• Wandern und dem Wind oben erliegen

    19 november 2023, Australien ⋅ ☀️ 19 °C

    Unser Zimmer ist tatsächlich eine Charlet. Heute stellten wir uns einen Wecker, weil wir sogar Frühstück in diesem Hotel bekommen. Es gibt einen eigenen Frühstücksraum. Dort hat uns freundlich die deutsche Besitzerin begrüßt. Es gibt einen Teller mit Obst vier Scheiben frisches Brot, Butter, Honig sowie Marmelade. Dazu konnte man sich einen Kaffee holen und frisch gepressten Orangensaft. Man konnte sich zusätzlich noch etwas bestellen. Ich wählte Rührei und Bacon, während Anita sich Toasts bestellte.

    Die Aussicht auf den Berg war sagenhaft. Und ganz oben konnten wir sogar Schnee sehen.

    Ich hätte nicht gedacht, dass es in Australien Schnee gibt, aber wir befanden uns jetzt gerade im Ski-Paradis von Australien. Aber da gerade Frühlingsende ist, ist nicht die Saison dafür. Stattdessen ist genau heute der Tag, wo die Downhill-Strecken wieder frei gegeben werden. Genau pünktlich für uns wurden auch die Wanderwege wieder aufgemacht.

    Mit dem Schnee kamen wir auch mit der Besitzerin ins Gespräch. Sie erzählte, dass die Älteren im Dorf erzählen, dass im ganzen Jahr der Schnee liegen bleibt. Jetzt wird jedoch auch hier der Schnee immer weniger und sie helfen mit Kunstschnee nach. In der Sommerzeit werden immer mehr Rodelbahnen und Downhillstrecken gebaut, um auch die warme Zeit nutzen zu können. Es gibt auch mehrere Lifte, die sowohl Wanderer als auch Biker den Berg hoch bringen. Von der Besitzerin erfuhren wir, dass oben beim Lift die Karten nicht kontrolliert werden und wir damit auf jeden Fall kostenlos runterkommen. Wir werden das auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.

    Die Besitzerin selbst kam damals nach ihrem Abi nach Australien und hat ihre Liebe fürs Leben gefunden. Nun lebt sie bereits 14 Jahre in Australien und nun haben sie seit 4 Jahren das Hotel in Thredbo.

    Unser Ziel für heute, rauf auf den höchsten Berg Australiens. Leider sind wir etwas angeschlagen, sodass wir es eher langsam angingen und uns noch etwas im Hotel ausruhten, bevor wir kurz vor Mittag den Anstieg angingen. Krank im Hotel Zimmer liegen, war für uns beide keine Option. Der Berg selbst steigt zunächst sehr steil ca. 550 Höhenmeter auf 6 Kilometer Strecke an, bevor es etwas flacher wird und es anschließend nochmal 350 Höhenmeter auf ca. 6 Kilometer zum Gipfel gehen. Wir liefen an zahlreichen Downhill-Fahrern vorbei, bevor wir in die Wildnis abbogen. Die Wege waren alle gepflegt und mit Treppen versehen. Stetig ging es den Berg hinauf. Es war etwas schwül, aber grundlegend ein gutes Wetter zum Wandern.

    Immer wieder kreuzten wir kleine Bäche, die sich ebenfalls über die Steinstufen im Flussbett ergossen. Nach 2,5 Stunden hatten wir die erste Hälfte geschafft und waren um 14 Uhr etwa an der Mitte, wo einer der Sessellifte endet, an. Ich redete mit dem Betreuer und erfuhr, dass es bis zum Gipfel noch 6 Kilometer sind und der Lift um 16:30 Uhr schließt.

    Da wir nun das steile Stück bereits 2,5 Stunden gebraucht haben, schaffen wir es auf jeden Fall nicht mehr zum Gipfel um anschließend den Lift zu nehmen. Da wir beide nicht fit genug sind um alles wieder runter zu laufen, wollen wir auf alle Fälle den Lift runter nehmen.

    Seit dem flachen Abschnitt oben, pfeift auch ein ordentlicher Gegenwind. Wir packten unsere Jacken aus und uns dementsprechend ein. Wir wollten mal schauen, wie weit wir in maximal einer Stunde kommen und anschließend umdrehen. Von der Hotelbesitzerin haben wir bereits gehört, dass in diesem Abschnitt der Weg „vorbereitet“ ist, aber so sehr hatten wir nicht gedacht. Etwa 500 Meter vom Lift weg waren sogar gepflastert. So hat man auf dem Berg in einer Höhe von über 1800 Höhenmeter einen gepflasterten Weg. Soweit sogut… Anschließend haben sie eine Spezialanfertigung, wo sie, um die Natur zu schonen, Metallgitter ausgelegt, die auf Pfosten ein paar Zentimeter über der „Natur“ schweben sodass alle Wanderer laufen können, ohne die Natur zu betreten. Diese Gitter reichen soweit das Auge reicht. Wir erwarten, dass es so bis zum Gipfel geht.

    Wir laufen dem Wind entgegen. Nach etwa 10 Minuten erreichen wir ein Schild, wo es heißt, dass es noch 6 Kilometer zum Gipfel sind. Es gibt aber noch eine Option, wo es einen Aussichtspunkt auf den Gipfel in 1,5 Kilometer gibt. Zweiteres wollten wir als Ziel anstreben. Nach weitern 20 Minuten gab es ein weiteres Schild. Hier waren es nur noch 5,5 km zum Gipfel aber komischerweise noch immer 1,5 Kilometer zum Aussichtspunkt. Wir liefen noch 15 Minuten bevor wir eine Trinkpause brauchten. Wir beide waren schon gut aufgebraucht und man sah uns an, dass wir mit dem Sessellift runter fahren wollen. So entschieden wir für heute Schluss zu machen.

    Mit dem Lift hatte man einen tollen Blick auf das Dörfchen. Unten angekommen schauten wir, wie viel der Lift den kostet. Das erste Ergebnis ergab, dass es für den morgigen Tag für uns Beide 120 Dollar sprich 72 Euro wären, nur um einmal hoch und wieder runter zu fahren. Wenn man es am Schalter vor Ort kauft, wären es sogar 130 Dollar. Anita hat zunächst abgelegt. Aber ich weiß ganz genau, dass meine Berg-Goaß diesen Berg bezwingen möchte. Es dauerte einige Zeit, bis ich sie überzeugen konnte, aber dann war sie Feuer und Flamme. Eine Zeitlang versuchten wir andere Optionen oder Vergünstigungsoptionen zu finden. Bis Anita die Option fand „Bring einen Freund“, wobei man sich 10 Dollar spart. Wir verstanden es jedoch nicht ganz. So sind wir zum Schalter gegangen, jedoch konnte die nette Frau uns leider gar nicht helfen.

    Wir riskierten es und versuchten das erste Ticket zu kaufen. Geklappt. Gingen zum Automat um die Karte zu drucken. Hat ebenfalls geklappt. Sprich so hat Anita mich als Freund mitgenommen und ich habe Anita als Freund mitgenommen… Das ganze mit einem registrierten Account, sodass wir am Schluss nochmal 20 Dollar günstiger weg gekommen sind. So kostet uns am Schluss eine Fahrt pro Person 10 Euro, was wir beide als akzeptierbar empfanden und schlenderten mit einem Lächeln die zig Stufen hoch zu unserer Charlet.

    Abends wollten wir uns im Dorf etwas zu Essen holen, jedoch waren wir noch vor der Saison und alle Restaurants haben geschlossen… juhu…Also gab es keinen Restaurant Besuche, stattdessen Tee und Kaffee sowie ein bisschen was von unseren mitgebrachten Vorräten im Frühstücksraum. Wir haben uns die Laptops geschnappt und die Zeit genutzt um die nächste Strecke und die nächsten Unterkünfte zu planen. Im Nachhinein hatten wir einen wahnsinnig tollen Abend und auch gleich noch einiges erledigt.
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