Ruhrpottkind, das nie mutig war. Mit einer Erkrankung kam die Lust auf Abenteuer: Spontan 1300 km mit dem Flohmarktrad & Zelt bis nach Skagen. Inzwischen auch wandernd unterwegs. L(i)ebt Kaffee im Morgengrauen, Begegnungen & die Schönheit in Dingen. Read more Bochum, Deutschland
  • Day 7

    Abschied

    March 1, 2022 in Portugal ⋅ ☁️ 17 °C

    Frühstück im Innenhof. Vögel, das ständige Surren der Trams. Ich will am liebsten direkt für das nächste Frühjahr buchen...

    Um ein paar Ecken, kurz warten an der Mittelstation der berühmten Tram 28. Einziger Touri. Die Menschen nicken mir zu: Such dir den besten Platz aus. Noch gibt es keine nervigen Touristenströme, die die kleinen Wagen überfüllen, das Zu- und Aussteigen auf der Strecke unmöglich machen. Wir rattert durch die Stadt. Enge Kurven, schmale Gassen, scharfes Bremsen, Klingeln und alles weicht aus.

    Aussteigen im ehemaligen Armenviertel. Tüten voll Obst und Gemüse aus den kleinen Läden für ein paar Münzen. Tomaten mit Geschmack, Sonne in Orangen. Die orangenen Früchte findet man überall mitten auf den Strassen in Lissabon. Grinsend die eigentlich vom Markt verschwundenen Dinokekse mit Schokolade für Zuhause eingekauft - man findet sie immer in den kleinen Läden im Süden. Pastel de Nata im Pappkarton. Ein letzer Kaffee auf roten Plastikstühlen unter dem großen Baum. Links die Linie 28, rechts das große Bild mit der Frau mit der Nelke im geschulterten Gewehr. Nelkenrevolution, der Putsch 1974 gegen die autoritäre Diktatur des Estado Novo. Ein paar lockere Worte mit Senioren in der Sonne. Dann ruft die Zeit. Der Flug rückt näher, die Antworten auf den kleinen Spendenaufruf in meinem Postfach holen mich zurück in die Welt. Eine Welt, die ich in den letzten Tagen hier so schön ausschalten konnte.

    Atmen. Frühling mitnehmen.

    Tschüss, Lissabon im Februar, du perfekte Zeit. Ich habe einen neuen Zufluchtsort und ich komme zurück.
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  • Day 6

    Bonustag

    February 28, 2022 in Portugal ⋅ ☀️ 17 °C

    Ein Brötchen mit Käse (klappt heute schon besser mit dem Bestellen), dann raus zur Bushaltestelle und 3 Stunden Plus ist Lissabon. Der Kellner von gestern steigt später zu. Eir wechseln kurze Worte, verabreden uns zu einem Kaffee in der Sonne. Landschaft fliegt an mir vorbei. Ich lasse die Bilder der letzten Tage Review passieren. Storchennester in den Strommasten. Ich zähle 14 in einem Einzigen.

    Kaffee in der Sonne. Eingeladen. Kultur, politische Bildung, Krieg, Pläne und Wünsche. Eine tolle Begegnung. Aber nach einer Stunde zieht es mich in die Stadt. Kaffee und Pastel de Nata, warm mit Zucker und Zimt in einer kleinen Bäckerei, den Blick auf die Produktion. Fässer mit Pudding. 1 Minute liebevolles Formen je Stück, 4 Leute, Ofen, Strom, Nebenkosten, Kaffee und Pastel 1,50 Euro...

    Die Idee für den Rest des Tages: Diese Stadt verstehen. Mit der Fähre rüber nach Armada zum großen Christo Rei. Blick auf die Brücke, über die Stadt. Fußweg durch die steilen Gasse immer richtig Statue. Sie ist wirklich riesig. Zwischen den Touristenbussendurch Selfie-Promenade.

    Die Brücke singt. Sie vibriert und der Lärm überlagert alles. Ich fand den Blick von der Fähre noch schöner. Die Stadt mit ihren Hügeln, das ahne ich, verstehe ich heute nicht. Ich muss wohl wieder kommen und alle Aussichtspunkte durch die Straßen erklimmen.

    Zurück verliere ich mich in den Gassen, ein Bier für einen Euro in einer kleinen Bar und plötzlich wird mir klar, warum es hier so anders ist als in Barcelona. Es fehlen die ständigen Ambulanzen, das allgegenwärtige Knattern dee Mopeds. Ich setze über. RIESENCHURROS vom Kirmesstand. Mein kindliches Herz schlägt höher. Bahnen mit Wagons für Surfbretter und Menschen, die wirlich Surfbretter über die Schulter tragen. Ich schlender durch die Gassen bis ich müde werde. Essen in der Gasse. Suche nach einem Eis. Weit gelaufen, zurück mit einem rasenden Kleinbus. Dunklen kleinen Gassen ausweichen, zurück in das kleine B&B im Herzen der Altstadt. Gute Wahl. Gute Stadt.
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  • Day 6

    Resumé Fischerweg

    February 28, 2022 in Portugal ⋅ 🌙 6 °C

    Fischerweg in Portugal

    Klare Empfehlung!

    Für mich war der Weg ein Naturspektakel mit viel Ruhe und Weite. Ich konnte mich nicht satt sehen an dem Ausblick, den Formen und Farben und kann mir vorstellen ihn wieder und wieder zu gehen.

    Mit mittlerer Fitness war der Weg für mich auch als erste mehrtägige Wanderung mit Gepäck gut machbar. Durch den Sand ist es jedoch sehr anstrengend. Die kurzen, steilen Steigungen sind gut zubewätigen - und ich hasse Berge, aber man muss unbedingt trittsicher sein.

    Ende Februar war es schon sehr warm. Wind war kein Problem. Regen ist möglich. Abends wird es schnell frisch, nachts habe ich in den nicht beheizten Unterkünften oft gefroren.

    Ich habe wenig Wanderer getroffen. Sonntags ist es etwas "voller" auf dem Weg. Durch die logischen Etappen trifft man aber sein Grüppchen immer wieder.

    Der Fischerweg ist Teil der Rota Vicentina. Er ist mit einem blauen und einem grünen Balken und blauen Pfeilen sehr gut markiert. Es gibt im Netz unterschiedliche Aussagen über die genaue Länge. Meist ist der 75 Kilometer lange Abschnitt zwischen Porto Covo und Odiceixe gemeint. Der "thrilo dos pescadores" verläuft jedoch noch weiter bis Kap Cabo de Saõ Vicente (125 km) Parallel verläuft (eher im Hinterland) zudem noch der 230 km lange Historische Weg eher im Hinterland. Dieser ist im Gegensatz zum Fischerweg auch radtauglich. Zusätzlich gibt es Rundwanderwege.

    Im Netz findet man Infos unter www.rotavicentina.com. Man kann eine Karte des Vereins kaufen, der den Weg pflegt.

    Auch Rother hat einen Wanderführer veröffentlicht.

    Die beste Beschreibung und GPS-Daten bietet meiner Meinung nach der Eskapist auf seinem Blog: www.der-eskapist.de

    Rahmendaten "kurzer" Fischerweg
    - 75 Kilometer
    - beide Richtungen möglich
    - unterteilbar in 4 (ggf. 3) Etappen
    - vorrangig unbefestigte Pfade
    - Untergrund Sand, lose Steine, unebene Steinformationen
    - Trittsicherheit zwingend erforderlich
    - einzelne steile Anstiege
    - Schwindelfreiheit ist sinnvoll
    - nur in kühlen Jahreszeiten zu empfehlen

    Übliche Etappen:
    - Porto Covo - Vila Nova de Milfontes (20 km/8 Stunden)
    - weiter nach Almograve (15 km, 6 Stunden)
    - weiter nach Zambujeira do Mar (22 km, 6,5 Stunden)
    - weiter bus Odeceixe (18,5 km, 8 Stunden mit viiiiieeel Pause)
    - oder durchlaufen bis Lagos ;)

    Unterkunft & Verpflegung
    - Unterkünfte in allen Orten
    - Schlafsaal, B&B, Hostel oder Hotel
    - kein Zeltplatz in Almograve, Wildcampen verboten
    - Supermärkte vorhanden (oft nur Minimarkt, häufig erst ab 9)
    - Imbiss, Bäckereien und Restaurants
    - saisonale Schließung möglich, aber man bekommt genug
    - unterwegs nur auf 2 von 4 Etappen Versorgung
    - kein Trinkwasser unterwegs

    Unterkunfttipps:

    Blue Guide
    Largo do Rossio no18 1oEsq 7645-310 Vila Nova de Milfontes, 7645-310, Portugal

    Almograve Beachhostel
    Rua do Brejo Longo nº8, 7630-017, Portugal

    Was noch?
    - Ein paar Vokabeln helfen sehr. Viele Menschen sprechen kein Englisch.
    - Gerade auf den Strandparkplätzen gibt es auch mal Hunde.
    - Wasserläufe können frisch sein oder auch Abwasser. Leitungswasser eher nicht trinken, schmeckt schlimm ;)
    - Der Atlantik ist tükisch und die Wellen haben enorme Kraft.

    Funfacts:
    - Falsche Wege sind durch gekreuzte blaue und grüne Balken markiert. Kleine Hilfe für Träumer...
    - Den Ort Odiceixe spricht man Ohdzäsch aus (arabischer Ursprung)
    - Bacalhau ist ein traditionelles Gericht in Portugal. Der eingesalzener Kabeljau wird in unzähligen Varianten serviert, die mehr oder weniger Rückschlüsse auf die Ursprungsform Fisch zulassen. Der Fisch selbst ist jedoch in Portugal nicht heimisch und wird importiert.
    - ATM-Automaten können alles. Du kannst an den Bankautomaten Geld spenden oder ein Konzertticket kaufen.
    - Kleines Wort, große Botschaft: Männer bedanken sich mit obrigado, Frauen mit obgrigada. Immer mehr Frauen nutzen jedoch trotzdem obrigado bzw. allgemein wird die Kurzform obrigad oft sehr bewusst gewählt.
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  • Day 5

    Den Moment nutzen

    February 27, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 18 °C

    "Quero um café e um croissant, por favor."
    "Quer comer aqui?"
    Ich nicke müde. Ich bin müde, hatte wenig Schlaf. Frühstück mit dem Iren. Langsam los. Heute ist mein letzer Tag auf der Rota Vicentina. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit, könnte noch weiterlaufen bis ganz runter zum Kapp. 20 Kilometer, ich gehe extra langsam.

    Ein plätschernder Bachlauf, zwei Mal hoch und runter, Tritte suchen, dann bin ich warm. Ich laufe am hinteren Zaun eines Tiergeländes lang. Lamas, Strauße, Zebras... Es bleibt sandig und warm. In einem Pinienwäldchen leere ich wiedermal Sand aus den Schuhen.

    Heute gibt es ein paar Buchten, aber keine Strandpassagen. Nach 8 Kilometern steige ich in eine Bucht ohne Fussspuren hinab. Der Pfad den ich nutze wird von einem kleinen Wasserfall umspült. Glitschig. Nicht fallen! Und noch nicht an den Aufstieg denken. Pause im Sand ganz allein vor den tosenden Wellen. Allein im Atlantik "schwimmen", Check. Ich mache noch gefühlt 200 Fotos. Jemand steigt hinab, auf einem noch schlechteren Pfad. Ich sorge mich ein wenig. Dann erkenne ich den Iren an seiner Kleidung und entspanne mich. Der weiß was er tut.

    Aufstieg. Der sonnendurchflutete Nebel der Gischt über saftigem Grün auf dem Hang. Ich suche lange nach dem Wort, das meine Stimmung dazu beschreibt: Mystisch. Weiter über Sand und Felsen. Dann knicke ich um. Das nie richtig verheilte, instabile Sprunggelenk. Ich habe schon drauf gewartet. Ich laufe den Schmerz raus und noch während ich mich ärgere, knicke ich erneut weg. Auf einem Abstieg im Gebüsch. Ich falle nach vorn, schlage mir die Knie auf, ein Ast ratscht mir den Arm auf. Der Fuß wird sofort heiß, Adrenalin schießt ein. Mir ist schlecht und schwarz vor Augen. Mühsam geht es mit Steigung aus dem engen Gebüsch heraus. Ich setze mich auf die Klippe, stille das Blut und stelle erleichtert fest, dass alles gut ist.

    Ich trote zwei Wanderern hinter her. Sie folgen dem Weg. Ich folge ihnen. Mir folgt der Ire. Und bald lachen wir alle über den mühseligem Umweg auf heißem Asphalt, den wir nehmen, statt an der Küste abzukürzen. Smalltalk, Politik, Ukraine. Dann zieht er von danen. Er will den Abendbus kriegen.

    Meine Laune hellt sich auf als ich die Bar auf der Klippe entdecke. Ich setze mich auf eine Mauer, lehne mich an die warmen Steine, schlüpfe aus den Schuhen und genieße Kaffee und Kaltgetränk. Der Kellner kommt aus dem Osten - Sachsen, dann Mecklenburg, hilft bei Freunden aus. Ich starre auf den Horizont, bestelle nach. Irgendwann gebe ich mir einen Ruck, doch der Kellner mahnt zu bleiben.
    "Es wird nicht schöner. Bleib noch. Schuhe wieder aus, was möchtest du essen?"

    Und er hat Recht. Nach tollem Essen mache ich mich um 4 Uhr auf den Weg. 8 Kilometer zu gehen. Weniger Fotos, den Sonnenuntergang im Kopf. Die Hitze ist verschwunden, die Sonntagsausflügler auch. Nach 2 Kilometern verabschiede ich mich vom Meer und steige in ein Fußtal hinab. Der Weg auf Asphalt, das Tal in wunderschönes Abendlicht gehüllt. Camper rasen an mir vorbei, suchen gute Plätze für die Nacht. Eine junge Frau mit Rad schlägt ihr Zelt auf, verborgen vor dem Verkehr, aber nicht vor mir. Schafe stehen auf der Straße. Ich genieße jeden Schritt. Mit den letzten Sonnenstrahlen erreiche ich mein Ziel.

    Ich habe mich auf ein ruhiges Bier gefreut, darauf andere wieder zu sehen. Aber alles ist laut und durcheinander. Karneval. Ich checke ein, gehe noch eine Pizza essen, beende den Abend früh im kalten Zimmer. Es kann nicht alles Highlight sein.
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  • Day 4

    Ein besonderes Band

    February 26, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 17 °C

    Ich starte mit zwei Kaffee in den Tag. Es ist noch kühl, aber die Vögel kündigen einen tollen Tag an. In der Gemeinschaftsküche erfolgt ein kurzer Wetterbericht. Dann auf zum Minimarkt. Die Wanderin aus Finnland frühstückt vor dem Laden. Sie hat ein paar Wochen in Lissabon verbracht und ich erfahre, wie ich den halben Tag auf der Rückreise gut nutzen kann. Der Ire kommt hinzu. Ich bestelle mit Händen und Füßen, "sim" und "não" ein Sandwich - aber ohne den "buem" Schinken. Ich bekomme ein kleines Brötchen mit Käse und kaufe lieber noch ein paar Nüsse. 21 Kilometer liegen vor mir. Weit vor 9 Uhr - ich bin früh.

    Es geht über eine Schotterpiste. Sehr gut zu laufen und ich genieße es, Wellen und Gischt zu beobachten ohne schauen zu müssen wo ich hintrete. Ich liebe den Atlantik, die Felsen, die Farben und ich sauge meine Umgebung mit allen Sinnen auf. Doch bald kommt wieder der Sand. Ich arbeite mich vor, froh, dass der Sand nicht trocken ist. Bei den Anstiegen kann ich die Fußstapfen meiner Vorgänger*innen nutzen. Ich erkenne das deutsche Ehepaar, die mir unbekannte Spur und natürlich Caro mit den Stöcken. Ich schwitze, die Sonne ist jetzt schon sehr stark.

    Ich überhole zwei junge Frauen aus Italien. Hinter mir erkenne ich bald den Iren und die Finnin. Auf jedem Camino hast du deine Gruppe...

    Der Ire ist ohne Gepäck unterwegs (ich möchte auch so fit sein in seinem Alter!). Er zieht während einer meiner Fotopause an mir vorbei. Ich stampfe durch den Sand langsam hinter ihm her. Der Fischerweg ist übrigens super für alle die beim Wandern vergessen, auf die Markierung zu achten. Abgesehen davon, dass die Richtung ganz klar ist (links Land, rechts Wasser, immer gerade aus... :) ), ist die Markierung Klasse. Nicht nur der Weg, sondern auch falsche Wege sind gekennzeichnet.

    Heute geht es den ganzen Tag auf der Steilküste lang. Bald erreiche ich einen Wald. Ich nutze einen Baumstamm um Sand auszuleeren (ich habe riesen Respekt vor Blasen). Die Finnin läuft lachend an mir vorbei. Dann kommt Caro!
    "Ich dachte du bist vor mir!"
    Schnell klärt sich, dass es eine weitere Person mit Stöckern geben muss. Wir lachen, tauschen Erlebnisse der letzten Tage aus und reden über alles und nichts. So läuft es sich leicht.

    Bald erreichen wir den Leuchtturm Farol Cabo Sardão. Wir laufen an Lämmern vorbei. Im Ort gibt es einen Minimarkt. Die alte Dame hinter der Theke lächelt und erzählt mir mit strahlenden Augen. Es klingt wie "Du erinnerst mich an...", aber vielleicht warnt sie mich auch vor der Sonne. Die Sprache klingt so schön, aber entweder du kannst es direkt ableiten oder du kommst nie drauf... Ich hätte gern gewusst, was sie sagt.

    Wir kaufen uns Kaffee und Kuchen. Gönnen uns diesen Moment. Die Finnin kommt dazu. Und die beiden Italienerinnen. Wir quatschen und lachen und ich will diesen Moment für immer wahren. Die beiden Italienerinnen sind mit einem Rucksack, einer gebrochener Schulter und einem gebrochenem Arm unterwegs.
    "So, Snowboarding is dangerous?"
    "Sim."
    Eine Katze hüpft bei der Finnin auf den Schoss, schläft ein. Bevor es zu entspannt wird, brechen wir auf.
    "Sorry, but you can't take a cat to the trail!"
    "You have to stay here. Sleeping cat, you know the rule..."
    "Do YOU wan't the cat?"
    Wir albern herum. Dann ziehen Caro und ich weiter. Ich genieße die Zeit, die Landschaft, Caros Gesellschaft. An der Steilküste brüten Störche. Wir machen Mittag, sehen staunend zu.
    Die Kilometer verfliegen. Bald sind 15 km um. Caro gönnt sich noch ein Päuschen. Mein Ziel ist der Schuppen auf dem nächsten Berg, der eine Bar sein könnte. Ich kraxel eine Treppe runter und laufe die Straße hoch. Die Bar- ja, es ist eine! - fest im Blick. Kaffee und Bier, ohne. Schöne Pause.

    Ich komme an einem tollen Fotomotiv vorbei. Eine schräge Minihütte auf einem Felsvorsprung über dem Meer, daneben ein Stuhl. Ich will es fotografieren, aber der knurrende Hund, der mich schon einige Meter begleitet, hält mich doch davon ab.

    Die letzten Meter sind schwer. Heute wurden die Wege zwar immer weniger sandig, aber die Füße sind dick und heiß, die Sonne brennt und vor mir liegen 3 Kilometer Asphalt. Ich komme an Caro vorbei, die eine Pause im Schatten macht. Dann treffe ich Niederländer mit Camper, wir reden eine Weile über das tolle Land. Ich schwöre, dass mein Herz trotzdem in Zeeland (NL) bleibt.

    Dann holt Caro auf. Wir steigen zusammen eine ewig lange Treppe in eine Bucht hinab. Staunen, kühlen Füße, finden Seeanemonen und ich MUSS ins Wasser. Aber nur hüfttief. Die Strömung zerrt so stark, dass ich nur schnell untertauche und wieder festen Boden suche. Ich habe in den letzten Tagen all die Kraft des Wassers gesehen und gehört. Ich habe tiefen Respekt.

    Die Sonne spiegelt sich auf den nassen Felsen. Wunderschön.
    Ein toller Abschluss für einen großartigen Tag - der mit 197 Stufen endet. Das jedenfalls ruft die Portugiesin uns zu, die lachend an uns vorbei springt.

    Caro biegt zum Campingplatz ab. Ich treffe das deutsche Ehepaar im Laden. Draußen rede ich lange mit einem jungen Portugiesen über den Ort, die fehlende Arbeit, Covid und seine Träume. Später sehe ich noch dir Finnin beim Sonnenuntergang und die Italienerinnen bei der Suche nach Essen. Lachen. Verbunden sein und doch getrennt unterwegs. Das ist ein so schönes Band.

    Essen finden ist schwer. Alles ist zu. Die Bar, die ich betrete schließt gerade. Ich bekomme noch ein Sandwich. Es kommt mit Thunfisch. Aber zum Glück war es nicht meins. Kurzerhand wird es zum Nachbartisch getragen, obwohl ich schon fast reingebissen habe... ;)

    Ich betrete mein Zimmer. Es ist warm! Keine ausgekühlten Wände, dicke Decke. Nichts macht mich gerade glücklicher.

    Ein wenig traurig schaue ich auf den Tag. Heute früh lagen zwei riesige Etappen vor mir. Ich war mir noch immer nicht sicher, ob ich sie schaffe. Nun ist morgen schon das Ende erreicht.
    Aber ich bin froh über meine kleine Reise, über den Mut, all die Eindrücke und die tollen Menschen.

    Müde, kaputt. Bereit für den nächsten Tag. Der startet mit Berg, das habe ich schon gesehen...
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  • Day 3

    Bom caminho

    February 25, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 18 °C

    Draußen Möwen. Das Bett ist sooo warm und soooo bequem. Ich horche vorsichtig in meinen Körper hinein.
    Was machst du, Hüfte?
    Schultern, konntet ihr euch erholen?
    Geht es euch besser, Füße?!!
    Alles gut.

    Ich bleibe liegen bis ich leises Klappern aus der Küche höre. Ich ziehe die Wandersachen an und stelle direkt fest, dass ich das Fleece bereits gestern hätte waschen sollen. Ich rieche nach unterwegs. Feuchte, leicht angeschwitze Sportbekleidung hat ihren ganz eigenen Geruch. Das kenne ich von den Radreisen. Aber auf Radreisen betrete ich außer Supermärkten keine geschlossenen Räume.
    Egal.

    Ich sitze im Gemeinschaftsraum mit einem 60jährigen Iren, der den Weg ebenfalls läuft und einem Ehepaar, da zwei Monate in der Region verweilt, weil sie es hier auf einem Kurztrip im Dezember so schön fanden. Wir reden über den Weg, den kommerziellen Camino, das Wetter, die Schönheit Portugals. Zwischendrin kommen Kaffee, Saft und immer mehr Essen. Liebevolles Frühstück mit Wortmix und Gesten. Herzlich. Ich fühle mich fast ummuttert. Aber nur fast. Mich hat hier nich niemand erstaunt gefragt, ob ich allein gehe. In Deutschland fragen das alle.

    Der Ire spricht es aus. Taurige Ukraine. Ich atme tief ein. Ich weiß, dass der Krieg begonnen hat. Aber ich habe es ausgeblendet, keine Bilder gesehen, nur fassungslos, wütende und traurige Posts in meinen Netzwerken überflogen. Ich brauche aber auch keine Bilder. Ich weiß wie es aussieht, wenn Menschen aus Verzweiflung fliehen, weil nichts mehr sicher ist, wenn Menschen sterben. Hier ganz am anderen Ende von Europa ist alles so weit weg. Der Ire spricht aus, was ich verdrängt habe. Ich lausche den Möwen und bin traurig, kaue auf dem Brot, das nur mehr wird im Mund.

    Alu zum Einpacken. Enttäuschte Blicke, weil ich den "buem" Schinken liegen lasse. Auf geht es zum kleinen Fähranleger am Rio Mira. Ich kürze direkt um 3 Kilometer ab. 25 Katzen leben auf dem Steg. Das weiß ich, weil sie alle um mich herum stehen und liegen. Und weil es auf einem Aushang steht. Maria sorgt für sie. Und sie fährt Touristen mit einem kleinen Boot übers Wasser. Mich auch. Wir kommen ins reden. Über die Hunde auf dem Trail. Über ihre Katzen. Über das Glück nicht dort leben zu müssen wo es kalt ist. Sie wirkt glücklich. Ich hoffe, dass sie es ist.

    Weiter am Strand. Aber bald muss ich auf den Trail zurück, weil die Steilküste anfängt. Es geht über einen Parkplatz auf denen ein paar Camper frühstücken. Mein nächstes Projekt... Dann weiter bergauf und über eine riesen Kuheweide. Die Sonne brennt ziemlich. Ich creme mich lieber noch mal ein.

    Heute verläuft der Trail häufig etwas mehr vom Wasser entfernt. Das Tosen der Wellen ist unüberhörbar. Es gibt bessere Wege, dafür geht es oft durchs Gebüsch. Es ist ziemlich zugewachsen. Irritiert blicke ich auf die Wegmarkierung, die mich im Gestrüpp begleitet. Aber das soll so. Also mit dem schweren Rucksack in die Knie gehen und durch Zweige und Ranken quetschen. Es ist nicht wirklich kühler, die Wärme steht eher, der Wind fehlt. Ich habe Sorge was alles an meinem Rucksack, in meinen Haaren und im T-Shirt krabbelt. Und mache weiter brav Gymnastik im Dickicht. An einer der engsten Stellen kommt mir ein Wanderer entgegen. Wir lachen.
    "Bom caminho!"
    "Sim, bom caminho!"

    An den Spuren im Sand erkenne ich die anderen. Es sind weiter 6. Caro nutzt Stöcke, die junge Belgierin läuft immer barfuß, die Schritte nahbeinander sind vom Ehepaar. Die restlichen gehören dem Iren und jemandem, den ich noch nicht kenne. Auf jedem Weg hast du deine Gruppe zu der du gehörst und die du immer wieder triffst. Camino-Gesetz.

    Immer wieder geht der Weg zurück zur Küste. Grandiose Ausblicke, riesige Wellen, wahnsinnige Felsformationen. Ich könnte ewig hier sitzen. Darf ich auch. Ich habe Zeit für 13 Kilometer. Die nutze ich. Am Ende brauche ich sie auch. Der Weg geht wieder auf der Steilküste durch Sand. Die Schritte werden langsamer. Ich mache Pause mit Aussicht auf einen ewige Strand. Ob ich stattdessen am Wasser laufen kann? Ich sehe, dass das Wasser bis an die Felsen ging. Wann kehrt es zurück? Schaffe ich es bis zur Treppe? Kommt eine Treppe? Ich versuche es nach einem Blick in die Karte. Auf der Hälfte gibt es eine Treppe. Das schaffe ich. Auch, wenn das Wasser steigt. Die Treppe stellt sich als Tau und schlammige Absätze heraus heraus. Ich kletter sie trotzdem hoch. Abends erfahre ich, dass es keine zweite Treppe gibt. Alles richtig.

    Ich trotte durch den Sand. Der Pfad schlängelt sich durch die Dünen. Ich brauche mein ganzes Wasser. Ich kann noch gehen, aber ich möchte jetzt ankommen. Das Dorf liegt zurückgesetzt. Ich bleibe noch kurz am Strand. Wenn ich oben bin, gehe ich heute nicht mehr ans Wasser.

    Ich komme im Ort an. Wasser und Radler auf einer Wiese am Picknicktisch. Heute bin ich 13 Kilometer in sechs Stunden gelaufen. Ich schaue auf dem Blog nach, den ich zu Orientierung nutze. 5 1/2 Stunden sind hier vermerkt. Ich denke, fitte Wanderer sind schneller, aber für mich war das heute gut. Ich bin zwei Tage in Folge mit Gepäck durch Sand gestapft. Gestern wusste ich noch nicht, ob ich das kann.

    Ich laufe zum Hostel. Der Schlüssel ist hinterlegt. Schöne Ausstattung, aber 50 Euro für ein simples Stockbett in dem man sich nicht mal anlehnen kann, finde ich happig. Ich dusche und wasche in der Hoffnung, dass es in der Nachmittagssonne trocknet. Einkaufen. Im Dorf treffe ich das Ehepaar. Sie sind auch in meinem Hostel. Auch Caro mit den Stöcken sehe ich wieder. Wie es mir ergangen ist und ihr? Wir quatschen und lachen.

    Auf der Terrasse trinke ich einen Cappuccino und gönne mit eine Pastel de Nata. Als gute Deutsche koche ich um 17.30 Uhr. Nudeln mit Soße. Tomaten und Gurke aus der Sonne, schmeckt man sofort. Eine Finnin leistet mir Gesellschaft.

    Dann kuschel ich mich ins Bett. Es ist echt kalt in den Räume. Ich bin froh, dass ich Ski-Unterwäsche mit habe. Ich hatte Angst vor kaltem Wind und wollte sie schon zurück schicken. Ich bin froh, dass ich sie habe. Trotzdem geht ohne Zusatzdecke nichts.

    Morgen wird ein langer Tag. In meinem Kopf werden die Routen jetzt kürzer. Das stimmt aber nicht. Es warten noch zwei 20-Kilometer-Etappen auf mich. Aber sie werden weniger sandig und damit leichter. Mein Kopf hat daraus kürzer gemacht. Also muss ich mental ein wenig nacharbeiten.
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  • Day 2

    Beste Entscheidung!

    February 24, 2022 in Portugal ⋅ ☁️ 17 °C

    Oh Mann! Wo fange ich an?
    Ich bin schockverliebt in diesen Weg. Falls ihr das lest, weil ihr überlegt: Geht!

    Ich bin heute 20 Kilometer von Porto Covo nach Vila Nova de Milfontes gelaufen. Der Weg geht immer an der Küste lang, aber selten am Strand. Es ist sehr sandig (und heute war der Sand zum Glück nass) und es geht immer mal auf und ab. Runter in die Bucht und an der anderen Seite wieder rauf. Wo der Weg mal etwas weiter zurückliegt, gibt es trotz des Naturschutzgebietes alternative Trampelfade, die ich genutzt habe, sobald sie ebenso breit wie der offizielle Weg waren. Man kann oft auch direkt am Strand laufen. Wundervoll, ewige leere Weite. Aber von Oben ist es ebenfalls wirklich schön. Aber es ist unglaublich anstrengend. Ich bin Wochenendwanderin, viele Kilo zuviel und Hüfte. Darum bin ich sehr langsam gegangen. Ich habe für die Strecke acht Stunden gebraucht. Mit vielen Fotopausen, zwei Picknickpausen, Sand-aus-Schuhe-Unterbrechungen und zwanzig Minuten Sonnenpause am Strand.
    Plant mehr Zeit ein. Hinter jeder Ecke sieht es anders aus. Wäre meine Handykamera nicht vom Regen feucht geworden, wäre ich noch immer unterwegs... ;)

    Aber von Vorne.

    Möwen. Ich bin früh auf, aber ich bleibe liegen. Der Supermarkt öffnet erst später. Kaffee unterm Zitronenbaum im Hinterhof. Zwei. ;)

    Vor dem Laden wartet schon eine Wanderin, Caro. Wir quatschen ein wenig, gehen aber getrennt los . Ich will das nicht teilen. Ich glaube sie auch nicht. ;) Ich treffe auch noch ein Ehepaar. Sie sind unsicher. Sie kennen den Weg aus dem Sommer und überlegen, ihn wegen dem Regen nicht zu gehen. Ich bin kurz irritiert, aber ich sage: Ich bin hier. Ich laufe. Und die Nässe war gar nicht das Problem. Trittsicher muss man ohnehin sein. Spannender war für mich mit 10 Kilo auf dem Rücken das Gleichgewicht zu halten. Es gibt ein paar Stellen mit steinigen Auf- und Anstiegen. Und es gibt wirklich sehr, sehr viele Kanten an denen es tief runtergeht. Man kommt Ihnen mit der offiziellen Wegführung nicht gefährlich nah, aber ich schaue gerne drüber... :)

    Und dann geht es los. Ich bin sprachlos und weiß, dass ich all das nicht im Worte fassen kann. Geschweige denn in sechs Fotos, die ich hier laden kann. Stroffe Küstenlandschaften, ständig wechselne Kulisse, Buchten, die niemand erreichen kann, ewige Sandstrände, meterhohe tosende Wellen, ein Farbspektakel und Ruhe und Weite so viel man will.

    Der Weg schlängelt sich an der Küste lang. Nur kurz verliert man das Meer aus den Augen. Der Boden ist bis auf wenige Ausnahmen sandig, manchmal sehr sandig und oft steinig. Ich merke den ungewohnten Untergrund schnell in den Bändern. 4 Wanderer starten mit mir. Ich lasse mich zurück fallen und kann die anderen noch lange vor mir sehen. Aber ich gehe langsam. Staune, fotografiere und achte auf die kaputte Hüfte und das kaputte Sprunggelenk. Ich will ankommen und nicht nach zwei Tage abbrechen. Schon bald verlieren sich die Anderem im Horizont. Auf einem einsamen Strandabschnitt, über den der Weg führt, zähle ich sechs Spuren. Ich bin Nummer 7 auf dem Weg. Überholt werde ich den ganzen Tag nicht. Auf der ganzen Strecke treffe ich zwei Personen, die am Strand spazieren gehen.

    Gregory wiegt exakt 7,5 Kilo. Mit Wasser und Essen werden es 10 sein. Ich habe das trainiert. Letzes Frühjahr. Einstellungen und Geharten getestet. Versucht herauszufinden, wann die Hüfte weniger schmerzt. Gewohnt bin ich es aber nicht mehr. Aber es ist auch nicht so schlimm wie gedacht.

    Nach 13 Kilometern merke ich die Füße. Die nächsten Kilometer bin ich nur noch sehr, sehr langsam... Ich muss wirklich kämpfen. Ein Stück gehe ich einfach Barfuß. Erst als ich die Stadt am Horizont sehe, wird es besser.

    Ich steuere eine Pizzeria an. Pizza und Bier. Aber mir wird schnell klar, dass ich um 5 Uhr kein Essen bekomme. Ich trinke ein Bier in einer Straßenbar. Google nach einer Möglichkeit zu essen. 9 Minuten Fußweg können lang sein. Ich sitze nett und treffe das Ehepaar vom Morgen wieder. Wir lachen und machen uns gegenseitig Mut für morgen.

    Einchecken. Gutes Zimmer mit Frühstück. Eigenes Bad. Aber auch doppelt so teuer wie gestern. Ich will noch mal runter in die Bar. Aber die ist "fertig". Ich hole Bier to go, duschen, Wäsche. Die Füße sind dick und tun weh. Trotz Sand noch keine Blasen. Ich kann wirklich nicht abschätzen was passieren wird. Laufe ich mir die Füße wund? Macht die Hüfte schlapp? Naja, es gibt Schlimmeres als hier Zeit tot zu schlagen...

    Ich bin todmüde, alles schmerzt und ich kuschel mich ein. Mir ist kalt. Vielleicht habe ich ein wenig mit der Klimaanlage geheizt. Vielleicht. ;)
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  • Day 1

    Porto Covo

    February 23, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 16 °C

    Porto Covo ist der Startpunkt meiner kleinen Wanderung. Der Fischerweg ist Teil der Rota Vicenta. Er verläuft 75 Kilometer an der schroffen Küste, oft auf Trampelfaden. Man kann generell auch bis hinunter zum Cap laufen. Im Landesinneren verläuft parallel zudem noch der historische Weg. (Es gibt verwirrende Therorien über die Wege in den Foren, ich entscheide mich hier für diese Variante...)
    Ich laufe aber nur den Fischerweg. Von Porto Covo nach Odeceixe. 4 Etappen.

    Ich lasse den Abend in einer Bucht ausklingen. Ich war noch nie am Atlantik. Die Wellen beeindrucken mich schon. Den Weg für morgen habe ich schon gefunden. Erster Abschnitt 20 Kilometer. Sand. Wind. Ich esse lieber noch ein paar Nudeln für morgen. ;)

    Einfache Unterkunft für 20 Euro. Als ich im Bett liege fühle ich mich kurz seekrank. Klar 2400 Kilometer waren es heute. Aber ich schlafe gut.
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  • Day 1

    Lisbon

    February 23, 2022 in Portugal ⋅ ☁️ 17 °C

    Kurzer Umstieg in Madrid. In dieser Gegend war ich noch nie, aber die Landschaft von oben (Berge und Stauseen) hat mich neugierig gemacht - irgendwann einmal... ;) Der Terminal beeindruckt mich auch schon mal. Ich laufe einmal auf die andere Seite. Kurzes Frühstück in Madrid. Die Tatsache, dass die Mehrheit im Airport kurze Hosen trägt, macht mich glücklich. Alles besser als nass und grau.

    Gregory wird beim Boarding von zwei Airlinemitarbeitenden kritisiert. Ich tue so als verstehe ich das Problem nicht. Klappt. Schon sitze ich im Flugzeug. Rechts von mir George Cloony (mit Sakko, er scheint das mit den kurzen Hosen verpasst zu haben) und einem Typen aus Indien, der viel mit mir kommuniziert indem er mir Bilder auf seinem Smartphone zeigt. Der kurze Hüpfer nach Lissabon ist länger als beim Buchen gedacht- klar wir wechseln die Zeitzone und erfliegen uns eine Stunde. In der Abholzone hält ein Mensch ein Schild mit "Thommy Cloony" hoch. Ich grinse.

    Lissabon. Später geht es noch 160 Kilometer mit dem Bus weiter. Bestimmt ist Faro näher an meinem Ziel. Aber flugtechnisch war es finanziell und zeitlich die günstigster Alternative. Vielleicht ist das in der Saison anders. Oder mit mehr Vorlauf. Oder, wenn man etwas flexibler sein kann... Oder, wenn man viele Umstige mag. Mich machen sie nervös. Ich bin Deutsch Bahn sozialisiert. Jeder Umstieg ist eine zweifelhafte Sackgasse.
    Günstig war es nicht, aber hey: Lissabon in der Nebensaison!

    Ich fahre mit der Metro rein. 1,50 EUR, 3 EUR für Skipping, 6 EUR für den Tag. Noch günstiger mit den Mehrtageskarten. Was haben wir alles verpasst bei unserem Verkehrssystem?

    Ich habe 4 Stunden Zeit. Geplant habe ich nichts. Ich entscheide mich spontan für die Unterstadt. Einfach der Stadt lauschen. Auf dem Rückweg möchte ich noch ein paar Orte besuchen. Aber heute reicht mir ein Kaffee, eine frische Pastel de Nata aus einer der kleinen Bäckereien und der Blick auf die kleinen gelbe Tramzüge. Ich gehe es gemütlich an, genieße das T-Shirt-Wetter und laufe Treppen. Ich stehe in den Straßen und bestaune Fassaden. Schön, aber wusselig. Ich habe von ewig langen Schlangen gelesen, aber selbst am Elevador de Santa Justa ist nichts los. (Der 45 Meter hohe Turm verbindet die Stadtteile Baixa mit Chiado und Bairro Alto.) Touristen sind umso beliebter. Mir springt ein junger Mann in den Weg und zieht mich am Arm:
    "Komm essen!"
    Ich schaue ihn irritiert an:
    "Ich esse doch grad ein Eis."
    "Trotzdem!"

    Ich muss hier noch mal mit viel Zeit hin, um die Stadt besser zu erleben. Mit all ihren Stadtteilen, von oben und mit den Menschen, die hier leben.

    Ich habe mir jetzt ein paar wichtige Worte zurecht gelegt, vieles lässt sich ableiten. Zumindest in gedrückter Form. Gesprochen verstehe ich nur Bahnhof. Zum Busbahnhof geht es dann wieder mit der Metro. Letzer freier Platz im 4 Uhr Bus. Glück gehabt.

    Ich sitze hinterm Fahrer und schaue staunend auf den Tejo. Blaues Wasser mit Sonne habe ich wegen Corona schon lange nicht mehr gesehen. Draußen liegt die Landschaft vorbei. In Gedanken kommt ein Roadtrip durch Portugal auf meine Bucketlist.
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  • Day 1

    Viel zu früh

    February 23, 2022 in Germany ⋅ 🌙 2 °C

    4.00 Uhr. Zwei Kaffee im Bett.
    "Passt du gut auf?"
    "Immer."

    Schweigend durchs Dunkle zur Hauptstadt. Ich bin ein wenig aufgeregt. Ich bin ewig nicht mehr geflogen. Die Einreiseformulare stressen mich. Wahrscheinlich will sie nacher nicht mal jemand sehen. Ich überlege kurz Gregory aufzugeben. Ich weiß, dass er im gepackten Zustand nichts mehr mit den Handgepäckmaßen der Airline zu tun hat. Aber ich bin ja schon eingecheckt und lasse es darauf ankommen.

    In der Schlange vor der Security-Kontrolle gibt es kein Corona. Alles wie immer. Nur schneller. Also so schnell es mit Personen eben geht, die scheinbar nach jedem Flug vergessen wie der Ablauf ist. Kiste füllen, Ganzköperscan, Arme hoch, Maske ab, weiter... Ich schaue, ob mich noch ein Buch anlächelt, aber es bleibt bei Kaffee und Zimtschnecke.

    Boarding im spanischen Singsang... Gregory kommt als Handgepäck mit, mit viel Lächeln und ein bisschen Spanisch.

    Bis wir loskommen geht die Sonne auf. Eine Schleife über den Rhein. Ich liebe diesen Blick, diese Stadt, so lange war ich schon mit ihr verbunden. Dann Augen zu, aber ich schlafe nicht ein. Die Arbeit spukt noch im Kopf herum.
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