Ruhrpottkind, das nie mutig war. Mit einer Erkrankung kam die Lust auf Abenteuer: Spontan 1300 km mit dem Flohmarktrad & Zelt bis nach Skagen. Inzwischen auch wandernd unterwegs. L(i)ebt Kaffee im Morgengrauen, Begegnungen & die Schönheit in Dingen. Czytaj więcej Bochum, Deutschland
  • Dzień 3

    Ein Bad in der Ems

    23 września 2020, Niemcy ⋅ ⛅ 20 °C

    Ich krieche aus dem Schlafsack. Die Schwalbenkolonie nebenan ist auch schon wach. Mir war warm genug in der Nacht, durchschlafen konnte ich trotzdem nicht. Mit den Taschen ist es ganz schön eng im kleinen Zelt. Als ich den Reißverschluss öffne und die Plane hochschlage, laufen mit Tropfen in die Ärmel. Ich schlüpfe in die nassen Adiletten und winde mich aus dem Zelt. Ich setze Wasser auf und decke mein Frühstück. Bis das Wasser kocht kann ich schon mal einpacken. Das geht gut heute, ich habe ein trockenes Dach und genug Platz. Der erste Kaffee schmeckt himmlisch. Ich rolle das nasse Zelt zusammen. Das habe ich schon so oft gemacht, es passt auf Anhieb in die Tasche. Irgendwann kaufe ich ein größeres, achte nicht nur auf das Packmaß.

    Ich fahre um 9 Uhr los. Zuerst zurück zum Radweg, den ich sofort wiederfinde. Ich verlasse Greven nach Norden, Richtung Emsdetten. Der Radweg orientiert sich an der Ems, aber ich bekomme sie nicht zu Gesicht. Die Beschilderung ist klein, aber gut, Umleitunen sind gut ausgeschildert. Ich fahre ohne Karte. Natürlich verfahre ich mich hinter Emsdetten...

    Es geht durch kleine Waldgebiete und an Höfen vorbei. Die Wege sind mal gut, oft holprig, einmal sehr sandig. Mit dem Gepäck muss ich aufpassen, dass ich nicht in einem Sandloch hängen bleibe. Insgesamt merke ich, dass Tag drei auf dem Rad ist. Mittags komme ich an eine Badestelle an der Ems. Es ist nichts los, ich lege mich in die Sonne, esse Müsliriegel und Bananen. Ich kann es nicht lassen und gehe schwimmen.

    Bald ist Rheine erreicht. Auf dem Marktplatz in der Altstadt trinke ich ein alkoholfreies Weizen. Ich habe Zeit und trödle rum. Ich bin erst um 18 Uhr verabredet. Langsam radle ich Richtung Salzbergen. Dort setzte ich mich auf einen Platz, gönne mir ein Spaghettieis und einen Kaffee. Ich lese ein paar Seiten. Ich bin müde, mache die Augen ein wenig zu.

    Schlafen werde ich heute in Bad Bentheim, genauer in Gildehaus. Das liegt 20 km neben der Strecke, aber es führt mich zu Sarah, die ich viel zu selten sehe, seit sie hier lebt. Der Weg ist nicht schön. Es geht immer an der Bundesstraße lang. Ich trete langsam, peile die 18 Uhr an. Plötzlich merke ich wie unterzuckert ich bin. Ich halte an, esse zwei Müsliriegel. Dann regnet es plötzlich wie aus Eimern. Zum Glück kann ich mich unterstellen.

    Bei Sarah bekomme ich eine warme Dusche und ein leckeres Abendessen. Wir quatschen, gehen die Hunderunde. Um zehn fallen mir die Augen fast zu. Ich gehe todmüde ins Bett.

    117 Kilometer waren es heute. Hat sich auch so angefühlt. Warum die Strecke so lang war, wird mir erst im Bett klar. Ich wollte den Radweg schon viel früher Richtung Bad Bentheim verlassen und nicht erst so weit im Norden, wie ich es getan habe. Das zeigt wie entspannt ich bin... Der Tag war trotzdem schön und das Bad in der Ems wäre mir sonst auch entgangen.
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  • Dzień 2

    Ab Olfen grüßt man

    22 września 2020, Niemcy ⋅ ☀️ 22 °C

    Ich liege ab 3.30 Uhr wach und rechne aus wann ich den ersten Kaffee bekommen kann. Seufzend versuche ich noch etwas Schlaf zu bekommen. Ausgeschlafen wird das Stück nach Greven heute bestimmt entspannter. Um 7 habe ich lang genug gewartet und stolpere die steile Stiege hinunter. Jetzt bloß nicht fallen, denk ich und werde laut vom Hund begrüßt. Frühstück mit Tina, ganz in Ruhe.

    Ich verlasse die Zechensiedlung und erreiche das Dattelner Meer. Hier treffen sich der Wesel-Datteln-Kanal und der Dortmund-Ems-Kanal. Schleier liegt auf dem Wasser. Schade, dass so etwas auf Fotos nie wirkt. Der Dortmund-Ems-Kanal wird später mein Wegweiser bis hinter Münster sein. Aber vorher geht es nach Olfen. Den Weg dahin habe ich, an einem alten Kanalstück entlang, ganz für mich. Ab Olfen wird es voller. Ab hier grüßt man sich. Nach all dem Blickeausweichen im Pott im gestern, eine schöne Abwechslung beim Fahren. Lächeln nicke ich den anderen Radlern zu und trete vor mich hin. 20 km/h, Material schonen. Trotzdem erwische ich ein Schlagloch. Meine, zugegeben zu volle, Lenkertasche sackt ab. Plastik bricht. Ich seufze und packe die Sachen in die vollen Gepäckträgeraschen um. Mit weniger drin könnte es halten. Ich klebe es abends mit Gewebeband.

    In Lüdinghausen treffe ich wieder auf den Kanal. Ich folge ihm mal links, mal rechts. Aber meistens fahre ich Umleitungen, weil Brücken oder Wege gesperrt sind Das nervt mich. Ich setze mich ans Wasser und genieße die Sonne.

    Mittags brauche ich Kalorien und ein Klo. Eine Umleitung führt mich in einen kleinen Ort in dem es zwar kein schönes Café, dafür aber Pommes gibt. Dabei lausche ich dem Dorftratsch. Gestärkt geht es weiter am Kanal entlang. Das blaue Band schimmert immer an meiner Seite, ab und zu leuchten erste Pfanzen rot und gelb. Heute ist der Herbst weit weg. Mein Fleece habe ich schon an der ersten Kreuzung ausgezogen...

    Ich erreiche Münster. Mich zieht nichts in die Stadt rein, sondern ich fahre kilometerweit die Uferpromenade hoch. Es ist voll. Die Leute liegen in der Sonne oder schwimmen. Kurz spiele ich mit dem Gedanken auch reinzuspringen... Es ist ganz schön warm und die Radwege sind kleine Buckelpisten. Die Lenkertasche hält.

    Hinter Münster treffe ich auf den Elbradweg. Die nächsten Tage mein Begleiter. Ich fahre noch bis nach Greven. Mein Ziel heute ist ein Kinderbauernhof. Ich bin die einzig auf dem Platz. Das Zelt ist in ein paar Minuten aufgebaut. Auf die Dusche freue ich mich. Wäsche ist auch dran.

    Ich fahre noch mal in den Laden, weil ich Lust auf Gemüse habe. Dann mache ich es mir gemütlich. Lese ein paar Seiten. Eine Ziege kommt vorbei, schaut was ich so treibe.

    91 Kilometer waren es heute. Am Wasser fahren ist schön, aber es geht immer nur gerade aus. Logisch, hätte ich mit rechnen können. Die Elbe bringt mehr Abwechslung mit sich.

    Ich kuschel mich in den Schlafsack und merke erleichtert wie warm er ist. Morgen geht es zurück zum Radweg und dann bis Bad Bentheim.
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  • Dzień 1

    Aufwärmrunde

    21 września 2020, Niemcy ⋅ ☀️ 25 °C

    Weingeruch empfängt mich in der Garage. Eine Flasche ist aus dem Regal gepurzelt und zersprungen. Vorsichtig kehre ich die Scherben auf und schiebe das Rad in die Sonne. 19,3 Kilo landen heute Vormittag an meinem neuen Trekkingrad. Ich bin aufgeregt und kann es kaum erwarten los zu fahren. Ein letzter Kaffee im Stehen, dann starte ich mein kleines Abenteuer direkt vor der Haustür.

    Ich brauche ein paar Meter, um mich an das Gewicht des Rades zu gewöhnen. Abends werde ich noch mehr Druck auf die Reifen geben müssen. Ich brauche keine Karte, der Weg heute ist einfach. Schnell lasse ich die ersten Straßen hinter mir und gelange in den Bochumer Westpark. Jetzt geht es immer geradeaus. Das neue Rad fährt sich trotz Zuladung super. Was für ein Unterschied zum 40 Jahre alten Carrera-Rad! Mit 29 km/h fahre ich über die Erzbahnschwinge bis zur Zoom-Erlebniswelt in Gelsenkirchen. Von hier aus geht es über trockene Kieswege immer am Rhein-Herne-Kanal entlang nach Datteln. Die Taschen sitzen noch nicht optimal und wackeln. Ich justiere ein paar Mal nach, dann wird es besser. Eine schlecht ausgeschilderte Umleitung führt mich durch die Reeser Mark bis ich wieder auf den Kanal stoße.

    Ich habe viel Zeit und trete langsam vor mich hin. Zweimal setze ich mich am Wasser in die Sonne. Ich übe Langsamkeit. Entspannte 70 Kilometer werde ich die nächsten Tage jeweils zurücklegen. Coronabedingt habe ich alle Campingplätze vorgebucht.

    Am Wasser gibt es immer wieder Biergärten, montags bleiben sie alle dicht. Nach 45 Kilometern bin ich warm gefahren und bekomme gegen halb zwei doch noch ein alkoholfreies Weizen direkt am alten Schiffshebewerk in Henrichenburg. Das Museum ist aber geschlossen.

    Noch ein Stück an der Bundesstraße entlang, schon ist die heutige Etappe geschafft. Das Zelt bleibt noch in der Tasche. Ich bekomme ein Bett bei Tina in einem gemütlichen Zechenhaus direkt unterm Dach.

    Heute war das Wetter super, aber es soll wechseln. Ich habe die Hoffnung, dass ich in dem großen Outdoorladen noch eine lange Radhose bekommen, aber er ist wie leergefegt. Räder und Zubehör seien nur noch schlecht zu bekommen... Wir gönnen uns ein Eis und verquatschen den Nachmittag unter einem großen Maulbeerbaum am Teich. Gegen 19 Uhr beginne ich in meinen kurzen Sachen zu frösteln und ich frage mich, ob ich gut genug ausgestattet bin für die nächsten Tage im Freien. Ich bin froh die dicke Jacke eingepackt zu haben.

    Um 22 Uhr 30 krabble ich die Stiege zu meinem Bett hoch und kuschel mich mit den ersten Anzeichen von Muskelkater in Armen und Beinen ins Bett. Die dicke Decke würde ich gerne mit auf meine Reise nehmen, aber der Schlafsack wird bestimmt auch ausreichen. Hoffe ich.
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