• Wind entgegen + Wandern mit Rückenwind

    November 20, 2023 in Australia ⋅ ☁️ 26 °C

    Heute ging der Wecker etwas später. Wir bekamen den späteren Frühstücksslot und großteils hatten wir am Abend davor bereits gepackt.

    Wir bekamen das gleiche tolle Frühstück. Anita bestellte erneut den Toast, nahm ihn aber als Brotzeit für später mit. Ich wählte dieses Mal den Wrap mit Rührei Bacon und Babyspinat-Blätter. Wirklich sehr lecker.

    Dieses Mal hatten wir einen weiteren Gast am Tisch. Dieser kam hier her zum Downhill fahren und berichtete uns, dass er sich bereits mehrere Knochenbrüche zugezogen hat und bei dem Sturz gestern heilfroh war, dass er Schulterpolster an hatte. Diese Downhill-Fahrer sind Adrenalin-Junkies sonder gleichen. Er erzählt, er kommt aus Sydney und wie es der Zufall will, ist er mit einer Deutschen aus Erfurt verheiratet. Er kann jedoch noch kein Deutsch, weshalb wir doch bei Englisch geblieben sind. So klein ist die Welt.

    Daraufhin packten wir unsere Sachen zusammen und schleppen sie die Treppen hoch zu unserem Auto. Anita wundert sich mehrfach darüber, wie das die Gäste im Winter mit Skischuhen und Skiern machen. Wir stellen es uns wenig spaßig vor, aber es muss sich wohl lohnen. Wir verstauen alles und fahren runter zum Lift Parkplatz. An der Tafel notiert gerade einer die Temperaturen auf dem Berg. Es soll am späten Nachmittag regnen und oben herrschen aktuell Windgeschwindigkeiten von 28 km/h. Juhu der Weg hoch wird anstrengend.

    Wir waren um kurz nach 11 Uhr mit dem Lift oben auf dem Plateau und bereit zum Gipfel zu gehen. Stetig geht es über die Metallgitter nach oben. Über eine kleine Brücke und wie auch am Tag zuvor sehen wir einige kleine Bäche. In einem sehen wir sogar kleine Fische. So ging es stetig bergauf bis hin zum Aussichtspunkt. Die ganze Zeit sieht man einen Gipfel bzw. eine Erhöhung, wo man denkt, dass könnte doch der Gipfel sein. Als wir bei der Aussichtsplattform angekommen sind, sehen wir nach dem vermeintlichen Gipfel ein kleines Tal und dort hinten thront nun den eigentlich Gipfel, dem wir die ganze Zeit entgegenstreben. Der Wind pfeift uns hart entgegen und Schritt für Schritt kämpfen wir dagegen an.

Nach der Aussichtsplattform geht es nochmal kurz runter in ein kleines Tal und anschließend wieder bergauf. Normalerweise gibt es in Australien immer wieder nervige Fliegen. Hier war es irgendwie anders bis ich gemerkt habe, dass dort auch Fliegen sind. Sie haben jedoch nicht die Kraft bei dem Wind lange zu fliegen. Also was machen sie? Sie hängen sich in unseren Windschatten und haften bei jedem Wanderer an den Klamotten. So trägt jeder von uns mindestens 30 Fliegen am Rücken, ohne es zu merken. Sobald ein etwas windstillerer Ort erreicht ist, gibt es ein zwei Fliegen die kurz versuchen einen Angriff aufs Gesicht zu starten.

    Nachdem dem die letzten Meter auf den Metallgittern enden, kommt man am „Fuße“ des Berges an, wo nun noch eine Spirale um den Berg rum läuft, um zu dessen Gipfel zu kommen. Hier ist es tatsächlich nur Feldweg, sodass die Füße sich etwas von dem eintönigen Muster unter den Sohlen erholen kann.

    Eine Seite des Berges ist bedeckt mit Schnee und reicht bis zum Wanderweg. Jetzt haben wir ihn direkt vor uns. Schnee in Australien. Wer hätte das gedacht, dass wir im November in Australien doch noch Schnee sehen. Ein Stück weiter gibt es ein weiteres Schneefeld, wo wir sogar 10 Meter über den Schnee laufen müssen. Von dort aus ist es nicht mehr weit.

    Kurz vor dem Gipfel laufen wir in eine Baustelle. Auch hier werden gerade die Gitter verlegt um das letzte Stück zum Gipfel aufzuschließen. Es ist merkwürdige über diese Gitter zu laufen. Und wir sind uns uneinig, ob es gut ist, dass es diese Gitter gibt die die Natur vor den Menschen schützen soll oder ob es den Tourismus ehr noch befeuert, da der Gipfel so auch Menschen zugänglich gemacht wird, die keine Berg Erfahrung haben. Sogar kein Paar mit Kinderwagen und Baby kommt uns auf dem Weg entgegen. Was denkt ihr? Ist es die Zukunft des Bergsteigens?

    Am Gipfel angekommen bemerken wir, das es hier fast windstill ist. Komischerweise waren wenige bis keine Fliegen dort. Der Gipfel selbst ist mit einer kleinen Säule markiert. So steht man hier am höchsten Punkt Australiens. Ein tolles Gefühl und noch viel bessere Aussicht. Ich bin wirklich froh, dass wir heute mit dem zweiten Anlauf den Gipfel noch mitgenommen haben.

    Wir machten eine kurze Pause und natürlich Fotos, bevor wir den Abstieg antraten. Über eine Infotafel erfuhren wir, dass der Name von einem polnischen Wanderer stammt, der diesen Berg 1840 erklommen hat. Damit auch der für uns schwer auszusprechende Name.

    Rückblickend hatten wir fast den gesamten Anstieg Gegenwind, was jedoch nun bedeutet, dass wir den Wind als Unterstützung für den Weg zurück haben. Der letzte Anstieg zum Gipfel war mit 40 Minuten angeschrieben. Wir haben es mit 30 Minuten geschafft, wobei ich mich schon gut in Form fühlte. Mit dem Rückenwind schafften wir es sogar in knapp 15 Minuten wieder zurück zu dem Schild.

    So sollte auch der weitere Weg möglich sein. Wir machten zwei Pausen und den Rest liefen wir durch, was im Verhältnis zum Hinweg auch erheblich weniger war. Was wir in 2,5-3 Stunden hinliefen, liefen wir in 1,5-2 Stunden zurück. So toll wie die Metallgitter auch sind. Die Füße sind es nicht gewohnt und auch die 30 Dollar Wanderschuhe sind nicht das Beste. Meine Fußballen waren heilfroh, als wir wieder auf den gepflasterten Grund ankamen bevor es zum Sessellift ging.

    Wir hatten es geschafft und auch der angesagte Regen hatte sich am Berg nicht gezeigt. Am Auto angekommen zog ich mich um und wechselte das Schuhwerk. Eine unglaublich gute Entscheidung. Sobald ich mich hingesetzt habe, fing es zum Regnen an. Wir haben einfach ein unverschämtes Glück.

    Von Thredbo aus ist unser nächstes Ziel Canberra. Dort hat Anita eine nette kleine Unterkunft gefunden.

    Auf dem Weg dorthin kamen wir durch Cooma, wo uns ein Dönerladen angelächelt hat. Wir holten uns jeder einen Dürüm mit Hähnchenfleisch. Mit der Stärkung im Magen ging die Fahrt nach Canberra. So wie es scheint direkt in das Unwetter hinein.

    Von der Ferne sehen wir die Blitze und Regen in der Ferne. Und wir fahren mitten rein. Nach 10 Minuten fing der Scheibenwischer an. Die Fahrt wurde anstrengend, aber die Assistenzsysteme waren ein Traum. Tempomat und Abstandshalter funktionierten selbst beim stärksten Niederschlag ohne Probleme. Trotzdem blieb ich stets wachsam, um eingreifen zu können.

    Damit kamen wir sehr gut in Canberra an. Das Apartment fanden wir recht schnell und brachten fast trockenen Fußes alles ins Zimmer. Die Dusche war anschließend genau das Richtige, um sich aufzuwärmen. Den Abend verbrachten wir mit den neuen Folgen von The Crown.
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