ⬆️ 6.343 hm ⬇️ 6.319 hm

    Anmerkung: wir sind 30 Kilometer mehr und doppelt so viele Höhenmeter gelaufen als geplant. 😳 Wir denken es liegt vor allem am schlechten Kartenmaterial, welches für diese Gegend verfügbar ist, und den Gegebenheiten vor Ort (starkes Einsinken in weiche Böden, Umlaufen von nassen Passagen).
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