• Sydney

    23. november 2023, Australia ⋅ ☁️ 21 °C

    Wir stellten uns einen Wecker, weil wir den Tag nutzen wollten, um Sydney zu erkunden. Anita zauberte ein leckeres Frühstück mit kleinem Zimtdonut als Geburtstagskuchen. Dazu gab es Mango und Kaffee. Kaum saß ich am Tisch streckte mir Anita ihr Handy entgegen und meine Eltern grinsten mich per Whatsapp-Video-Call an. Meine Mutter wollte mir noch nicht gratulieren, weil es in Deutschland noch nicht soweit war. Und gleichzeitig war es wunderschön sie zu sehen und ihre Stimmen zu hören. Sie erkundigten sich nach unseren Plänen und es gab eine kurze Führung durch unser tolles Airbnb.

    Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen zusammen. Wir wollten heute die Öffentlichen nach Sydney nehmen. Hier hat sich Anita reingefuchst und die passende App installiert. Australien hat viele geniale Konzepte, die ich mir auch gerne in Deutschland wünschen würde.

    Als Australier kann man sich eine spezifische Kundenkarte holen. Als Tourist wie wir, können wir einfach die Kreditkarte oder die gespeicherte Karte im Handy verwenden. Man scant sie beim Einsteigen und auch wieder beim Aussteigen. So macht es immer Bing Bing Bing. Zunächst fand ich es nervig, aber so wissen die Leute auch gleich, dass es geklappt hat.

Dadurch wird automatisch auch nur das abgebucht, was man wirklich gefahren ist. Wenn ich hier München anschaue mit Zonen, Kurzstrecken, Studentenkarten, die zu bestimmten Zeiten fahren dürfen, Fahrrad-Ausnahmen sowie Tages- und Gruppenkarten. Chaos. Und es kommt noch besser. In unserem Falle nahmen wir vom Norden nähe Avalon den Bus bis wir im Süden kamen. Dort stiegen wir auf die Fähre um. Für die Fähre funktioniert es ganz genauso. Kein Ticket-Schalter suchen und kein Preisvergleich. Toll!

    Und das absolute Highlight: Mit der Fähre wurden wir direkt zum Zentrum von Sydney gebracht. Ein Steinwurf am Opernhaus vorbei gegenüber die riesige Harbour Bridge.

    Am Hafen angekommen ging es am Wasser entlang und brachte uns direkt zum Opernhaus von Sydney. Jeder kennt die Form. Die faszinierend angeordneten weißen Halbkreise, die einen Art Kamm ergeben.

    Was ich jedoch nicht wusste, war dass die weißen Flächen gefliest sind. Unzählige kleine Rechtecke wurden zu zwei Rauten zusammengefügt. Die zusammengefügten Rauten wurden anschließend angebracht und ergaben die Musterung von dem riesigen Gebäude.

    Es ist auch nicht nur ein weißer Kamm, sondern dahinter befindet sich noch ein Zweiter. Es gibt sogar die Chance teilweise unten durch zu gehen. Dort sieht man, dass viele Beton-Pfeiler eigenartige Formen annehmen. Damals gab es wohl eine Ausschreibung, wie man die statischen Probleme des Bauwerks beheben kann und Besondere Verdrehungen und Formen die Lösung dafür.

    In diesem Gebäude gibt es Jährlich 1800 Aufführungen. Diese verteilen sich auf fünf verschiedene Säale im Gebäude. Auf der anderen Seite benötigt das Gebäude eine Stromversorgung, womit man wohl eine Stadt mit 25.000 Einwohner betreiben könnte. Manche Kunst hat ihren Preis.

    Von dort aus brauchten wir Kaffee. Wir fanden einen kleinen Laden am Ufer. Gestärkt wollten wir es in Sydney anders machen. Wir holten uns ein Hop-On-Hop-Off-Ticket. In vielen großen Städten gibt es Bus-Routen, wo in relativ kurzen Intervallen Doppeldecker-Busse fahren. Im Falle von Sydney gab es zwei Routen, wo alle 30 Minuten ein Bus fuhr. Über die Stadt verteilt gibt es etwa 30 Stopps, wo man jeder Zeit ein und aussteigen kann. Währenddessen bekommt man Kopfhörer und kann sich in 8 verschiedenen Sprachen über die Stadt informieren. Jeweils über genau die Bereiche wo man ist.

    So erfuhren wir unteranderem folgende Punkte:
    - Hugh Jackman hatte zunächst Kommunikationswissenschaften in Sydney studiert, bevor er Schauspieler wurde.
    - An dem Platz, wo jedes Jahr ein riesiger Weihnachtsbaum aufgestellt wird, wurde eine berühmte Szene mit der roten Frau von Matrix gedreht.
    - Es wird gesagt, dass die Einwanderer und die Aborigines (Ureinwohner von Australien) Probleme hatten sich zu verständigen. Während die ersten Gespräche entstanden, hoppelte wohl ein Kangaroo vorbei. Die Einwanderer fragten, was dies für ein Tier sei. Der Ureinwohner antwortete mit „Kangaroo“. Laut dem Bus-Unternehmen heißt es in der Sprache der Aborigines eigentlich „Ich verstehe dich nicht“.
    - Bondi beach ist einer der schönsten und größten Strände von Sydney. Das Wort Bondi kommt ebenfalls von den Ureinwohner und bedeutet so viel wie „Geräusch von Wellen, die am Strand brechen“.
    - Es gibt sehr viele alte Gebäude, zwischen neumodischen Hochbauten, die die Stadt am Leben erhält, um an die Vergangenheit zu erinnern.
    - Es gibt eine riesige Coca-Cola-Leuchtreklame an einer der Hauptkreuzungen in Sydney. Das Schild existiert seit Jahrzehnten. In den 2000er Jahren wurde es durch LEDs erneuert, sodass der Stromverbrauch auf ein Bruchteil reduziert werden konnte. Die Buchstaben der ursprünglichen Reklame wurden einzeln versteigert, um das neue Schild zu investieren. Also wenn jemand irgendwo einzelne „C“, „O“, „A“, L“ leuchten sieht, dann wisst ihr Bescheid.

    An dem Tag selbst war es bewölkt. Im Hop-Bus hatte es immer bissl genieselt, aber meist ging es schnell weg und wir blieben oben sitzen. Von Zeit zu Zeit wurde es leider mehr und wir packten uns in Jacken und holten den Regenschirm heraus. Beim letzten Viertel der Strecke hielten wir es oben auf dem Doppeldecker unter dem freien Himmel nicht mehr aus. Wir waren fast die letzten, die es oben noch ausgehalten haben.

    In jeglicher Hinsicht ein spannendes und ereignisreiches Erlebnis auf der Erkundung der Stadt.

    Als wir zurück am Ausgangspunkt waren, klaute mir Anita das Handy. Sie meinte ich dürfe nicht schauen und sie sucht etwas raus.

    Des Handys beraubt folgte ich ihr und wir gingen in die Tiefe der Stadt. Sydney gefällt mir bisher am Besten. Eine riesige Stadt und im Zentrum sehr mit München zu vergleichen. Unzählige Geschäfte und Restaurants. Die sonstigen australischen Städte hatten bisher einen Kern, wo sich Unternehmen, Restaurants und Regierungsgebäude tummelten, während du außen herum lediglich Wohnbereiche hattest. Sydney ist irgendwie mehr vermengt.

    Wir kamen per Zufall an dem Platz mit dem Weihnachtsbaum vorbei. Anita hatte sich etwas verwirrt. Wahrscheinlich kam der GPS nicht mit den hohen Gebäuden klar. Der Baum selbst ist wahrscheinlich über 20-25 Meter hoch und trägt Kugeln in Wasser-Ball-Größe. Während die Leute mit kurzen Hosen und T-Shirts daran vorbei laufen.

    Nach einer Kurs-Korrektur waren wir bei Ralph Lauren, Tiffany, Boss und weitere Edelmarken. Was hatte Anita nur mit mir vor? Wir bogen um die Ecke und da war er: Der größte Lego-Laden der Welt! Die Augen begannen zu strahlen und Anita nahm mich bei der Hand. Als wir im Laden selbst waren, sagte sie mir, dass ich mir etwas aussuchen darf. Auf zwei Stockwerken kann man die neuesten Kreationen bestaunen. Zudem gab es ein Sydney-Kunstwerk zum Opernhaus, Lego-Figuren, welche die Harbour-Bridge bauen und einen Baum, der sogar einen Lego-Koala enthält. Eine Freude für jung und alt.

    Bei der schieren Auswahl konnte ich mich tatsächlich nicht entscheiden bzw. was ich derzeit liebäugle gehört zu einer älteren Kollektion (wenn man es so sagen kann). So kauften wir uns zusammen eine Erinnerung an Australien. Zwei Kanarienvögel mit Herzchensteinchen. Kitschig und Süß zugleich.

    Zudem war es bereits später Nachmittag. Wir peilten die nächste Busstation an und stiegen in den Bus. Dieser fuhr uns sogar über die Harbour Bridge, welche 8 Spuren als Highway und 2 Gleise für Züge hat. Auch diese Bus-Linie gefiel mir. Sie hatte lediglich den Stopp in Sydney bevor sie sehr weit in den Nordern fuhr. Dort gab es dann alle 200-300 Meter einen Stop, wenn die Leute dementsprechend auf den Knopf drücken. Ansonsten fährt er durch. So kamen wir zügig zurück zu unseren Airbnb. Zuletzt regnete es nochmal, sodass wir mit Schirm und Jacke heimliefen.

    Wir machten uns das Gemüse von dem Abend davor wieder warm, planten die weitere Abschnitte von unserer Reise, bevor ich mich den Lego Kanarien-Vögel annahm. Nach Fertigstellung ging ich mit einem Lächeln im Gesicht ins Bett. Es war ein wirklich schöner Tag.
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